BasketballDie Geschichte der luxemburgischen Damenteams im Europapokal

Basketball / Die Geschichte der luxemburgischen Damenteams im Europapokal
Die Damen des Sporting waren die erste Mannschaft, die sich für die nächste Runde eines europäischen Wettbewerbs qualifizierte

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Am Mittwoch und Donnerstag starten der Gréngewald Hostert und der T71 Düdelingen mit Auswärtsspielen in die Gruppenphase des EuroCup, in dem in den kommenden Wochen für jedes Team sechs Begegnungen anstehen. Das Tageblatt nutzt diese Gelegenheit, um einmal auf die Geschichte der luxemburgischen Damenteams im Europapokal zurückzublicken.

Vor fast 50 Jahren, genauer am 22. März 1973, gab es den ersten Auftritt luxemburgischer Basketballerinnen auf der europäischen Bühne. Erster luxemburgischer Vereinsvertreter bei den Frauen war der Black Star Mersch. Seit diesem Auftakt haben insgesamt zehn Mannschaften sowie mit dem BBT Ros Casares eine verstärkte Nationalmannschaft am Pokal der Landesmeister, am Challenge Liliana Ronchetti oder neuerdings am EuroCup teilgenommen. 

Bei einem Total von 54 Teilnahmen gab es meistens, und oft ganz klare, Niederlagen. Aber es gab auch einige wenige erfreuliche Resultate. Das erste ging auf das Konto der Merscher Damen, welche mit elf europäischen Teilnahmen die luxemburgischen Vereine vor Walferdingen (10) und Bartringen (7) anführen. Marthe Henkel und Co. konnten im Oktober 1981 den ersten luxemburgischen Sieg auf diesem Level gegen die Schweizerinnen aus Muraltese (62:56) feiern. Zum Einzug in die nächste Runde fehlte allerdings in der Endabrechnung ein winziger Punkt. 

Sporting machte den Anfang

Diese Qualifikation sollte dem Sporting um Kapitänin Liliane Spielmann einige Jahre später gelingen. Dabei sah es eigentlich gar nicht nach einem Weiterkommen aus. „Es war eine aufregende Zeit. Lange Zeit sah es so aus, als könnten wir gar nicht teilnehmen.“ Um nach Griechenland zu reisen, fehlte es an Geld und an Spielerinnen. Schließlich fand man eine Einigung mit Ment Saloniki und beide Partien wurden innerhalb von 24 Stunden in der Hauptstadt ausgetragen. „Unser Gegner hatte uns wohl total unterschätzt. Im ersten Spiel hat alles geklappt und wir haben nach dem überraschenden Erfolg an die Qualifikation geglaubt. Allerdings waren wir es nicht gewohnt, zwei solche Partien innerhalb von zwei Tagen zu spielen. Ich ging zur Arbeit, die anderen Mädchen zur Schule.“ 

Ungewohnt war auch der Kader, denn die Begegnungen wurden nicht wie üblich in der Expo auf Limpertsberg, sondern in der Halle beim Stadion ausgetragen. „Wir haben eigentlich immer auf Beton vor maximal drei Leuten gespielt, jetzt hatten wir viele Zuschauer (350, Anm. d. Red.) im Rücken. Das war riesig. Plötzlich war es Luxemburg gegen Griechenland.“ Und so schaffte der Sporting nach dem ersten Erfolg (84:71) und der knappen zweiten Niederlage (68:72) als erstes luxemburgische Team den Sprung in die zweite Runde, wo mit Lublijana ein größeres Kaliber auf den Hauptstadtverein wartete. Auch hier wurden aus Kostengründen beide Spiele in der Stadionhalle gespielt. Für die Sporting-Damen, die auch in dieser Saison (1985/86) noch den Pokal gewannen, kam zu guter Letzt noch eine Riesenüberraschung bei der Sportlerwahl, wo sie zur Mannschaft des Jahres gekürt wurden. „Dat war dat Allerschéinst“, so Spielmann. „Niemand hatte damit gerechnet, dass wir uns gegen die Fußballer behaupten könnten.“ 

1992: Ein gutes Jahr

Dann musste man sich jedoch bis 1992 gedulden, ehe wieder ein luxemburgischer Verein sich hervortun konnte. Ein gutes Jahr, denn mit Ettelbrück (Pokal der Landesmeister) und Bartringen (Challenge Ronchetti) erreichten gleich zwei Klubs die zweite Runde. Die Sparta gewann ihr Heimspiel gegen Diest (61:55) mit acht Punkten Unterschied, im Rückspiel gab es die gleiche Differenz. „Wir mussten also in die Verlängerung. Es war schon witzig“, so Danièle Adam. „Ich glaube, wir haben damals zwei oder drei Verlängerungen (3, Anm. d. Red.) gespielt. Unsere Amerikanerin hatte schon die Schuhe ausgezogen und wir mussten sie überzeugen, dass wir trotz Niederlage noch im Rennen seien. Unser Trainer Jean-Pierre Guillot hatte am Ende keine Stimme mehr und wir waren platt auf Grund der vielen Spielminuten. Ich glaube, Tessy Klein hat uns erlöst.“ Und genau diese Tessy Klein war bereits Mitglied im siegreichen Sporting-Team. „Ich war die kleinste Spielerin auf dem Feld, habe trotzdem den Rebound bekommen und wurde gefoult, sodass ich mit meinen zwei Freiwürfen in extremis die Verlängerung erzwang. Das war ganz dramatisch“, erinnert sich Klein. In der zweiten Runde traf Bartringen auf die Französinnen aus Mirande. „Im Heimspiel konnten wir gegen eine B-Mannschaft (53:66) gut mithalten, aber im Rückspiel in der Nähe von Lourdes kam es knüppeldick (26:87). Ansonsten konnte ich als Playmaker die Bälle nicht schnell genug verteilen, aber dieses Mal versteckten sich meine Mitspielerinnen in den Ecken und ich konnte den Ball so lange halten, wie ich wollte.“

An diesen Tagen waren die Kleinsten also die Größten, denn auch bei Ettelbrück (69:63 im Heimspiel) gelang der kleinen Carine Ries der entscheidende Treffer im Rückspiel (58:62) gegen Wels/Linz in Österreich, wie sich Joëlle Scharlé erinnert. „Unser Coach Craig Madzinski war so unzufrieden mit unserem Spiel, dass er gleich alle fünf Spielerinnen durch die Bank ersetzte. In der Pause baute er eine mega Krise und hat sein Statistikbrett auf seinem Knie gebrochen und die Mülleimer flogen nur so durch die Umkleiden. Ganz schlimm.“ Aber es hatte geholfen und nach „einem typischen Carine-Ries-Lay-up“ konnten die Etzella-Damen feiern und sich auf den belgischen Meister Saint Servais freuen. Für das Team aus Namur gab es in Ettelbrück eine böse Überraschung (69:64). Scharlé und Co., angeführt von einer überragenden Vicky Picott (30 Punkte), gelang eine Riesenüberraschung. „Zu der Zeit studierte ich Sport in Louvain. Unser Erfolg sorgte schon für Gespräch in Belgien. Zum Rückspiel kamen viele Luxemburger Studenten aus Brüssel, ebenso wie ein ganzer Bus aus Ettelbrück. Das Spielfeld war so glatt, dass ich meine Laufschuhe, ich war am Morgen noch Cross auf der Uni gelaufen, angezogen hatte, um irgendwie Halt zu haben. Nachdem wir Saint Servais im Hinspiel kalt erwischt hatten, schalteten sie in Namur unsere Amerikanerin aus und wir erlitten eine deutliche Niederlage (37:76). Schade.“ 

Werbung für den Damenbasketball

Die Leistungen von Bartringen und Ettelbrück wurden im Nachhinein mit dem Challenge de l’exploit des COSL gewürdigt. Der Letzte im Bunde ist die Résidence Walferdingen, die 1999 beide Partien gegen Santarem (50:43; 70:44) gewann und dann erstmals in die Gruppenphase einzog. „Beim Hinspiel in Portugal wussten wir nicht so richtig, was auf uns zukommen würde“, so Claudine Adams. „Obwohl wir damals nur mit einer Profispielerin, Melissa Gurile, antraten, konnten wir auch das zweite Spiel für uns entscheiden. Dann trafen wir auf Aix-en-Provence und Las Palmas, zwei mega Kaliber. In Aix hatten wir Probleme, den Ball über die Mitte zu bringen. Es war immens anstrengend, aber ein ganz tolles Erlebnis.“ 

Sämtliche Gesprächspartner begrüßen die doppelte Teilnahme von Hostert und Düdelingen im EuroCup und freuen sich auf die Begegnungen. Auch Liliane Spielmann, die keine Spiele mehr angeschaut hat, plant, mit ihrer Freundin Tessy Klein die eine oder andere Partie vor Ort zu verfolgen. „Eine super Werbung für den Damenbasketball. Gut, dass man auch das nötige Sponsoring findet, um dies finanziell zu stemmen“, so Danièle Adam, die solche Aktionen gerne unterstützt. Die Walferdingerin Claudine Adams sieht die luxemburgischen Vertreter keineswegs chancenlos. „Ich bin gespannt. Gegen die belgischen Teams und Fribourg aus der Schweiz kann man sich eventuell gut aus der Affäre ziehen. Hoffentlich ist die Zuschauerresonanz auch dementsprechend.“ Der Gréngewald hat sich bekanntlich in den letzten drei Jahren im EuroCup gesteigert. Nach dem Unentschieden im Vorjahr gegen Sassari aus Italien gab es dieses Jahr zwei Erfolge gegen das portugiesische Team von den Azoren. Auch der T71 hatte 2000 und 2001 seine ersten Auftritte im Challenge Ronchetti. Für beide ist die Gruppenphase im EuroCup jedoch Neuland. Hostert startet am Mittwochabend in den spanischen Pyrenäen gegen Le Seu Urgell (20 Uhr), Düdelingen ist am Donnerstag in Namur (20 Uhr) zu Gast. 

Die Sparta-Damen von 1992
Die Sparta-Damen von 1992