Flowey Hygiene passt sich anDesinfektionsmittel „made in Bissen“

Flowey Hygiene passt sich an / Desinfektionsmittel „made in Bissen“
Desinfektionsmittel für die Hände sind zurzeit gefragter denn je Foto: Roger Infalt

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Die Geschichte des Unternehmens Flowey begann vor 30 Jahren in der Aktivitätszone „Kromm Längten“ in Walferdingen. Damals hatte sich die Firma auf die Herstellung und den Vertrieb von Produkten für die Autopflege spezialisiert. Der Markenname war schnell in vielen Ländern der Welt bekannt, da er für hohe Qualität stand. Die Angebotspalette umfasst heute 35 „Car-Care-Produkte“, dazu kommen 400 verschiedene Referenzen für Waschanlagenmittel. Seit September vergangenen Jahres steht Flowey aber nicht mehr nur für Autopflege.

Was 1990 in der Henri-Dunant-Straße in Walferdingen das Laufen lernte, wurde 2009 in der Gewerbezone „Klengbousbierg“ auf Roost (Gemeinde Bissen) erwachsen. Die Firma Flowey kaufte 2007 ein Areal in der genannten Aktivitätszone, auf dem bereits ein Jahr später ein insgesamt 1.500 Quadratmeter großes Gebäude errichtet wurde. Verwaltung, Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb waren unter einem Dach vereint. Im Jahre 2017 kam es zu einer Erweiterung, die die Nutzfläche um weitere 1.650 Quadratmeter vergrößert werden konnte. Eine Investition von rund 1,5 Millionen Euro. Heute beschäftigt man 20 Mitarbeiter in der Produktion, 15 in der Verwaltung und 15 Vertreter.

„Flowey entwickelt, produziert und vermarktet mehrere Serien professioneller Produkte zusammen mit einer Reihe von Mainstream-Produkten in verschiedenen europäischen Ländern, wie Frankreich, Italien, Portugal, Griechenland, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Polen und vielen anderen außerhalb der Europäischen Gemeinschaft“, so liest man auf der Internetseite des Unternehmens. Doch unser Besuch am vergangenen Freitag galt nicht der Produktion von Autopflegemitteln.

Diversifizierung

Filipp Florio (CEO) und seine Tochter Gianna, die für den Marketingbereich zuständig ist, empfingen uns am Eingang des Gebäudes. „Bitte vor dem Eintreten Hände desinfizieren und Maske anlegen“ ist auf einer Hinweistafel zu lesen. Ein digitales Fieberthermometer liegt auch bereit. Während des Rundgangs durch die Lager-, Produktions- und Entwicklungshallen kommen wir gleich auf die Idee zu sprechen, die Filipp Florio und sein Team vor zwei Jahren hatten. „Wir sahen, dass unsere Produktpalette an Autopflegemitteln zwar noch immer gefragt war, doch gleichzeitig stellten wir uns Fragen, was die Zukunft des Automobilbereichs anbelangt. Die Autopflege hatte im Laufe der Jahre an Stellenwert verloren, so machten wir uns Gedanken über eine Diversifizierung unseres Angebots“, so Filipp Florio.

So kam es, dass das Unternehmen unter dem Namen Flowey Hygiene in die Forschung, Entwicklung und Produktion von Desinfektionsmitteln einstieg. Es wurden Ingenieure, Chemiker, ein Verkaufsdirektor und weitere für den Vertrieb zuständige Mitarbeiter eingestellt. „Bis zum Start dieser Produktion im September letzten Jahres war es ein langer Weg, denn unsere insgesamt 75 Desinfektionsprodukte mussten zuerst die Homologierungsprozedur sowohl in Luxemburg als auch in Deutschland und Frankreich hinter sich bringen“, so Gianna Florio. Heute könne das Unternehmen Desinfektionsmittel liefern, die für jeden Einsatz infrage kommen, außer für den OP-Bereich in Kliniken. Dort würden ganz andere, sehr spezifische Mittel gebraucht.

„Als wir unsere Idee in die Realität umsetzten, wussten wir noch nichts vom Corona-Virus. Jetzt sind wir mitten in dieser sanitären Krise und können mit unseren Produkten wenigstens einen Teil des heutigen Bedarfs an dringend notwendigen Desinfektionsmitteln abdecken. Zurzeit stellen wir 60 Tonnen Desinfektionsmittel pro Monat her, die in Luxemburg, Deutschland und seit kurzem auch in Frankreich vertrieben werden. Wir produzieren für Großabnehmer, so z.B. für Kliniken, Apothekenzulieferer, Kindertagesstätten, „Maisons relais“, Schulen, Gemeinden usw. Bestellungen gab es auch von verschiedenen luxemburgischen Ministerien.“ Nicht ohne Stolz berichtete Filipp Florio auch von einer Zusammenarbeit mit dem CHL („Centre hospitalier de Luxembourg”). „Die Direktion des Klinikums nahm Kontakt mit uns auf, damit unsere Chemiker die Formel eines Desinfektionsmittels, das im CHL in größeren Mengen zum Einsatz kommt, überprüfen und gegebenenfalls weiterentwickeln. Wir konnten dieser Nachfrage nachkommen und produzieren dieses Mittel nun für das CHL.“

Warten auf weitere Maschinen

Gleich nach dem Start im September 2019 wurden weitere Maschinen für die Produktion und die Abfüllung von Desinfektionsmittel bestellt, da man so schnell wie möglich das gesetzte Ziel erreichen wollte. Angestrebt wird eine Gesamtproduktion, die zur Hälfte aus Autopflege- und zur anderen Hälfte aus Desinfektionsmittel besteht. „Die neuen Maschinen sollten im März dieses Jahres angeliefert werden, doch Covid-19 machte uns einen Strich durch diese Pläne. Die Maschinen stecken irgendwo fest.“

Wegen der sanitären Krise gab und gebe es auch heute noch Probleme bei den Bestellungen von Verpackungen. „Was die Plastikflaschen mit Pumpvorrichtungen und auch die sonstigen Plastikbehälter anbelangt, arbeiten wir seit vielen Jahren mit einer großen Firma aus Bergamo zusammen. Ich brauche ihnen wohl nicht zu sagen, was das Virus in dieser Gegend Italiens angerichtet und welche Folgen das auf das gesamte Leben dort hat.“

Florio konnte kurzfristig Verpackungen aus Frankreich erhalten. „Das ermöglichte uns, dass wir in den letzten Wochen ununterbrochen weiterarbeiten konnten, was natürlich in Zeiten, wo Desinfektionsmittel aller Art mehr denn je zum Einsatz kommen, überaus wichtig war.“ Auf die Frage, ob die Flowey-Hygieneprodukte auch im Einzelhandel erhältlich sein werden, antwortet Filipp Florio achselzuckend: „Das weiß ich heute noch nicht.“

Jean Muller
19. April 2020 - 21.44

Einen Werbeartikel hinter einem Werbeschild zu verstecken ist wirklich eine top Idee :))))