Bauen & WohnenDer Corona-Stillstand hinterlässt seine Spuren auf dem Luxemburger Immobilienmarkt

Bauen & Wohnen / Der Corona-Stillstand hinterlässt seine Spuren auf dem Luxemburger Immobilienmarkt
In den Monaten März bis Juni haben die Luxemburger Banken leicht weniger neue Immoblienkredite als in den beiden Jahren zuvor vergeben Foto: Editpress-Archiv

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Auch der ewig boomende Luxemburger Immobilienmarkt hat die Corona-Krise zu spüren bekommen. Das Volumen der in den vergangenen vier Monaten vergebenen neuen Kredite ist, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, leicht rückläufig. Kredite mit einem variablen Zinssatz sind derweil günstig wie nie zuvor.

In den Monaten März bis Juni haben die Luxemburger Banken neue Immobilienkredite in Höhe von 2,3 Milliarden Euro vergeben. Das sind etwa 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum und 40 Millionen weniger als vor zwei Jahren. Das zeigen die neuen Zahlen der Zentralbank.

Im Normalfall legt das Volumen der vergebenen Immobilienkredite von Jahr zu Jahr zu. In den Monaten März bis Juni 2017 wurden hierzulande neue Immobilienkredite in Höhe von 1,9 Milliarden abgeschlossen; 2016 waren es erst 1,7 Milliarden Euro.

Der durchschnittliche Zinssatz, den Luxemburger Haushalte auf neue Immobilienkrediten zahlen, ist derweil auf einen neuen historischen Tiefststand gefallen. Nur noch 1,36 Prozent Zinsen wollten die Banken im Juni im Schnitt von Kunden haben, die einen neuen Immobilienkredit mit variablem Zinssatz abschlossen.

Der tiefste Zinssatz, der bisher in einem Monat gemessen wurde, waren 1,38 Prozent – ein Monat zuvor. Zum Vergleich: Im August 2008 lag der variable Zinssatz für Immobilienkredite noch bei satten 5,22 Prozent.

Noch günstiger war derweil im Juni 2020 der durchschnittliche Zinssatz, den Luxemburger Haushalte auf neue Immobilienkredite über mehr als zehn Jahre mit festem Zinssatz zahlen mussten. Er fiel im Juni auf 1,32 Prozent. Das war nicht einmal ein absoluter Tiefststand – dieser war im November 2019 bei 1,31 Prozent erreicht worden. Noch leicht günstiger waren derweil hybride Kredite, die einige Jahre einen festen und danach einen variablen Zinssatz haben.

Immer weniger Luxemburger setzen auf variable Zinsen

Die Luxemburger Immobilienkäufer haben sich den neuen Marktbedingungen angepasst. Setzte die Mehrheit von ihnen, traditionsgemäß, bis 2015 auf Kredite mit variablen Zinsen, so sieht die Lage seit 2016 anders aus. Immer mehr Kreditnehmer sichern sich ab und setzten auf Kredite mit einem festen Zinssatz. Tendenz steigend.

Die Sparzinsen derweil, die die Banken ihren Kunden anbieten, sind weiterhin deprimierend niedrig – trotz eines starken monatlichen Anstiegs. Sie sind im Juni im Schnitt auf 0,17 Prozent gesprungen, nachdem sie in den Vormonaten bei nur 0,02 oder 0,03 Prozent lagen. November 2011 war der letzte Monat, in dem die Banken ihren Kunden im Schnitt einen Jahreszins von mehr als einem Prozent angeboten hatten.

Unternehmen bekamen im Juni 2020 derweil nichts für ihre Spareinlagen. Im Gegenteil: Sie mussten im Schnitt 0,07 Prozent Zinsen auf ihre Reserven zahlen. Jedoch stellt auch das bereits eine Verbesserung zu den 0,13 Prozent Strafzinsen im Vormonat dar. In Luxemburg zahlen Firmen und „Nicht-Finanzgesellschaften“ im Schnitt seit August 2015 Strafzinsen auf Spareinlagen.

Mit dem Corona-Stillstand, der wirtschaftlichen Rezession und der ansteigenden Verschuldung der Staaten ist eine Umkehr bei der „unorthodoxen“ Geldpolitik in weite Ferne gerutscht. Wieder gilt es, die eingebrochene Konjunktur zu stützen und die Zinszahlungen der hoch verschuldeten Staaten im Zaum zu halten. Die Zinsen für die Verbraucher dürften demnach weiterhin niedrig bleiben.