FußballDer Clinch um die TV-Rechte

Fußball / Der Clinch um die TV-Rechte
Dunkle Wolken am Fußballhimmel: Vor der Abstimmung heute Abend fordern die Vereinsverantwortlichen noch einige Antworten Foto: AFP/Michael Sohn

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Ein Streit um die Verteilung der Rechte am Livestream ist im Luxemburger Fußballmilieu entbrannt. Die Vereine, die Führung des Ligaverbandes LFL und der nationale Fußballverband haben unterschiedliche Meinungen. Heute soll während einer Informationsversammlung auf Verlorenkost eine Einigung gefunden werden.

Eine Revolution braucht Zeit, Durchsetzungsvermögen, Muße und vor allem einen klaren Blick für die Zukunft. Das stellen gerade die Vereine der BGL Ligue und Ehrenpromotion fest. Seit die Fuchs-Gruppe und RTL Télé Lëtzebuerg ein Angebot eingereicht haben, um kommende Saison ein Livestream bei jedem Spiel anzubieten, ist der Kampf zwischen den Lagern entbrannt. FLF-Präsident Paul Philipp hat mehrfach betont, dass er die Vereine darüber entscheiden lassen würde, welchen Livestream-Anbieter sie schlussendlich auswählen würden.

Trotzdem ging am Freitag ein Brief an alle Ehrenpromotionsvereine, in dem sich der Fußballverband klar positionierte. „Nachdem wir die Argumente der beiden Seiten kennen, kann der Vorstand der FLF nur zu einem Schluss kommen. RTL, unser langjähriger und strategischer Partner, ist die beste Wahl, um zu gewährleisten, dass Fußball auch in Zukunft die Sportart Nummer eins in Luxemburg bleibt. Mehr als je zuvor ist Solidarität gefragt und wir hoffen, dass sie (die Vereine, d. Red.) sich mit einer deutlichen Mehrheit unserer Meinung anschließen.“ Signiert waren diese deutlichen und einflussnehmenden Zeilen von FLF-Jurist Jean-Jacques Schonckert und Paul Philipp. Nur die Fuchs-Gruppe bietet Livestreams auch für Ehrenpromotionäre an, weshalb sich einige Präsidenten für dieses Package ausgesprochen haben.

In der BGL Ligue waren einige Präsidenten einen Tag vor der finalen Abstimmung noch unschlüssig. „Die beste Lösung wäre, wenn RTL und Fuchs zusammenarbeiten würden. Jeder hat seine Stärken, die man zu einer besseren Synergie für alle verbinden könnte. RTL hat auf nationaler Ebene die bessere Reichweite, die Kameras und Analyse-Produkte von Fuchs sollen leistungsfähiger sein“, meinte gestern Etzella-Präsident Tun di Bari. Aufgrund der zerfahrenen Situation scheint dieser Vorschlag aussichtslos. Frédéric Lamotte, Entwickler bei Fuchs, hatte vor drei Wochen bereits gegenüber dem Tageblatt erklärt, dass kein Konsens mit RTL gefunden werden konnte.

Verbündete

Die endgültige Entscheidung wird jedoch der nationale Fußballverband treffen. Die FLF ist im Besitz der Bildrechte für den nationalen Spielbetrieb. Ein Alleingang würde aber einen weiteren Keil zwischen die Vereine und die Spitze der FLF treiben. Di Bari kann nachvollziehen, weshalb der Verband seine Position klar und deutlich mitgeteilt hat: „Es gibt bereits bestehende Verträge. Es ist normal, dass ihre Tendenzen in diese Richtung gehen – auch um Ruhe in den Stall zu bekommen. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass es andernfalls große Diskussionen in Luxemburg geben wird, da sich sonst noch ganz andere Menschen zu Wort melden würden …“

Mit der neuen LFL-Präsidentin Karine Reuter scheint der Verband auf eine Verbündete zählen zu können. Auch aufgrund ihres forschen Vorgehens kommt es heute im Stade Achille Hammerel zu einer Informationsversammlung. Die Notarin hat sich in mehreren Gesprächen und Mails deutlich für RTL und gegen die Fuchs-Gruppe ausgesprochen. Diese Vorgehensweise war einigen Klubpräsidenten ein Dorn im Auge, die daraufhin ein erneutes Treffen einforderten.

Das letzte Wort

Vor allem, weil einige Verantwortliche das Angebot der Fuchs-Gruppe als innovativer empfanden. Paulo Lopes, Vereinsoberhaupt des RM Hamm Benfica, hat eine eindeutige Meinung: „Wir haben eine klare Präferenz, da uns einer der Anbieter das bessere Analysesystem und Material anbieten würde. Zudem würden wir erstmals Geld bekommen – was es vorher noch nie gegeben hat.“ Die Rede ist von Fuchs. „Das bedeutet nicht, dass wir uns gegen RTL stellen, aber Fuchs bietet im Moment aus unserer Sicht mehr. Die zweite Kamera ist ein Beispiel, auch wenn einige Vereine den Nutzen darin nicht sehen.“ 

Di Bari bestätigte, dass beide Anbieter ihre Produkte zwar gut verkauft hätten, ihre Erklärungen für Außenstehende aber nicht immer klar gewesen sind: „Wir brauchen transparente Aussagen, was die Technologien angeht. Manchmal wurde es konfus, ein bisschen wie Corona … Niemand weiß genau, woran er ist. Wir sind keine Spezialisten des Fachs und müssen jetzt auf unser Gefühl hören.“

Bemängelt wurde also vor allem die mangelnde Transparenz. Die Verträge zwischen RTL und FLF, in denen es um Rechte, Übertragungen und die Sendung „Goal“ geht, waren für die Vereine nicht einsehbar. Intern wird gar von einer FLF-RTL-Diktatur gesprochen, mit der einige Vereine nicht mehr einverstanden sind. „Wir haben noch sehr viele Fragen bezüglich der neuen Wendungen: Es sollen Zusätze zu bestehenden Verträgen vorgeschlagen worden sein, von denen aber niemand weiß, wie sie genau aussehen“, sagte ein Vereinsverantwortlicher, der anonym bleiben wollte. Lopes ergänzte: „Wir kommen zusammen, damit endlich Klarheit herrscht, welcher Verein welches Projekt bevorzugt. Ich habe nie eine Liste gesehen, auf der klar zu erkennen ist, ob es eine Majorität gibt.“

Fest steht: Egal, wie sich die Vereine heute entscheiden, das letzte Wort in diesem Dossier hat der Fußballverband.