FußballDejvid Sinani träumt vom „richtigen“ Titelfoto

Fußball / Dejvid Sinani träumt vom „richtigen“ Titelfoto
Für Dejvid Sinani lief es in den vergangenen Wochen wie am Schnürchen Foto: Wildson Alves

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es läuft rund bei der Escher Fola. Auch, weil Dejvid Sinani seit ein paar Wochen wieder zur Höchstform aufgelaufen ist. Vier Tore in vier Spielen stehen zu Buche. Warum der 27-Jährige allerdings noch auf ein ganz bestimmtes Foto wartet, erzählte er im Gespräch mit dem Tageblatt.

Dejvid Sinani ist sorgfältig. Sowohl bei seinen präzise ausgeführten Freistößen als auch bei seinen eigenen Zahlendokumenten. Obschon der offensive Mittelfeldspieler seine eigenen Referenzen nicht auswendig kennt, sind sämtliche Statistiken über die Jahre präzise dokumentiert worden. „Diese Zahlen sind nicht unbedingt meine Priorität, aber ich führe eine Liste und notiere mir die Vorlagen und die Tore, damit ich später ein Andenken habe“, erzählte der 27-Jährige gestern.

Mit dem Ziel, es jedes Jahr besser zu machen. Noch sind die 13 Vorlagen im Mondorfer Trikot ein Rekord, den es zu knacken gilt „obschon Tore ja viel schöner sind“. Am Sonntagabend kamen nach dem beeindruckenden 4:1-Erfolg in Differdingen je ein Tor und eine Vorlage für Hadji hinzu. Bereits in der 6. Minute hatte der Linksfuß aus rund 20 Metern in den Winkel getroffen. „Man merkt eigentlich gleich, ob der Ball die richtige Drehung und Senkung nimmt“, erklärte er. Denn Sinani überlässt nicht viel dem Zufall: Während der Trainingseinheiten legt sich der Spezialist für ruhende Bälle das Leder sehr oft zwischen 16 und 25 Metern Distanz zurecht. „Es gab schon ein paar solcher Treffer. Heraus ragt für mich noch immer der Freistoß im Derby gegen die Jeunesse (das zwischenzeitliche 2:0 im September 2019). Der ging wirklich voll in den Winkel.“

Dass er in vier Spielen 2021 bereits viermal ins Schwarze traf, ist für ihn nicht überraschend. Gut in Form war er nämlich auch beim Saisonauftakt im Sommer. Dann allerdings bremste ihn ein Muskelriss des Quadrizeps (3,5 Zentimeter) für mehrere Wochen aus. „Vollgas zu trainieren, dann wieder pausieren zu müssen … Man sieht überall auf der Welt, dass die Spieler Probleme damit haben.“ Wochenlanges Einzeltraining, Fitnesseinheiten und Co.: Sinani kämpfte sich zurück, mit einer Hauptmotivation: „Ich wollte wieder entscheidenden Einfluss auf die Begegnungen nehmen können.“ Mit Erfolg, wie sich herausstellte.

Auch er hat in diesem Jahr bereits ein Spiel Verschnaufpause von Trainer Sébastien Grandjean bekommen. Trotz vieler Rotationen und Personalwechsel hat die „Doyenne“ inzwischen 13 von 15 möglichen Punkten eingeheimst. Das Erfolgsrezept: „Wir verfügen über einen ausgeglichenen Kader, bei dem ohne Qualitätsverlust rotiert werden kann. Unsere Jugend hat großes Potenzial“ – wie man am Sonntag u.a. am Beispiel Lucas Correia festmachen konnte.

„Die Saison ist noch lang“

Mit 38 Treffern haben die Escher zudem den besten Angriff der Liga und mit Zachary Hadji ebenfalls den aktuellen Topscorer (14): „Wir haben große technische Qualitäten und sind in der Lage, mindestens einen Treffer pro Spiel zu landen. Durch die neue Philosophie des Trainers, bei der wir offensiv schneller kombinieren und den Abschluss suchen, entstehen mehr Freiheiten.“ 

Aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem F91 Düdelingen führt die Mannschaft vom Galgenberg die BGL-Ligue-Tabelle nach 14 Spieltagen an. „Die Saison ist noch lang“, doch „im Moment läuft es gut“: Sinani und Co. haben die Meisterschaft im Visier, wollen sich aber nicht unter Druck setzen lassen. Er selbst gab jedoch zu, dass der inoffizielle Covid-Titel nicht gerade zufriedenstellend war. „Es fühlte sich nicht richtig an. So eine Trophäe zu gewinnen ist immer wichtig. Wenn man schon die Möglichkeit dazu hat …“ Die Jubel-Fotos und Artikel von Bruder und Waasland-Beveren-Profi Danel wurden nämlich im Hause Sinani allesamt aufgehoben. „Jetzt fehlt mein Foto“, lachte der ältere der beiden Fußballer, der sich nach dem Sieg bei D03 sehr über die Glückwünsche des kleinen Bruders gefreut hat. „Er schaut sich die Spiele inzwischen im Livestream an“, erzählte Sinani.

Damit sich dieser Titeltraum Ende Mai erfüllen kann, darf die Fola am Mittwoch keinen Halt vor Mondorf machen. „Ich kann nur sagen, dass meine Zeit dort nur mit positiven Erinnerungen verbunden ist. Ich freue mich auf jeden, mit dem ich vor oder nach dem Spiel reden kann.“ Doch während 90 Minuten wird der 27-jährige offensive Mittelfeldspieler diese Gefühle komplett ausschalten: „Sobald der Schiedsrichter pfeift, habe ich keine Freunde mehr. Da ist es egal, wer der Gegner ist. Mein Bruder, ein Freund, egal. Da zählen nur die drei Punkte.“ Und wahrscheinlich auch gerne ein paar neue Einträge für die eigenen Memoiren.