Das war die Saison der Luxemburger Rad-Cracks

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Dass die luxemburgischen Radprofis in der Weltspitze mitmischen, ist nichts Neues. 2017 waren wieder einige ausgezeichnete Resultate dabei, doch der Anspruch an die Profis ist teilweise auch extrem hoch. Zu Recht, wie ihre Leistungen beweisen.

Bob Jungels

Geboren am
22. September 1992
Team
Quick-Step Floors (Vertrag bis 2020)
Beste Resultate 2017
8. Gesamtwertung Giro d’Italia, Sieger der Nachwuchswertung sowie der 15. Etappe des Giro, Sieger Nachwuchswertung Tirreno-Adriatico, 8. Gesamtwertung Tour de Romandie, 3. Platz 6. Etappe der Polen-Rundfahrt, Landesmeister Straßenrennen

Bei keinem anderen luxemburgischen Radprofi sind die Erwartungen dermaßen hoch wie bei Bob Jungels. Nach seinem 6. Platz beim Giro d’Italia 2016 ging es diese Saison darum, zu zeigen, dass dieses Resultat keine Eintagsfliege war. Mit seinem 8. Rang in der Gesamtwertung und dem Etappensieg in Bergamo hat der Quick-Step-Profi dieses Ziel mehr als erfüllt. Nicht zu vergessen die vier Etappen, in denen Jungels das Rosa Trikot des Gesamtführenden trug. Außerdem hat er es geschafft, zum zweiten Mal in Folge die Nachwuchswertung zu gewinnen. Das Hauptziel der Saison war damit mehr als erreicht.

In der zweiten Saisonhälfte blieben die Resultate dann allerdings aus. Zugegebenermaßen ist es Kritik auf hohem Niveau, aber ein Weltklasse-Fahrer wie Jungels muss sich dieser stellen. Auch er hätte gerne gegen Ende der Saison noch einmal vorne mitgemischt. Die Vuelta bestritt der Quick-Step-Profi eher im Hinblick auf die WM in Norwegen, wo er allerdings keine Rolle im Finale spielte und am Ende 71. wurde. Nach seinem Sieg in Bergamo wurde Jungels auch für die Lombardei-Rundfahrt hoch gehandelt. Auch er selbst erklärte während des Giros, dass er sich auf dieses Rennen freuen würde. Am Ende musste er das Rennen vorzeitig beenden.

Es gibt aber Erklärungen für die ausbleibenden Resultate: Jungels hatte sich voll und ganz auf den Giro konzentriert. Der Luxemburger ist von der Statur her kein typischer Rundfahrer und muss ein paar Kilo mehr den Berg hochtragen als seine Konkurrenten. Das bedeutet, dass Jungels sich noch intensiver auf eine dreiwöchige Rundfahrt vorbereiten muss als andere. Lange Höhentrainingslager und ein kontrollierter Gewichtsverlust, ohne dabei an Kraft zu verlieren, sind körperlich und mental extrem anstrengend und deswegen nicht beliebig oft während einer Saison zu wiederholen. Im nächsten Jahr wird Jungels die Tour de France als Leader in Angriff nehmen. Es ist der nächste logische Schritt in seiner Karriere. Dass er mithalten kann, braucht er nicht mehr zu beweisen. Nun geht es darum, zu sehen, wie weit die Reise gehen kann.

Jempy Drucker

Geboren am
3. September 1986
Team
BMC Racing Team (Vertrag bis 2018)
Beste Resultate 2017
Sieger 1. Etappe Skoda Tour de Luxembourg und der 4. Etappe der Tour de Wallonie, 4. bei Eschborn-Frankfurt „Rund um den Finanzplatz“, 3. Gesamtwertung Tour du Poitou-Charentes, 24 Top-Ten-Platzierungen über die gesamte Saison

Es hat etwas gedauert, bis der Knoten bei Jempy Drucker vollends aufging. In den letzten Jahren hat er sich zur festen Größe bei einem der besten Klassiker-Teams der Welt gemausert. Der BMC-Profi hatte in diesem Jahr maßgeblichen Anteil am Sieg seines Teamkollegen Greg van Avermaet bei Paris-Roubaix. Auch bei den anderen Klassikern stand er – so wie in den letzten Jahren üblich – seinen Mann.
Doch in den letzten Saisons hat Drucker noch eine weitere Fähigkeit entwickelt, nämlich die, zu Siegen. Eine Etappe bei der Skoda Tour de Luxembourg und eine weitere bei der Tour de Wallonie konnte der 31-Jährige für sich entscheiden. Seit seinem Sieg 2015 beim Prudential Ride London hat Drucker nun jede Saison mindestens ein Rennen gewonnen und damit gezeigt, dass er seine Freiheiten zu nutzen weiß. Diese wird er wohl auch in der kommenden Saison bekommen, auch wenn er in den ganz großen Rennen weiterhin für Van Avermaet fahren muss.

Ben Gastauer

Geboren am
14. November 1987
Team
Ag2r – La Mondiale (Vertrag bis 2020)
Beste Resultate 2017
29. der Gesamtwertung des Giro d’Italia, 37. der Gesamtwertung der Tour de France, 31. der 20. Etappe des Giro und der 9. Etappe der Tour de France, 84 Renntage und nur ein DNF (nicht im Ziel)

Konstant, konstanter, Ben Gastauer. Der Profi von Ag2r – La Mondiale hat wieder einmal eine überzeugende Leistung über die gesamte Saison geboten. Beim Giro hat sich der „Equipier modèle“ drei Wochen in den Dienst seiner Mannschaft gestellt und belegte dennoch den respektablen 29. Platz. Durch Verletzungspech in seinem Team stand Gastauer dann auch noch bei der Tour de France am Start. Und obwohl die „Grande boucle“ zu Beginn nicht vorgesehen war, fuhr Gastauer drei sehr souveräne Wochen und hatte seinen Anteil am Podestplatz seines Kapitäns Romain Bardet. Nur ein persönliches Resultat fehlte zur Krönung der Saison. Das kommt aber auch daher, dass Gastauer fast ausschließlich bei großen Rennen antritt. Außerdem fehlt ihm immer noch ein wenig der Killerinstinkt. Dass er dennoch in der Lage ist, seine Qualitäten auszuspielen, hat er 2015 mit seinem Sieg bei der Tour du Haut-Var-matin bewiesen. Doch Gastauer wird nicht an den persönlichen Resultaten gemessen. Sein Team weiß, was es an ihm hat, und ihn einen langfristigen Vertrag bis 2020 unterschreiben lassen. Dem Luxemburger könnte sogar die Tatsache entgegenkommen, dass in Zukunft nur noch acht anstatt neun Fahrer pro Team bei den großen Rundfahrten starten werden. Denn dadurch sind zuverlässige Teamplayer mehr gefragt denn je. Vor allem in einem Rennstall, der Ansprüche auf das „Maillot jaune“ in Paris hat.

Alex Kirsch

Geboren am
12. Juni 1992
Team
WB Veranclassic Aqua Protect (Vertrag bis 2018)
Beste Resultate 2017
2. Platz Le Samyn, 2. Platz 4. Etappe Skoda Tour de Luxembourg, 6. Platz Prolog Skoda Tour de Luxembourg, 9. Platz Binche-Chimay-Binche und GP Stad Zottegem, 12. Platz Eschborn-Frankfurt „Rund um den Finanzplatz“

Alex Kirsch hat 2017 wohl die größten Fortschritte unter den luxemburgischen Profis gemacht. Bei seinem 2. Platz beim Le Samyn, als er sich nach erfolgreicher Flucht nur dem Belgier Guillaume van Keirsbulck geschlagen geben musste, hat er sein ganzes Potenzial gezeigt. Genau wie bei der letzten Etappe der Skoda Tour de Luxembourg, als nur Olympiasieger Greg van Avermaet schneller war als Kirsch. Der Profi von WB Veranclassic befindet sich noch voll in der Entwicklung. Trotz einer ausgezeichneten Saison muss Kirsch vielleicht das eine oder andere Mal noch etwas geduldiger werden. Nach dem 2. Platz beim Le Samyn hatte man manchmal den Eindruck, dass er etwas zu viel wollte und sich somit vielleicht um das eine oder andere Resultat brachte. Auf der anderen Seite ist es genau diese Entschlossenheit, die seine Entwicklung vorantreibt. 2018 verspricht interessant zu werden.

Laurent Didier

Geboren am
19. Juli 1984
Team
Trek-Segafredo (Vertrag bis 2018)
Beste Resultate 2017
39. der Gesamtwertung der Santos Tour Down Under, 42. der Gesamtwertung der Colorado Classic, 25. der Gesamtwertung der Tour of Guangxi

Sportlich war 2017 ein Jahr zum Vergessen für Laurent Didier. Der Giro d’Italia begann vielversprechend, doch dann, auf der 11. Etappe nach Bagno di Romagna, kam es zum verheerenden Sturz. Ein Muskelbündelriss im Oberschenkel setzte den Fahrer von Trek-Segafredo lange außer Gefecht. Erst bei der Clasica San Sebastian Ende Juli feierte er sein Comeback. Mehr als zwei Monate nach dem Sturz. Zuletzt schien er seinen Rhythmus wieder etwas zurückgefunden zu haben. Für Didier waren die letzten Renen wohl schon Vorbereitung für die kommende Saison. Im Vollbesitz seiner Kräfte kann der 33-Jährige auch 2018 eine wichtige Stütze in seinem Team sein.

Nicht nur die FSCL-Herren können auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken, auch die luxemburgischen Damen haben der Saison 2017 ihren Stempel aufgedrückt. Hier geht es zum Saisonrückblick von Christine Majerus und Co.