FinanzplatzDank steigender Zinssätze legen die Gewinne der Banken im ersten Halbjahr um 43 Prozent zu

Finanzplatz / Dank steigender Zinssätze legen die Gewinne der Banken im ersten Halbjahr um 43 Prozent zu
Die Mehrheit der Banken am Finanzplatz dürfte mit dem neuen Zinsumfeld mehr als zufrieden sein Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Dank steigender Zinssätze konnten die aktuell 119 in Luxemburg vertretenen Banken in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres zusammengerechnet einen deutlichen Gewinnzuwachs verbuchen.

Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds haben die Luxemburger Banken ihr Ergebnis vor Rückstellungen und Steuern im ersten Halbjahr 2023 um satte 43,4 Prozent steigern können. Es beläuft sich in den Monaten Januar bis Juni demnach auf 4,36 Milliarden Euro, verglichen mit 3,04 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das geht aus neuen Zahlen der Luxemburger Finanzaufsicht CSSF hervor.

Bereits das abgelaufene Geschäftsjahr war, trotz der langsamer wachsenden Luxemburger Wirtschaft, ein gutes für die damals 120 Banken des Landes. Der Gewinn vor Rückstellungen und Steuern des luxemburgischen Bankensektors belief sich zum Jahresende auf 6,2 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.

Hintergrund der starken Gewinnsteigerung im ersten Halbjahr 2023 ist das veränderte Zinsumfeld. Mitte September hatte Europas Zentralbank bereits zum zehnten Mal seit Juli 2022 den Leitzins erhöht. Auf das höchste Niveau seit 22 Jahren. Der Leitzins liegt mittlerweile bei 4,5 Prozent.

Diese Trendwende hat es den Banken ermöglicht, wieder Geld mit der Zinsmarge (dem Unterschied zwischen höheren Zinsen für Kredite und niedrigeren Zinsen für Sparguthaben) zu verdienen. Das traditionelle Kerngeschäft der Kreditinstitute. In den Jahren zuvor hatten viele Kreditinstitute mit dem Negativzinsumfeld zu kämpfen. Verglichen mit der ersten Jahreshälfte 2022, als sich Europa noch im Niedrigzinsumfeld befand, ist es ein Plus von satten 67,2 Prozent (ein Anstieg von 2,9 auf 4,9 Milliarden Euro).

Rückgang bei Kommissionen auf Finanzgeschäften

Im Gegenzug ist das Geschäft mit den Kommissionen, die die Banken auf Finanzgeschäften erwirtschaftet haben, um 6,6 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, spürbar rückläufig. Der Rückgang betrifft insbesondere Banken, die Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden erbringen, darunter auch Investmentfonds, präzisiert die Finanzaufsicht.

Letztere haben sich zuletzt nicht besonders gut entwickelt. Bereits 2022 war kein gutes Jahr für die Luxemburger Fonds-Branche. Das Volumen der Gelder, die hierzulande verwaltet werden, war in den zwölf Monaten um mehr als 800 Milliarden Euro auf „nur“ noch 5.028,5 Milliarden Euro geschrumpft. Ein Minus von 2,3 Milliarden Euro pro Tag. Hintergrund war die schlechte Entwicklung der Kurse an den Börsen, wodurch die von den Fonds gekauften Wertpapiere an Wert verloren hatten.

Und auch in der ersten Hälfte des Jahres 2023 hat sich die Lage nicht wirklich verbessert. Zwar ist das von den Fonds verwaltete Geldvolumen, laut Zahlen der CSSF, bis Ende August wieder leicht, auf 5,2 Billionen Euro, gestiegen, jedoch ist auch das immer noch spürbar weniger als zu Beginn des Jahres 2022. Und für die Banken gibt es auf „kleineren“ Summen dann auch nur kleinere Kommissionen zu erwirtschaften.

Die Kosten der Banken steigen weniger schnell

Die Kosten der Banken sind im ersten Halbjahr derweil deutlich langsamer gestiegen als in den Jahren zuvor: Insgesamt wurde ein Plus von lediglich 2,6 Prozent (Vorjahreszeitraum: 9,4 Prozent) verbucht. Während die Ausgaben für Personal um 6,7 Prozent zugelegt hatten, ist der Posten „andere Kosten“ um 0,1 Prozent zurückgegangen. Zu Letzterem zählen Investitionsausgaben, etwa in Informationstechnologie.

Die guten Durchschnittszahlen verbergen demnach auch unterschiedliche Entwicklungen bei den einzelnen Banken, hebt die CSSF weiter hervor. Nicht jedes Kreditinstitut entwickelt sich gleich gut. So haben nur 82 Prozent der Kreditinstitute ihre Zinsmarge in den drei Monaten steigern können. Bei 25 Prozent der Banken waren die Kosten, verglichen mit dem Vorjahr, rückläufig.

Die zusammengerechneten Ergebnisse der 119 Luxemburger Banken im ersten Halbjahr 2023
Die zusammengerechneten Ergebnisse der 119 Luxemburger Banken im ersten Halbjahr 2023  Screenshot: CSSF

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