TourismusBurg und Schloss Befort: Neue Ideen und Technologien sollen auch in Zukunft Besucher anlocken

Tourismus / Burg und Schloss Befort: Neue Ideen und Technologien sollen auch in Zukunft Besucher anlocken
Das Renaissanceschloss ist seit 360 Jahren im Wesentlichen unverändert geblieben Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die diesjährige Touristensaison ist wie keine andere: Auch in Befort musste sich das Team rund um die Burg und das Schloss erst den neuen Gegebenheiten anpassen. Die Touristen bleiben dennoch auch dieses Jahr nicht aus und so können sich „Les Amis des Châteaux de Beaufort Asbl“ darum kümmern, wie dieser Standort, mit Rücksicht auf die Vergangenheit, für die Zukunft fit gemacht werden kann. 

Wer zum ersten Mal Befort besucht, wird überrascht. Liegt die Burg doch nicht, wie viele andere, oben auf einem Hügel, sondern idyllisch in einem Tal in direkter Nähe des Waldes. Die imposante Ruine kommt erst langsam zum Vorschein, wenn der Besucher die kurvige Straße hinabfährt. Etwas oberhalb der mittelalterlichen Konstruktion befindet sich das Renaissanceschloss. Dieses ist von außen kaum einsehbar. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2012 wohnte hier die 97-jährige Anne Marie Linckels-Volmer, die letzte Besitzerin. Vor dem Renaissanceschloss ist auch der Treffpunkt des Tageblatts mit Georges Rischette, dem Sekretär der „Amis des Châteaux de Beaufort“, der die Entwicklung des Tourismus in Befort seit 38 Jahren begleitet und entscheidend mitbestimmt hat.

Zeugen vergangener Zeiten

Georges Rischette empfängt das Tageblatt, wie ein Schlossherr wohl seinen Besuch empfangen würde: Nicht ohne Stolz bewegt er sich durch die Räumlichkeiten des Schlosses, die sich die Touristen in geführten Besichtigungen ansehen können. Möbel aus vergangenen Jahrhunderten und von unschätzbarem Wert stehen vor Blümchen-Tapeten. Die ursprüngliche Treppe aus dem 17. Jahrhundert führt zum Hauptschlafgemach im Art-Nouveau-Stil. Die Einrichtung stammt aus einer anderen Zeit, doch sie gehört dorthin. Bei ihrem Anblick fragen sich die Besucher, wie es ist, in unserer Zeit in solchen Räumlichkeiten voller Geschichte zu leben.

Georges Rischette hat hier öfters mit Anne Marie Linckels-Volmer gesessen
Georges Rischette hat hier öfters mit Anne Marie Linckels-Volmer gesessen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

„Das Einzigartige an diesem Schloss ist, das alles authentisch ist. Es sieht so aus, als könnte Frau Linckels jeden Moment durch die Tür kommen”, erzählt Rischette. Jedes Bild, Mobiliar und Detail stehen noch an ihrem Platz. Da die Besitzerin keine direkten Erben hatte, hat sie das Schloss und die Burgruine gegen eine Lebensrente und Wohnrecht an den Luxemburger Staat übergeben. Der „Service des sites et monuments nationaux” kümmert sich um die Erhaltung der Bausubstanz. Die Asbl der Burgfreunde ist für die Verwaltung zuständig. Rischette ist dem Kulturministerium dankbar für dieses Vertrauen. Er sei stets bemüht, den Standort im Sinne seiner früheren Bewohnerin und im Respekt seiner Geschichte weiterzuführen, betont er.

Tiefpunkt wurde überwunden

Die Burgruinen sind seit Anfang der 1930er Jahre für die Öffentlichkeit zugänglich. In den 80er Jahren kamen pro Saison um die 80.000 Besucher. In der Zeit habe es noch nicht viele solcher Touristenattraktionen gegeben, so Rischette. Doch in den 90er Jahren hat sich dies geändert. „Um 2012 hatten wir unseren Tiefpunkt mit 22.000 Eintritten“, erinnert er sich. Doch mit verstärkter Präsenz in den sozialen Medien sowie einem neuen Internetauftritt ist die Besucherzahl 2019 wieder auf 37.000 angestiegen. 

Die diesjährige Saison musste aus bekannten Gründen später beginnen: An Pfingsten ging es los. Die Touristen seien diesem Startschuss gefolgt, so Rischette: Viele Luxemburger entdecken ihr Land gerade neu. Doch auch viele Belgier und Holländer machen eine Tour durch die alten Gemäuer. Nur die deutschen Besucher fehlen momentan.

So einige Generationen haben in den Mauern des Renaissanceschlosses gelebt
So einige Generationen haben in den Mauern des Renaissanceschlosses gelebt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Georges Rischette stammt aus dem Süden Luxemburgs. 1982 hat er als Beforter Gemeindesekretär angefangen. Seitdem ist er auch Teil des Teams rund um das Schloss. Er kennt dessen Geschichte in- und auswendig und hat so manche Anekdote zu erzählen. Mit 25 hat ihn die „Madame“ Linckels zum ersten Mal aufs Schloss zum Essen eingeladen. Sie hat fast bis zum Schluss stets selbst gekocht. Mit Anzug und Krawatte saß er im Esszimmer unter einem großen Kronleuchter, hinten im Zimmer befindet sich ein Kamin. „Das Ganze hatte etwas Außerirdisches. Ich fühlte mich sehr an ‚Dinner for One’ erinnert.“ Seitdem war Rischette regelmäßig zu Gast auf dem Schloss. „Für mich war es eine Chance, diese Frau kennenzulernen und mit ihr zusammenzuarbeiten.“

Likörproduktion nach hauseigenem Rezept

Georges Rischette ist auch der Kopf hinter dem Projekt „Art in Beaufort“, das ab 1994 zeitgenössische Kunst aus den Galerien herausgeholt und im ganzen Ort gezeigt hat, auch in der Burg und in den Ställen des Renaissanceschlosses. Mehrere tausend Menschen seien jedesmal nach Befort hochgefahren. Nach 15 Jahren war Schluss, darauf folgten die Rock-Classics-Konzerte und die heutigen Rock’n’Classics, die 2020 – Corona-bedingt – ausfallen mussten. Deswegen wird zurzeit am Programm für das nächste Jahr gearbeitet.

Auf dem Schlossgelände werden auch regionale Produkte hergestellt. Im Keller des Renaissanceschlosses findet die Produktion des „Cassero“ statt: Ein Likör aus regionalen Schwarzen Johannisbeeren nach dem Rezept von Edmond Linckels, dem Ehemann von besagter Anne Marie Linckels-Volmer. Zwischen 4.000 und 5.000 Liter werden in handwerklicher Arbeit ohne chemische Zusätze produziert und in die bauchigen Flaschen mit dem Ritter-Emblem abgefüllt. Zusätzlich dazu wird auf dem Schloss Honig hergestellt.

Walter von Wiltz war der erste Herr von Befort
Walter von Wiltz war der erste Herr von Befort Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Edmond Linckels war es auch, der beschlossen hat, die Burgruinen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die heute imposanten Überreste der mittelalterlichen Burg sind in vier verschiedenen Bauperioden zwischen 1050 und 1650 entstanden. 1928 ließ Linckels die seit 300 Jahren vernachlässigte Burg von Schmutz und Schutt befreien. Nach umfassenden Instandsetzungsarbeiten konnten 1932 die ersten Besucher die Burgruinen von innen sehen. Seit 1988 steht das Gemäuer unter Denkmalschutz.

Die Realität zeigen

Pläne, die Burg in ihrem ursprünglichen Zustand wiederaufzubauen, gibt es nicht – im Gegenteil. Sie soll in ihrem gegenwärtigen Zustand erhalten bleiben. Das nächste Ziel ist es, anhand von neuen Technologien die Burg so zu zeigen, wie sie in ihrer Glanzzeit ausgesehen hat. Da die verschiedenen Bauperioden ineinander übergehen, sind sich die Experten jedoch nicht ganz einig über das ursprüngliche Aussehen.

Im Gespräch unterstreicht Rischette mehrfach, wie wichtig für ihn die ehrenamtliche Tätigkeit ist. Erst beim Ehrenamt komme die richtige Kreativität zum Vorschein. Für ihn ist es eine Passion, sich für solch ein „Patrimoine“ einsetzen zu können. „Es geht darum, immer neue Ideen zu finden, stets im Respekt des Standorts und der Architektur“, so der 62-Jährige. Doch es sei heute nun mal schwieriger, ehrenamtliche Helfer zu finden, das soziale Leben spiele sich anders ab. So müssten auch die Burgfreunde so langsam darüber nachdenken, wer später die organisatorischen Geschicke leiten wird. Wahrscheinlich werden hier als Nächstes professionelle Kulturmanager den verwaltungstechnischen Teil übernehmen.

Weitere Informationen zu den Besichtigungen in den Beaufort Castles:

Die wichtigsten Infos gibt es unter www.beaufortcastles.com
Adresse: 24, rue du Château
L-6313 Beaufort 
Tel.: (+352) 83 66 01
E-Mail: contact@beaufortcastles.com