Zügiger nach BrüsselBelgien und Luxemburg unterzeichnen Absichtserklärung für bessere Zugverbindungen

Zügiger nach Brüssel / Belgien und Luxemburg unterzeichnen Absichtserklärung für bessere Zugverbindungen
Die lange Fahrtzeit ist ein Argument gegen den Zug als Transportmittel nach Brüssel Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Zugverbindung zwischen Luxemburg und Belgien soll verbessert werden. Die Mobilitätsminister beider Länder haben eine diesbezügliche Absichtserklärung unterschrieben. Ab 2026 wird ein Schnellzug die beiden Hauptstädte verbinden, der nur in Arlon und Namur halten wird. Nach Modernisierungsarbeiten, deren Abschluss für 2029 vorgesehen ist, soll die Fahrtzeit dieses Zuges nur noch zwei Stunden betragen.

Arlon, Marbehan, Libramont, Rochefort-Jemelle, Marloie, Ciney, Namur, Gembloux, Ottignies, Bruxelles-Luxembourg: Jeder der schon mal den Zug nach Brüssel genommen hat, weiß, dass die Bezeichnung Bummelzug in diesem Fall durchaus angebracht ist, braucht der Zug doch für die Strecke fast drei Stunden. Die lange Fahrtzeit schreckt eher vom umweltfreundlichen Reisen ab, da man mit dem Auto wesentlich schneller in der belgischen Hauptstadt ist.

Über eine Verbesserung der Strecke wird seit längerem diskutiert. Nun haben Belgien und Luxemburg eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben, um ihre Zusammenarbeit im Bereich des Schienenverkehrs zu verstärken; im Speziellen geht es dabei um die Modernisierung der Strecke zwischen Ottignies und Arlon, die es erlauben soll, die Referenzgeschwindigkeit des Zuges von derzeit 130 streckenweise auf 160 km/h zu erhöhen und so die Fahrtzeit des IC zwischen Brüssel und Luxemburg um zwanzig Minuten zu reduzieren. Die Arbeiten sollen 2029 abgeschlossen sein, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung der zuständigen Minister, dem belgischen Vizepremier und Mobilitätsminister Georges Gilkinet und seinem (Noch)-Amtskollegen François Bausch.

Benoît Gilson, Direktor von Infrabel (dem Betreiber der belgischen Eisenbahninfrastruktur), wird mit folgenden Worten zitiert: „Diese Baustelle ist eine der komplexesten im belgischen Eisenbahnnetz. Sie erstreckt sich über 175 Kilometer und erfordert eine Kombination aus schweren Bauarbeiten und der Aufrechterhaltung eines möglichst reibungslosen Verkehrs. Infrabel erneuert Gleise, Signalanlagen und Bauten, begradigt Kurven, sichert Felswände, beseitigt Bahnübergänge und re-elektrifiziert die Strecke, um die Referenzgeschwindigkeit auf einigen Abschnitten von 160 km/h zu erhöhen und so zwanzig Minuten Fahrzeit zwischen Brüssel und der Grenze zum Großherzogtum Luxemburg zu sparen.“

Die Reduzierung der Fahrtzeit bis 2029 werde progressiv erreicht, erklärt der Pressesprecher des belgischen Vizepremierministers, Pascal Devos, dem Tageblatt auf Nachfrage hin. Ihre „Haltestellen-Politik“ werde die „Société nationale des chemins de fer belges“ (SNCB) aber nicht ändern, der Zug werde auch weiterhin in den oben genannten Ortschaften halten.

Schnellverbindung ab 2026

Allerdings werde 2026 eine neue Verbindung ins Leben gerufen: ein „Schnellzug“ zwischen Arlon und Brüssel, der nur in Namur anhalten soll. Nach den erwähnten Modernisierungsarbeiten soll die Fahrtzeit dieses Zuges zwei Stunden betragen. Ab Dezember 2026 wird es drei Schnellverbindungen pro Tag geben. Nach Abschluss der Streckenarbeiten sollen diese auf fünf pro Tag gesteigert werden. Die Frequenz der „normalen“ IC-Züge wird verdoppelt, d.h. zwei pro Stunde.

Von guten Zugverbindungen würden auch die zahlreichen belgischen Pendler profitieren. „Das Leben zehntausender belgischer Pendler verbessern und mehr Luxemburger für die Bahn begeistern“: So resümiert Georges Gilkinet das Ziel des Übereinkommens.

Nicht nur schneller, auch moderner soll der Verkehr zwischen den beiden Ländern werden; u.a. der Einsatz von Doppelstockwagen des Typs M7 soll das Zugreisen attraktiver gestalten, heißt es vonseiten der SNCB. Nach der Einführung des kostenlosen öffentlichen Transports in Luxemburg ist auch auf belgischer Seite geplant, die Ticketpreise zu senken, doch die beiden Minister sind sich bewusst, dass der Gratis-Transport einen Nebeneffekt haben könnte: Belgische Pendler könnten dazu geneigt sein, nach Luxemburg zu fahren und ihr Auto dort abzustellen, um so von dem kostenlosen Angebot profitieren zu können. Beide Regierungen verpflichten sich zu entsprechenden Maßnahmen, mit dem Ziel, ihre Bürger davon zu überzeugen, den ihnen am nächsten gelegenen Bahnhof zu nutzen.

Schon jetzt können belgische Zugreisende in rund 20 Ortschaften ihr Auto gratis auf Parkplätzen der SNCB abstellen. Zusätzliche Parkplätze sollen hinzukommen, u.a. beim Bahnhof in Arlon, dessen Parkplatz schon jetzt voll ausgelastet sei.

Und im Norden?

„Im Norden nichts Neues“, heißt es in einer Pressemitteilung der Eisenbahnergewerkschaft „Landesverband“. Zusammen mit belgischen Kollegen hatten sie am 7. Oktober zu einer Informationsversammlung im belgischen Gouvy eingeladen.

Die Gewerkschaften begrüßen zwar die oben genannten Ankündigungen. Leider würde die gemeinsame Erklärung der beiden Minister nicht auf die Strecke Luxemburg-Lüttich eingehen. Dort wären Investitionen angebracht, um die augenblickliche Fahrtzeit von etwas mehr als zweieinhalb Stunden auf 100 Minuten zu senken, eine Forderung, die die beiden Gewerkschaften schon 2005 vorbrachten. Das wäre durchaus möglich, nur müsste die Geschwindigkeit auf der Strecke zwischen Gouvy und Vielsalm von 100 auf 120 km/h erhöht werden. Dafür wären allerdings Investitionen in Höhe von drei bis vier Millionen Euro nötig. Die Gewerkschaften berufen sich hierbei auf Informationen des Streckenbetreibers Infrabel. Auf belgischer Seite seien Investitionen aber erst ab 2026 geplant und vor allem Bettungsarbeiten und das Ersetzen von Streckenmaterial vorgesehen.

Die Gewerkschaften fordern ebenfalls den Einsatz von moderneren Waggons auf dieser Strecke: Das derzeitige Material sei veraltet. So seien z.B. die Sitze in der zweiten Klasse zu eng und pro Wagen gebe es nur eine Toilette für 230 Sitzplätze. Die erste Klasse unterscheide sich nur wenig von der zweiten, weshalb sie auch selten in Anspruch genommen werde. Von einem attraktiven Transportmittel sei man weit entfernt.

Eurocity 90/91 Vauban

Bis 2016 gab es eine Verbindung zwischen Brüssel und Luxemburg mit Haltestellen in Arlon und in Namur. Die Fahrtzeit dieses Zuges (Eurocity 90/91 Vauban) von Luxemburg bis Bruxelles-Quartier-Léopold (heute Bruxelles-Luxembourg) lag damals bei zwei Stunden, zwanzig Minuten. Der EC Vauban verband Brüssel und Mailand von 1988 bis 2004, danach fuhr er bis 2007 nur noch nach Brig (Schweiz), ab 2011 nur noch bis Basel. 2016, mit der Einführung des TGV zwischen Straßburg und Luxemburg, wurde der Rest der Strecke zwischen Basel und Brüssel ersatzlos gestrichen.