FinanzplatzBankenverband ABBL macht sich Sorgen um die Attraktivität des Standortes 

Finanzplatz / Bankenverband ABBL macht sich Sorgen um die Attraktivität des Standortes 
Jerry Grbic, Guy Hoffmann und Yves Maas (im Hintergrund) Foto: Editpress/Julien Garroy

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Insgesamt gibt sich der Luxemburger Bankenverband ABBL zufrieden mit dem im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschafteten Ergebnis. Um die langfristigen Trends machen sich die Vertreter der Kreditinstitute jedoch Sorgen.

Verglichen mit dem Vorjahr 2020 haben die Banken 2021 wieder an die Leistungsfähigkeit der Zeit von vor Corona anknüpfen können, sagte ABBL-Präsident Guy Hoffmann am Mittwoch vor Journalisten. Es sei ein „korrektes Ergebnis“ erwirtschaftet worden. 2020 sei jedoch ein sehr schlechtes Jahr gewesen.

Letztes Jahr sei man dann von den stark steigenden Börsenkursen überrascht worden, so Hoffmann weiter. „Damit hatte zu Jahresbeginn noch niemand gerechnet.“ In der Folge ist vor allem das Geschäft mit den Kommissionen, die die Banken auf Finanztransaktionen ihrer Kunden erwirtschaften, stark gestiegen. Auch die Haushalte hätten 2021 vermehrt Interesse an anderen als nur an Zins-Produkten gezeigt, so das Sprachrohr der Banken.

Dass die Banken im Endeffekt ihr Ergebnis im Schnitt stark steigern konnten, stimmt den Vertreter der Branche zufrieden, aber er warnt: „Wichtiger als die Momentaufnahme ist der Trend.“ Er hebt hervor, dass 23 der 123 Banken hierzulande mit Verlust arbeiten, dass sie nicht genug Ertrag erwirtschaften, um die stetig steigenden Kosten zu decken. Die Kosten, wie auch die Einnahmen, waren letztes Jahr mit der gleichen Geschwindigkeit um 10,6 Prozent gestiegen. 

„Extrem großer Druck“ auf die Gewinnmargen

Insgesamt sieht Guy Hoffmann einen „extrem großen Druck“ auf die Gewinnmargen. Es werde immer wichtiger, ein großes Volumen an Kundengeldern zu verwalten, um immer noch genug Erträge damit zu erwirtschaften, so der ABBL-Präsident. Dies erkläre, warum die Bilanzsumme, das Geschäftsvolumen, letztes Jahr stark gesteigert wurde.

Die Banken, die Verluste erwirtschaften, seien meist Institute entweder aus dem Private Banking oder Depotbanken für Fonds, die weniger als fünf Milliarden Euro an Kundengeldern verwalten. Insgesamt stünden diese 23 für etwa 3.000 der rund 26.000 Banken-Jobs hierzulande.

In Wettbewerbsrankings sei Luxemburg oftmals am Verlieren, so Hoffmann weiter. Dabei seien 90 Prozent des Geschäfts der Banken international. Die Kunden suchten Expertise und Kompetenz sowie auch Stabilität und Vorhersehbarkeit. „Da müssen wir besser sein als die anderen Länder … doch in den letzten Jahren war das oft nicht der Fall. Luxemburg ist ein teures Land. (…) Bei uns liegt die Rentabilität viel tiefer als in anderen Ländern.“

Zuletzt habe auch der Brexit dem Finanzplatz gezeigt, dass er „nicht unumgänglich“ ist, so der ABBL-Präsident. „Nur 17 bis 18 Prozent der Firmen sind nach Luxemburg gekommen.“ Von den großen Konzernen, die umgezogen sind, sei keiner nach Luxemburg gekommen. „Andere Plätze haben sich besser positioniert. Und es ist auch eine Frage der Kosten.“

Die umstrittene Index-Entscheidung bezeichnet er in diesem Sinne als „sehr wesentlich“. Es habe das Risiko gegeben, dass neben Gehaltserhöhungen, die in Kollektivverträgen vorgesehen sind, nun zusätzlich drei Indextranchen innerhalb von 12 Monaten hätten fallen können. Für die Banken hätte dies einen Zuwachs von acht bis zehn Prozent ihrer Gehaltsmasse bedeuten können. „Wie da wohl die ausländischen Investoren reagiert hätten? Was wäre das für ein Signal nach außen gewesen?“

Hohe Immobilienpreise schaden dem Standort

Als herausfordernd bezeichnet der neue Direktor Jerry Grbic derweil das aktuelle Umfeld. Die Covid-Krise sei, wie man in China sehe, noch nicht ausgestanden, und mit dem russischen Krieg steigen nun die Energiepreise. „Die Wirtschaft dreht langsamer, während die Preise steigen.“ Durch die zunehmende Unsicherheit „werden die Leute wohl weniger Kredite wollen“. Zudem sei die Entwicklung an den Börsen nicht mehr so gut.

Des Weiteren sei es weiterhin schwierig, die notwendigen Talente nach Luxemburg zu ziehen, so Grbic weiter. „Die hohen Immobilienpreise schaden der Attraktivität des Standortes.“ Sie machen die höheren Luxemburger Löhne weniger interessant. Auch das Thema Mobilität helfe nicht, um den Standort für die gesuchten Talente attraktiver zu machen. Mittelfristig, so hofft Grbic, könnten flexiblere Home-Office-Regelungen wieder zu mehr Attraktivität beitragen. Auch hofft er auf eine künftige Führungsrolle des Finanzplatzes bei den „grünen Finanzen“.

Für das laufende Jahr ist der Bankenverband nun auch nicht mehr so optimistisch. Nachdem 2021 viele Rückstellungen abgebaut wurden, die für Corona-Risiken aufgebaut worden waren, geht Guy Hoffmann davon aus, dass die risikobedingten Provisionen dieses Jahr nun wieder stark ansteigen werden.

Weiter hebt Hoffmann die besondere Wichtigkeit dieses Sektors für Luxemburgs Wirtschaft hervor. „Die 123 Banken erwirtschaften etwa ein Drittel der nationalen Wirtschaftsleistung“, sagt er. „Und für 36 Prozent aller Steuereinnahmen des Staates.“ Er bezeichnet die Branche als „Lokomotive“ der Luxemburger Wirtschaft. Kein anderer Sektor komme an diesen heran. „Er spielt eine Rolle, die kein anderer übernehmen kann.“ Doch das Land müsse aufpassen: „Kleine Entscheidungen können große Folgen haben“, warnt er. Im Gegensatz zur Schwerindustrie könne eine Bank schnell umziehen.

Dass viele Bürger „die Banken“ nicht mögen, ist dem Verband bekannt. „Doch wir sollten stolz auf den Sektor sein“, unterstreicht der bisherige Direktor Yves Maas. „Auf dass er auch noch in Zukunft zum Wohlstand des Landes beitragen kann.“

Peter /
10. Mai 2022 - 17.03

Erst dafür sorgen, dass der Index ausgesetzt wird und dann darüber jammern, dass die notwendigen Talente ausbleiben..... so was nennt man ein Eigentor.

Grober J-P.
28. April 2022 - 10.18

"Luxemburg ist ein teures Land." Was soll man da sagen, und dann kommt er mit der Aussage über Gehälter. Bitte mal mal sagen was im Sektor hier der Durchschnittslohn ist.