EschAus nach 16 Jahren: Corona zwingt „De Gourmang“ in die Knie

Esch / Aus nach 16 Jahren: Corona zwingt „De Gourmang“ in die Knie
Gute Miene zum bösen Spiel: Romain Lamborelle schließt nach 16 Jahren das Kapitel „De Gourmang“ Foto: Editpress/Alain Rischard

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Besonders betroffen von der Corona-Krise ist der Catering-Bereich. Seit Mitte März gibt es so gut wie keine Aufträge. Das trifft die Branche hart. Auch „De Gourmang“ aus Esch. Inhaber Romain Lamborelle hat beschlossen, seinen Betrieb nicht mehr wiederzueröffnen.  

„Nous sommes actuellement en congé exceptionnel. Merci de votre compréhension. Nous vous souhaitons bon courage“: Der Spruch auf dem Anrufbeantworter des Escher Caterer „De Gourmang“ ist inzwischen einige Monate alt. Es war der 15. März, als die Regierung den Lockdown beschloss und die Geschäfte von Romain Lamborelle abrupt beendete. Jetzt, Ende Juli, steht Lamborelle in seinem Ladenlokal im Clair-Chêne-Viertel und löst das Inventar auf. Er hat beschlossen, dass es für ihn nach 16 Jahren nicht mehr weitergeht.

Den Catering-Sektor hat die Corona-Krise mit voller Wucht getroffen. Während Cafés und Restaurants seit einiger Zeit wieder geöffnet sind, liegt die Branche von „De Gourmang“ und Co. weiter am Boden. Dabei war es ihr 2019 so gut gegangen wie nie. Es war ein Rekordjahr und für 2020 waren die Auftragsbücher wieder voll. „Ich hatte noch nie so viele Buchungen und Bestellungen wie in diesem Jahr“, sagt Romain Lamborelle. Er ist weit über die Grenzen von Esch bekannt, nicht nur wegen seiner imposanten Statur und seinem Markenzeichen, die mit Kuhfell überzogenen Holzschuhe. 

Keine Feste

Doch dann kam die Corona-Krise mit all ihren Konsequenzen: keine Hochzeiten, keine Kommunionen, keine „Dëppefester“, keine Familien- und vor allem keine Betriebsfeiern mehr. „Seit dem 15. März habe ich genau 0 Euro Einnahmen“, sagt Lamborelle. 60 Prozent des Umsatzes machte „De Gourmang“ mit offiziellen Empfängen, den Rest im privaten Bereich. So bekochte man Privatpartys mit sieben Gästen oder bewirtete 750 Leute auf der Personalfeier der Uni oder des Krankenhauses. Das Geschäftslokal in der rue Clair-Chêne spielte beim Umsatz kaum eine Rolle, war vor allem die Vitrine für den Catering-Betrieb. 

„Wir können uns nicht neu erfinden. Wenn man so wie wir auf Catering und Veranstaltungen spezialisiert ist, dann ergibt es keinen Sinn, plötzlich Mittagessen an Privathaushalte auszuliefern“, sagt Lamborelle. Damit decke man vielleicht die laufenden Kosten, die Leasing-Verträge, Strom und Wasser. Das Personal bezahle man damit aber nicht. Acht Festangestellte sind seit dem 15. März im „Chômage partiel“, sie müssen sich nun einen neuen Job suchen. Und auch die vielen freien Mitarbeiter, die bei den Veranstaltungen im Einsatz waren, haben momentan keine Beschäftigung, da die gesamte Branche brachliegt. 

Was freilich auch Auswirkungen auf andere hat. Der Weinlieferant, mit dem man zusammen arbeitete, der Getränkehändler, der Zelt- und Partyzubehör-Verleih, der Konditor, sie alle leiden unter den von einem Tag auf den anderen leergefegten Auftragsbüchern der Caterer. Aber auch ganz andere Branchen. „Die Tankstelle zum Beispiel. Unsere beiden Lastwagen und die zwei Betriebsautos stehen seit Monaten still. Die Tankkarte wird nicht mehr benutzt. Nur so als Beispiel, wie weit das geht“, sagt der Vater zweier Kinder. Natürlich hat auch er Hilfe vom Staat erhalten, doch die zweimal 5.000 Euro Unterstützung als Selbstständiger und die Teilarbeitslosigkeit waren lediglich der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. 

Traditionsbetrieb

Anfang Juni beschloss Romain Lamborelle daher, seinen Betrieb nicht mehr wiederzueröffnen. Denn zu den aktuellen, bekannten Problemen kommt hinzu, dass man einfach nicht wisse, wie es weitergehe. Gibt es eine zweite beziehungsweise dritte Welle, und vor allem, wie reagiert die Regierung darauf? Werden dann Privatfeiern, die unlängst von 20 auf 10 Gäste reduziert worden sind, wieder ganz verboten sein? Was passiert in den Firmen? „Meiner Meinung nach wird sich die Auftragslage im Catering-Sektor bis weit ins nächste Jahr nicht verändern“, sagt Lamborelle. Für ihn geht nun ein 16-jähriger Lebensabschnitt zu Ende, im Clair-Chêne-Viertel sogar eine 80 Jahre lange Familientradition. Denn bevor der heute 50-Jährige „De Gourmang“ eröffnete, betrieben sein Großvater und später sein Vater die „Boucherie Lamborelle“ an selber Stelle. 

„Es stirbt ein Teil von mir“, sagt Lamborelle, „das hier war immer mein Traum.“ Gelernt hatte er in der Metzgerei seines Vaters, anschließend sieben Jahre lang ein Restaurant geführt. Etwas Ähnliches kann er sich auch für die Zukunft vorstellen. „Ich gönne mir jetzt erst einmal eine Denkpause. Dann mache ich weiter, wahrscheinlich in der Gastronomie, ein Restaurant vielleicht“, sagt er, um schnell hinzuzufügen: „Je nachdem, wie es mit dem Virus weitergeht.“ 

Lage der Catering-Firmen

„On serre les coudes“, so drückt Véronique Blum von der „Groupe Steffen“ die momentane Lage aus. Zur Gruppe gehören fünf Metzgereien und zwei Restaurants. 60 Prozent des Umsatzes macht Steffen im Catering-Bereich. „Das Jahr 2020 sollte weiter im Zeichen des Wachstums stehen“, so Blum gegenüber dem Tageblatt. „Wir wollten unsere Produktionsstandorte zusammenziehen und eine neue Manufaktur in Niederkorn bauen.“ Diese Pläne seien jetzt erst mal auf Eis gelegt. Immerhin laufen die Geschäfte der Metzgereien, in denen 90 der 235 Angestellten arbeiten, weiter. Und auch die Restaurants „La Table de Frank“ in Steinfort und der „Quai Steffen“ am Bahnhof sind seit einiger Zeit wieder geöffnet. Bei Steffen hofft man auf die Wiederaufnahme des Catering-Geschäfts im März/April 2021. Wie viele Angestellte sich momentan in der Teilzeitarbeitslosigkeit befinden, war nicht in Erfahrung zu bringen.
Bei Kaempff-Kohler sind momentan rund 40 Prozent der im Catering beschäftigten Angestellten im „Chômage partiel“. Entlassungen habe es keine gegeben, so ein Sprecher der Firma aus Niederanven. Hoffnung macht zudem, dass die Buchungen nicht komplett annulliert, sondern auf 2021 verschoben wurden. Kaempff-Kohler betreibt zudem zwei Restaurants, wobei das Restaurant am Hauptsitz in der Niederanvener Gewerbezone mit der Auslastung kämpft. Dadurch, dass viele Firmen im Home-Office sind, fehlen die Kunden.
In einer RTL-Reportage äußerten sich die Verantwortlichen von Niessen und der Cactus-Tochter „De Schnékert“ unlängst in ähnlicher Weise. Hier war die Rede von bis zu 80-prozentigen Einbußen. Bedauert wurde gemeinhin die Maßnahme der Regierung, die maximale Zahl der Gäste bei Privatpartys von 20 auf 10 zu reduzieren. Aussicht auf Besserung gibt es aber. Der Verband der Caterer arbeitet momentan mit den zuständigen Ministerien ein Label für größere Veranstaltungen wie Empfänge aus.

Jangeli
2. August 2020 - 15.58

Viele Jahre vorher wurden die meisten Restaurantbesucher so zusagen über den Tisch gezogen,alle wollten schnell reich werden,übertriebene Preise,Personalsklaverei, arrogantes Auftreten,angeberisches Representieren, dicke Limousinen usw. gott sei dank gibt's auch noch ein paar die seriös sind und hoffen dass diese Betriebe überleben. Das ist nicht nur Corona-Virus,sondern auch ein sogenannter Wohlstandsvirus.Kürzer Treten ist angesagt.

Theo
30. Juli 2020 - 17.39

Leute die jetzt in die Knie gehen, liefen vorher schon gebückt.

Realist
30. Juli 2020 - 15.23

Herr Tintinger: Ich als Kunde soll also jetzt gefälligst "respektvoll" vor Leuten auftreten, die mir für ein Glas Wein soviel berechnen wie die ganze Flasche im Einkauf gekostet hat? Kann es sein, dass Ihre vielen Jahre in der m.E hoffnungslos realitätsfernen Spitzen- und Luxusgastronomie Ihre Sicht auf das Verhältnis zwischen Restaurateur und Kunde etwas durcheinander gebracht haben...?

Karl der Käfer
30. Juli 2020 - 15.22

@ Roger/ Wie in der Natur. Die Schwachen werden gefressen die Starken überleben.

Miette
29. Juli 2020 - 23.09

Gastronomen sind auch Arbeitgeber, ich bin besorgt um unsere Gastronomen, welche nun nicht mehr in der Lage sind ihr Personal zu bezahlen. Bin besorgt um Arbeitnehmer in der Gastronomie, welche nun ihren Arbeitsplatz verlieren. Bin besorgt um Familien, deren Arbeit darin besteht uns in Restaurants zu verwöhnen. Die freundliche Bedienung, der Koch, die nette Person, welche die Räume reinigt und dann auch die Produzenten unserer Lebensmittel. Da geht nicht nur ein Betrieb unter, nein da gehen Familien unter. Das sollten wir uns bewusst machen. Es geht um das pure Überleben für Mitmenschen. Bleiben sie bitte alle gesund❣❣❣❣

Roger
29. Juli 2020 - 21.13

Ich glaube schon dass Herr Tintinger genau weiss wovon er spricht .. wer ist schon besser platziert um eine korrekte Meinung zu vertreten .Natürlich gibt es Gastronomen in allen Klassen ..es können nicht alle top sein ,aber generell hat Luxb. doch ein hohes Niveau und Qualität..

Den ISI
29. Juli 2020 - 17.24

Et kommen der nach vill dobäi, an d'Grouss-Investore freeën sech, dass si esou bëlleg un di kleng Betriber kommen!

Claude
29. Juli 2020 - 14.51

Jedes Jahr gehen Dutzende Restaurants bankrott auch ohne Corona. So 'professionell' wie Herr Tintinger glaubt, sind die nicht alle.

Tony Tintinger
29. Juli 2020 - 13.43

Schade für die vielen guten und ehrlichen Profis in der Gastronomie, die durch Corona ans Ende der Überlebenschancen und ans Ende ihrer letzte Kapitalreserven verbluten müssen. Die Gastronomie sowie seine Lieferanten werden meiner Meinung binnen 3 Jahre um 40% sterben . Der verpasste Umsatz kann niemehr nachgeholt werden, aber die Löscher der Ausgaben während der Pandemie sind nie mehr aufzufüllen. Dazu kommt dass diese arbeitsamen Gastronomen durch den Ruin moralische Schäden davon tragen die so schrecklich enden können. Jeder Gast sollte sich beim Betreten eines Gastronomie Betriebs sich dessen bewusstsein und respektvoll diese Leute unterstützen.