In einem russischen Dorf an der Grenze zur Ukraine hat es nach Angaben des Gouverneurs der Region am Sonntag Gefechte gegeben. Eine „Sabotagegruppe“ sei in den Ort Nowaja Tawolschanka eingedrungen, dort werde gekämpft, teilte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, im Onlinedienst Telegram mit. Mit Blick auf die Eindringlinge merkte er an: „Ich hoffe, sie werden alle vernichtet.“
Zugleich erklärte sich Gladkow zu Verhandlungen mit proukrainischen russischen Kämpfern bereit, die sich zu Angriffen in der Grenzregion bekannt hatten, um „unsere Leute“ aus ihren Händen zu befreien. Das Einzige, was ihn an Verhandlungen hindern könnte, wäre, dass die Gefangenen bereits tot seien, sagte Gladkow. Die Äußerungen des Gouverneurs waren die erste Bestätigung von offizieller russischer Seite, dass proukrainische Kämpfer auf russischem Gebiet Gefangene gemacht haben.
Polen in Russland
Die russische Armee erklärte indes, eine ukrainische „Terrorgruppe“ am Vordringen nach Belgorod gehindert zu haben. Die Grenzsicherung habe am Sonntag bemerkt, dass „eine Sabotagegruppe ukrainischer Terroristen“ versuchte, „den Fluss in der Nähe der Ortschaft Nowaja Tawolschanka zu überqueren“, hieß es in einer Erklärung der russischen Armee. „Der Feind wurde von der Artillerie getroffen (…) und zog sich zurück“, hieß es weiter.
Die russische Grenzregion Belgorod liegt nach Angaben der dortigen Behörden seit Tagen unter Beschuss, mehrere Zivilisten wurden demnach getötet. Gladkow rief die Einwohner von Dörfern im Bezirk Schebekino auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Mehr als 4.000 Menschen seien bereits in provisorischen Unterkünften in der Region untergebracht, teilte der Gouverneur weiter mit.
Polen kämpfen in Russland
An den Kämpfen in der russischen Grenzregion sind nach polnischen Medienberichten auch Polen beteiligt. Dabei handele sich um Söldner, die unter dem Namen „Polnisches Freiwilligenkorps“ auf der Seite der ukrainischen Armee kämpften, berichteten die Online-Nachrichtenportale Polsatnews.pl und Wprost.pl am Sonntag. Sie beriefen sich auf eigene Mitteilungen der Gruppe im Messaging-Dienst Telegram und ein Video, das Soldaten auf dem Weg in Richtung Belgorod zeigen soll.
Nach Informationen von „Polsat“ soll das „Polnische Freiwilligenkorps“ im Februar gegründet worden sein. Anfangs habe es als nur aus Polen bestehende eigenständige Einheit an der Seite der ukrainischen Armee gekämpft. Inzwischen agiere die Truppe auch gemeinsam mit einem „Russischen Freiwilligenkorps“. Wie viele Polen beteiligt sein sollen, ging aus den Berichten nicht hervor.
Totes Kind in Dnipro
Unterdessen ist die Ukraine nach eigenen Angaben am Wochenende erneut heftig von Russland aus der Luft angegriffen worden. Dabei sei unter anderem in der Stadt Dnipro ein Wohnviertel getroffen worden. Ein zweijähriges Kind wurde dort den Angaben zufolge durch den Beschuss getötet und 22 weitere Menschen verletzt.
Zur Lage in der ostukrainischen Stadt Dnipro teilte der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lysak, am Sonntagmorgen im Onlinedienst Telegram mit: „In der Nacht wurde die Leiche eines Mädchens unter den Trümmern eines Hauses in der Gemeinde Pidhorodnenska geborgen.“ Das Kind sei kurz zuvor zwei Jahre alt geworden. Unter den 22 Verletzten waren nach seinen Angaben fünf Kinder. Den Zustand von drei verletzten Jungen stuften Ärzte als „ernst“ ein. (AFP, Reuters)
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