35 Jahre SchengenAm Dreiländereck feiert man Robert Goebbels’  (zweit)wichtigste Unterschrift 

35 Jahre Schengen / Am Dreiländereck feiert man Robert Goebbels’  (zweit)wichtigste Unterschrift 
Am 14. Juni 1985 unterschreibt Staatssekretär Robert Goebbels für Luxemburg das erste Schengener Abkommen. Außer ihm unterzeichnen seine Kollegen aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland den Vertrag. Es ist neben dem Euro die wichtigste europäische Errungenschaft. 26 Länder gehören heute zum Schengen-Raum. Foto: Europazentrum Schengen

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Feierstunde am Sonntag in Schengen. Vor 35 Jahren, am 14. Juni 1985,  wurde im Moselstädtchen das gleichnamige Abkommen unterschrieben. Es hat nicht weniger als die Abschaffung der Grenzen zur Folge gehabt und den europäischen Geist in Europa und in der Welt beflügelt. Daran sei nicht zu rütteln, meinten alle Teilnehmer an der Jubiläumsfeier. 

Die Europäische Union hat den Nationalstaaten einen Riegel vorgeschoben. Nicht gegeneinander, sondern miteinander, lautete die Botschaft nur wenige Jahre nach dem mörderischen Zweiten Weltkrieg. Der Vertrag von Schengen hat diese Idee 1985 auf eine andere Ebene gehoben und sie eigentlich erst möglich gemacht. „Es waren mutige Politiker, die vor 35 Jahren das erste Abkommen von Schengen unterschrieben und den Wegfall innereuropäischer Grenzen gefordert haben“, sagt Michel Gloden, Bürgermeister von Schengen. Dass vor Wochen die Grenzen dichtgemacht wurden, ist für ihn ein absolutes No-Go: „Europa muss im Kleinen gelebt werden, damit es im Großen funktionieren kann.“

Robert Goebbels, der viele Ämter in der luxemburgischen Politik bekleidet hat, unterzeichnete 1985 als Luxemburger Staatssekretär das Abkommen von Schengen. Neben ihm saßen damals seine Kollegen aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich: „So richtig hat damals am 14. Juni niemand an die Umsetzung dieses Vertrages geglaubt“, sagt Goebbels und betont zugleich, dass die Idee, der sich bisher insgesamt 26 Länder angeschlossen haben, heute durch nichts Besseres zu ersetzen sei: „Hoffnungsvoll stimmt mich deshalb, dass sehr viele Menschen sich in den letzten Wochen bewusst wurden, was Freizügigkeit im Schengen-Raum bedeutet!“

Außenminister Jean Asselborn nennt Goebbels’ Unterschrift unter das Schengener Abkommen die wohl wichtigste in dessen Leben – neben der Heiratsurkunde vielleicht. „Schengen und der Euro sind die beiden bedeutendsten Errungenschaften der Europäischen Union“, so Asselborn. Der Luxemburger Außenminister, der auch sonst kein Blatt vor den Mund nimmt, lässt trotz diplomatischem Wortgebrauch durchblicken, dass die Grenzschließungen in den letzten Wochen, besonders die zum deutschen Nachbarn, ein Unding waren: Mitunter habe man den Eindruck gehabt, dass Berlin ein halbes Jahrhundert hinterherhinke. „Ich hoffe, dass so etwas nie wieder vorkommt!“, so Asselborn, der sich ausdrücklich bei allen Bürgermeistern aus der Dreiländerecke bedankte, dafür, dass sie in den letzten Wochen mit gemeinsamen Aktionen den Europäischen Geist gelebt haben. 

Unverständnis wegen Frankreichs Grenzen

In den nächsten Tagen gelte es nun, sich weiter dafür einzusetzen, dass alle Grenzschließungen im 26 Länder zählenden Schengen-Raum wieder aufgehoben werden, so Asselborn. Noch ist das nicht der Fall. Dass zum Beispiel Frankreich die Öffnung seiner Grenzen nicht für den Schengen-Jubiläumstag am 14. Juni angekündigt hat, ist vielen Teilnehmern am Sonntag unverständlich. 

Genauso unverständlich ist eigentlich auch, dass das Europamuseum in Schengen, das vom damaligen Bürgermeister Roger Weber ins Leben gerufen wurde, einen leicht verstaubten Eindruck macht. Europa lebt und entwickelt sich permanent weiter. Dem wird im Museum an der Mosel nicht unbedingt Rechnung getragen. Bürgermeister Gloden hat deshalb in seiner Rede am Sonntag gefordert, dass die nötigen Investitionen getätigt werden, um das Dokumentationszentrum auf Vordermann zu bringen. Rund 500.000 Euro wären nötig. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass das Europazentrum ob seiner weitreichenden Bedeutung eigentlich als Weltkulturerbe klassiert werden müsste, das Jahr für Jahr zahlreiche Schüler aus der EU empfängt und somit mehr für die EU-Europa-Bildung tut als alle Schulen.

Außerdem, so konnte man am Sonntag vernehmen, sollte das Schiff, auf dem der Vertrag damals unterschrieben wurde, die „Princesse Marie-Astrid“, an die Mosel zurückkehren. Es wäre ein klares Bekenntnis zu Europa. Kein Ding der Unmöglichkeit!