Geschichte der HeißluftballonsAls Schaf, Huhn und Ente fliegen lernten

Geschichte der Heißluftballons / Als Schaf, Huhn und Ente fliegen lernten
Zur Erinnerung an den ersten bemannten Ballonflug 1783: Postkarte aus Paraguay mit Briefmarke der Gebrüder Montgolfier

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Heute vor 275 Jahren, am 6. Januar 1745, wurde Etienne Jacques Montgolfier geboren. Dass er und sein Bruder Jacques als Erfinder des Heißluftballons, der „Montgolfière“ in die Geschichte eingehen würden, ahnt zu diesem Zeitpunkt niemand. 1782 fand ein erster bescheidener Flug statt. 1783 gab es den ersten bemannten Flug. Die Gebrüder Montgolfier hatten es geschafft und sowohl König wie auch die Akademie der Wissenschaft in Frankreich überzeugt. Die Heißluftballons fanden besonders im Post-Transport Verwendung. Das erklärt auch, dass sie als Motiv auf vielen Briefmarken zu finden sind.

Von André Feller

Etienne Jacques Montgolfier erblickte am 6. Januar 1745 als 15. von 16 Kindern das Licht der Welt im Städtchen Annonay in der Ardèche. Seine Eltern, Inhaber der Papierfabrik Canson, ahnten zu diesem Zeitpunkt kaum, dass ihr Sohn eines Tages in die Geschichtsbücher eingehen würde. Zumindest nicht in den Kapiteln Luftfahrt und Philatelie.

Glaubt man den Legenden, so entdeckte sein älterer Bruder Joseph Michel, als er ein Hemd am Kamin trocknete, dass sich dieses mit heißem Rauch füllte und quasi davon flog. Die neugierigen Brüder Etienne Jacques und Joseph experimentierten daraufhin mit Hemden und Taschen aus Naturstoffen und füllten diese mit Rauch. Sie hoben zwar ab, flogen aber nicht sehr hoch.

Die Gebrüder forschten mit Erfolg weiter. 1782 füllten die Montgolfiers einen eigens aus Baumwolle und Papier hergestellten Ballon mit heißem Rauch. Der 225 kg schwere und etwa 3 Kubikmeter umfassende Ballon flog etwa 400 Meter hoch. In den darauffolgenden Wochen und Monaten perfektionierten Etienne Jacques und Joseph ihre Ballons. Neue Materialkombinationen und verschiedene Brennstoffe kamen zum Einsatz.

Als Tiere fliegen lernten

Im Juni 1783 ließen die beiden Montgolfier-Brüder im französischen Annonay, bei Lyon, einen unbemannten Heißluftballon am Marktplatz aufsteigen. Innerhalb weniger Minuten legte der 800 Kubikmeter umfassende Ballon eine Strecke von etwa 10 Kilometer in einer Höhe von circa 2.000 Meter zurück. Die Zuschauer waren begeistert und die Nachricht über das gelungene Unternehmen breitete sich aus wie ein Lauffeuer. Sowohl die wissenschaftliche Akademie in Frankreich als der König Louis XVI. unterstützten die Arbeiten der Gebrüder Montgolfier.

Am 10. September 1783 hob erneut ein Ballon ab, vor den Augen des Königs und seiner Gattin. Es war dies die erste Ballonfahrt mit Passagieren, genauer gesagt mit einem Schaf, einem Huhn und einer Ente. Nach acht Minuten Flug landete der Ballon sanft, die Tiere überlebten den Flug unbehelligt. Erst jetzt gab der König sein Einverständnis zu einer bemannten Ballonfahrt. Diese fand schon kurze Zeit später, am 21. November 1783 statt. An Bord oder besser gesagt in dem sehr schmalen Korb befanden sich die beiden „Piloten“ Jean-François Pilâtre de Rozier und der Gardeoffizier François d’Arlandes. Der erfolgreiche Flug dauerte 25 Minuten. Wie bereits zuvor wurde der Ballon durch ein Feuer am Boden mit Rauch gefüllt.

Unfälle blieben im Laufe der Zeit nicht aus. Die erste Überquerung des Atlantiks im Jahr 1785 verlief für Jean-François Pilâtre de Rozier tödlich. Der Ballon stürzte nahe dem französischen Ort Boulogne-sur-Mer ab. Welche Ursache genau zum Unfall führte, scheint nicht geklärt zu sein. Je nach Quellen geht die Rede von einem plötzlichen Absturz bis hin zu einem Brand des Ballons.

Bis Ballonflüge routiniert und gesteuert stattfinden konnten, vergingen noch etliche Jahrzehnte und unzählige Experimente. In der Folgezeit war es vor allem der französische Physiker Jacques Alexandre César Charles, der die Grundidee der Gebrüder Montgolfier aufgriff und die Heißluftballons weiterentwickelte. Er beschäftigte sich vor allem mit dem Verhalten der Gase bei Temperaturänderungen. Charles hob zusammen mit Marie-Noël Robert am 1. Dezember 1783 ab. Angetrieben wurde sein Ballon durch Wasserstoffgas, produziert aus Eisenspänen und Schwefelsäure. Nach einem etwa zweistündigen Flug landeten sie im 36 Kilometer entfernten Dorf Nesles-la-Vallée. Später stieg Charles noch einmal allein auf. Der Physiker brachte den Beweis, dass es nicht wie bisher gemeint der Rauch war, der den Ballon zum Steigen brachte, sondern die heißen Gase. Der wissenschaftliche Durchbruch war für die weitere Entwicklung von wesentlicher Bedeutung.

Beitrag für die Postbeförderung

Indirekt ist den Gebrüder Montgolfier durch die Erfindung des Heißluftballons ein Quantensprung in der Postgeschichte zu verdanken. Es vergingen wohl noch etliche Jahrzehnte, bis die Post auf den neuen Zug – oder besser gesagt Ballon – aufsprang.

Am 17. Juli 1859 fand in den USA der erste amtliche Ballonpostflug statt. Der Beginn der Luftpost war eingeläutet. Über 1.290 Kilometer Entfernung wurden erste Briefe von St. Louis nach Henderson in New York geflogen. Im Juni 1897 fand der erste amtliche Ballonpostflug im Rahmen der Leipziger Gewerbeausstellung statt. Nach den jeweiligen Landungen übergaben die Piloten die beförderten Postkarten an die Postverwaltungen zur Weiterbeförderung.

Eine regelmäßige Beförderung von Ballonpost war und ist aus physikalischen – sprich wetterbedingten – Gründen nicht möglich. Bei Regen, zu starker Thermik, Wind oder Gewitter ist eine Fahrt unmöglich. Eine wesentliche Bedeutung spielte diese Art der Luftpost im Deutsch-Französischen-Krieg von 1870/1871. Während der preußischen Belagerung von Paris vom 23. September 1870 bis 28. Januar 1871 war der Postverkehr über Land unterbunden. Die französische Post ließ nachts teilweise bemannte, teilweise unbemannte Ballons unter Ausnutzung der Windverhältnisse steigen, um den Postverkehr mit der Provinz aufrechtzuerhalten.

Ballonflug in Luxemburg

Etwa 2,5 Millionen Sendungen mit dem Vermerk „par ballon monté“ gelangten in das unbesetzte Frankreich. Häufig wurden Postbeutel als Ballastabgabe abgeworfen. Viele Briefe gelangten erst sehr spät oder nie an ihr Ziel. Im Ersten Weltkrieg hatte die Ballonpost kaum noch eine Bedeutung. Bekannt sind die Ballonposten aus der von Russen belagerten österreichischen Festung Przemyśl.

Vielen Sammlern ist heute die Ballonpost in Verbindung mit philatelistischen Veranstaltungen bekannt, in Deutschland etwa durch die Kinderdorf-Ballonflüge. In Luxemburg gab es übrigens nur einen einzigen Ballonpostflug. Dieser fand am 8. September 1927 im Rahmen des 75. Jubiläums Luxemburger Briefmarken statt – in Verbindung mit einer Briefmarkenausstellung vom 4. bis 8. September 1927.

Die belgische Zeitung Le Soir organisierte damals das erste Ballon-Verfolgungsrennen in Luxemburg. Wie dem Tageblatt vom 9.9.1927 zu entnehmen ist, verzögerte sich der geplante Start um mehrere Stunden. Der Ballon konnte nicht gänzlich befüllt werden und so kam es, laut dem T-Bericht, dass die Post teilweise in letzter Minute zurückbleiben musste.

Erstaunlicherweise hat die französische Postverwaltung keine Briefmarken zu Ehren der Gebrüder Montgolfier ausgegeben. Lediglich die Thematik der Ballonflüge wurde aufgegriffen.