Coronavirus17 Menschen aus Kaiserslautern stehen unter Quarantäne

Coronavirus / 17 Menschen aus Kaiserslautern stehen unter Quarantäne
In ganz Europa bereitet man sich auf Coronavirus-Fälle vor. In Kaiserslautern müssen nun 17 Personen vorsorglich zuhause bleiben, weil sie mit einem infizierten Menschen in Kontakt gewesen sind.  Foto: AFP

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Nach dem Coronavirus-Fall in der Pfalz muss eine Reihe von Personen vorsorglich zuhause bleiben. Das Land informiert Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen über Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Unternehmen im Land reagieren auf die in Europa steigenden Zahlen an Infizierten.

Nach dem zweiten Coronavirus-Fall in Rheinland-Pfalz laufen in Kliniken im Land die Vorbereitungen für einen größeren Ausbruch auf Hochtouren. Für besorgte Bürger ist seit Freitag extra eine Hotline zu Fragen rund um den Erreger Sars-CoV-2 erreichbar. Das Bildungsministerium schickte an alle Kindertagesstätten und Schulen im Land Empfehlungen zu Hygiene und Desinfektion. Unternehmen im Land setzen auf Home-Office-Regelungen.

Vorsorglich sind 17 Personen aus dem Umfeld des betroffenen 32-Jährigen in häuslicher Quarantäne. Es handelt sich um 15 Kollegen des mit dem Virus Sars-CoV-2 infizierten Mannes aus einer Arbeitsgruppe am Fachbereich Maschinenbau der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern sowie um zwei Mitbewohner aus einer Wohngemeinschaft des Betroffenen. Das teilten TU-Vizepräsident Arnd Poetzsch-Heffter und eine Sprecherin der Kreisverwaltung Kaiserslautern am Freitag mit. Von den zwei Mitbewohnern ist den Angaben zufolge einer ein Student der TU, der andere ein Lehrer an der Berufsbildenden Schule in Landstuhl.

Die 17 Personen seien beprobt worden, die Tests lägen in Koblenz beim Landesuntersuchungsamt, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung. Die Ergebnisse lagen am Freitag zunächst noch nicht vor. Veranstaltungen in Kaiserslautern am Wochenende sollen trotz des Coronavirus-Falls nicht abgesagt werden, wie der Stadtbeigeordnete Peter Kiefer mitteilte. „Im Moment sehen wir nicht die Notwendigkeit dafür.“

Bei dem 32-jährigen Betroffenen war das Virus am Donnerstag nachgewiesen worden. Ihm geht es nach Angaben des behandelnden Westpfalz-Klinikums gesundheitlich gut. „Der Patient hat wenig Beschwerden – Husten, Schnupfen und etwas Heiserkeit. Das Fieber konnte gesenkt werden.“ Dennoch bleibe der Mann in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt für 14 Tage auf der Isolierstation des Krankenhauses, teilten Klinik und Kreisverwaltung Kaiserslautern mit. Der Mann iranischer Abstammung war in seiner Heimat gewesen und reiste am 19. Februar über den Frankfurter Flughafen nach Deutschland ein, mit dem Bus fuhr er nach Kaiserslautern. Er war am Donnerstag selbst ins Westpfalz-Klinikum gekommen. Vor ihm war schon bei einem 41-jährigen Soldaten im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz das neuartige Coronavirus festgestellt worden.

Schulen und Kitas

An Bildungseinrichtungen übersandte das Bildungsministerium am Freitag Schreiben im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Darin werden Tipps zu Desinfektion und Hygiene gegeben, entwickelt von ressortübergreifenden Taskforce der Landesregierung. Die Empfehlungen seien vorab mit den kommunalen Spitzenverbänden und dem Landeselternbeirat abgestimmt worden, teilte das Bildungsministerium in Mainz mit. Es gibt zudem eine Elterninformation, die in Kürze auch in anderen Sprachen, darunter Türkisch, verfügbar sein soll. Die Schulaufsicht ADD richtet für alle Schulen eine Hotline ein. „Es gibt derzeit einen großen Informationsbedarf“, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Es sei nun wichtig, dass die Hygiene-Handreichungen in Schulen und Kitas beachtet würden und auch in gewisser Weise Ruhe bewahrt werde.

Das Gesundheitsministerium hat am Freitag für Bürger eine Hotline für Fragen rund um das Coronavirus gestartet. Sie ist von Montag bis Donnerstag zwischen neun und 16 Uhr sowie freitags von 9.00 bis 12.00 Uhr erreichbar. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) riet Menschen, die Symptome an sich selbst feststellen, zunächst den Arzt anrufen. Es sei nicht ratsam, sich direkt in ein Wartezimmer zu anderen Patienten zu setzen. Falls sich der Erreger stärker ausbreite, bestehe zwar die Möglichkeit, dass sich beispielsweise Ärzte trotz Schutzausrüstung infizierten. Bislang sei das aber noch kein Problem, betonte die Ministerin. „Momentan sehen wir noch keine Kapazitätsengpässe beim Personal.“

Krankenhäuser bereiten sich vor

Das betroffene Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern sieht sich auf weitere Verdachtsfälle und Infektionen vorbereitet. Es hat nach eigenen Angaben zehn Zimmer, die Isolationsmöglichkeiten böten. Um bei Bedarf weitere Kapazitäten schaffen zu können, wurden am Standort Kaiserslautern alle Behandlungen bis zum kommenden Montag (2. März) gestrichen. Ursprünglich einbestellte Patienten seien telefonisch informiert worden. „Wir stehen voll und ganz für die Notfallversorgung zur Verfügung“, betonte der Ärztliche Direktor Christian Mönch. Es gebe derzeit viele Menschen, die den Kontakt zur Notaufnahme suchten, aber nicht jeder Infekt der oberen Atemwege sei auf den Coronavirus zurückzuführen. „Ich erwarte keinen derartigen Anstieg, dass wir an unsere Kapazitätsgrenzen kommen“, sagte er.

Am Mainzer Universitätsklinikum, dem größten Krankenhaus in Rheinland-Pfalz, wurden am Freitagmorgen in einem Hörsaal Mitarbeiter über das Virus Sars-CoV-2, Schutz- und Verhaltensregeln sowie die laufenden Vorbereitungen im Haus informiert. Am Rande berichtete die Direktorin der Apotheke der Unimedizin, Irene Krämer, dass vorsorglich die Lagerbestände für bestimmte Arzneimittel und für Schutzausrüstung aufgestockt worden seien. Bei der Schutzausrüstung handele es sich um Standardartikel wie wasserdichte Schutzkittel oder Handschuhe. Bei Handschuhen rechnet Krämer demnächst mit Lieferengpässen, da diese fast ausschließlich in China produziert würden. Zur Desinfektion kommen der Unimedizin zufolge nur hierzulande hergestellte Mittel zum Einsatz, es drohe kein Mangel.

Der stellvertretende Leiter der Abteilung für Hygiene und Infektionsprävention der Unimedizin, Wolfgang Kohnen, betonte vor Mitarbeitern, dass auch fabrikneue Handschuhe Mikrolöcher hätten. Es müsse also auch nach dem Tragen von Handschuhen auf sorgfältige Handhygiene – also Waschen und Desinfizieren – geachtet werden. Nach seiner Einschätzung lässt sich dem neuartigen Coronavirus aber mit den herkömmlichen Desinfektionsmitteln gut zu Leibe rücken.