Der weltweite Vertrieb von Investmentfonds ist seit vielen Jahren eine Erfolgsgeschichte für den Luxemburger Finanzplatz. 2009 lag die Summe des vom Sektor verwalteten Geldvolumens noch weit unter 2.000 Milliarden Euro (1.526,6 Milliarden). Die 3.000-Milliarden-Marke wurde 2014 überschritten – die 4.000-Milliarden-Marke nur drei Jahre später. Anfang 2021 wurde die 5.000-Milliarden-Marke durchbrochen.
Auch im Dezember 2021 lief es noch rund. Um mehr als 100 zusätzliche Milliarden stieg das von den Luxemburger Fonds verwaltete Kapital auf die fast unvorstellbar hohe Rekordsumme von 5.859 Milliarden Euro. Die Marke von 6.000 Milliarden Euro geriet in Reichweite. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Im Gegenteil.
Mit dem Aufmarsch an der Grenze und dem späteren Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine brach die Zuversicht in die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein. An den Börsen taumelten die Kurse nach unten. Die von den Fonds gekauften Wertpapiere verloren an Wert. Ende Dezember 2022 verwalten die Fonds am Finanzplatz Luxemburg „nur“ noch 5.028,5 Milliarden Euro. Ein Minus von 831 Milliarden Euro (oder 14,8 Prozent), verglichen mit den Zahlen vom Vorjahr. Es war eines der schlechtesten Jahre überhaupt für die Branche hierzulande. Das letzte Mal, dass ein ähnlich starkes Minus verbucht wurde, war im Jahr der Finanzkrise von 2008.

Von dem Einbruch in 2022 hat sich die Branche auch 2023 nicht erholt. Im Monat Oktober 2023 war das Volumen der von Luxemburger Fonds verwalteten Gelder sogar auf einen Tiefststand von nur noch 5.008 Milliarden Euro eingebrochen.
Seitdem geht es jedoch wieder aufwärts: Im Jahr 2024 ist das Geldvolumen bis September nun um 375 auf 5.660 Milliarden Euro gestiegen, wie Zahlen der Finanzaufsicht CSSF zeigen. Das ist ein erfreuliches Plus von 1,4 Milliarden Euro pro Tag – von seinem historischen Höchststand bleibt es jedoch noch weit entfernt.
Hintergrund des Wachstums war dabei vor allem die starke Entwicklung der weltweiten Börsenkurse im bisherigen Verlauf des Jahres 2024. Um insgesamt 348 Milliarden haben die angelegten Werte bisher zugelegt. Investoren haben bisher (netto) dieses Jahr nur eine relativ kleine Summe von 26 Milliarden Euro neu über den Luxemburger Fonds angelegt. Doch auch dies ist bereits eine Verbesserung: Nachdem sie 2021 noch fast 400 Milliarden neu nach Luxemburg gebracht hatten, hatten sie 2022 und 2023 im Schnitt mehr Geld abgezogen als neu investiert. Das zeigen Zahlen der Zentralbank.
Die Entwicklung der Vermögenswerte ist wichtig für den Finanzplatz. Er beeinflusst die Aktivitäten und die Wertschöpfung von Dienstleistern und Depotbanken. Vereinfacht gesagt: Auf „größeren“ Summen gibt es höhere Kommissionen zu erwirtschaften. So war das Geschäft mit den Kommissionen, die die Banken auf Finanzgeschäften erwirtschaften, 2022 und 2023 spürbar rückläufig, ist im ersten Halbjahr 2024 jedoch wieder gestiegen.
Zahl der Fonds schrumpft weiter
Entscheidend für den Standort ist dabei nicht nur das verwaltete Geldvolumen. Für die Beschäftigung am Finanzplatz ist die Zahl der Fonds das wichtigere Kriterium. Im Schnitt heißt es, dass jeder Fonds rund drei Jobs im Land schafft. Die schlechte Neuigkeit: Seit einigen Jahren ist die Zahl der Fonds spürbar geschrumpft. Während es laut Zahlen der Zentralbank Ende Dezember 2016 insgesamt 4.144 Fonds in Luxemburg gab, ist ihre Zahl im März 2018 unter die Marke von 4.000 gefallen. 2020 fiel ihre Zahl auf unter 3.700. Im Dezember 2022 waren es nur noch 3.377 Fonds. Im September 2024 nur noch 3.194.
Dennoch kann sich der Sektor auch weiterhin sehen lassen: Das Großherzogtum ist nach wie vor der zweitwichtigste Fondsstandort weltweit – nach den USA. Was Fonds angeht, die grenzüberschreitend verkauft werden, ist Luxemburg die Nummer eins.
Insgesamt 7,9 Prozent aller Gelder, die weltweit in Fonds angelegt waren, waren Mitte 2024 in Luxemburger Fonds investiert, wie Zahlen vom Branchenverband Efama zeigen. Das ist mehr als in anderen Ländern: Irland hat 6,4 Prozent Weltmarktanteil, China 5 Prozent, Deutschland 3,9 Prozent und Frankreich 3,4 Prozent.

Doch der Wettbewerb ist hart, und Luxemburg ist dabei, an Gewicht zu verlieren: Vor fünf Jahren hielt Luxemburg noch einen weltweiten Marktanteil von 9 Prozent. Vor zehn Jahren waren es 9,4 Prozent. Irland derweil wächst rasant: Das Land hatte vor einem Jahr erst einen Marktanteil von 5,9 Prozent, vor sieben Jahren waren es erst 4,5 Prozent Marktanteil.
Dass Irland seit einigen Jahren deutlich schneller wächst, liegt an sogenannten ETFs. Bei diesen nicht aktiv gemanagten Fonds, die meist einfach einen Börsenindex nachbilden, hat Irland klar die Nase vorn. In Luxemburg gab es Mitte 2024 ETFs mit einem Volumen von 358 Milliarden – in Irland waren es 1.852 Milliarden. Der Abstand zu Luxemburg wird immer größer.
Bei einem Teil dieses Bereichs sieht Luxemburg kaum eine Chance zum Aufholen: Irland hat nämlich ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA, welches in diesem Massen-Markt, wo jeder kleinste Anteil eines Prozents für die zu erwirtschaftenden Erträge zählt, überaus wichtig ist. Die Regierung hat sich jedoch vorgenommen, aktiv verwaltete ETF/UCITS-Fonds von der „Taxe d’abonnement“ (eine Steuer, die es nur hierzulande gibt) zu befreien und so für diese wieder attraktiver zu werden.
Für die Luxemburger Wirtschaft insgesamt ist der Bereich von großer Bedeutung. Er steht für etwa ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Finanzsektors und für rund 15.000 Jobs.
Auch für die Steuereinnahmen ist der Bereich überaus wichtig: Neben den Abgaben auf Gehältern und Gewinnen zahlt die Branche zusätzlich eine Steuer auf dem verwalteten Geldvolumen. Allein im Jahr 2021 hatte diese „Taxe d’abonnement“ einen Rekord von 1,3 Milliarden Euro in die Staatskasse gespült. Seit 2018 handelt es sich um mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr. In den kommenden Jahren wird wieder mit Zuwächsen gerechnet: Laut den letzten Prognosen sollen es ab 2027 mehr als 1,5 Milliarden Euro werden.

Was ist ein Investmentfonds?
Ein Investmentfonds ist wie eine Gemeinschaft, ein Topf, in dem mehrere Menschen Geld zusammenlegen. Dieses wird dann von den professionellen Managern des Fonds angelegt (beispielsweise in Aktien, Metalle, Kunstgegenstände oder Immobilien). Die erwirtschafteten Gewinne werden dann an die Investoren verteilt. Die Manager erhalten eine Kommission. Der Fonds ermöglicht es dem einzelnen Investor, in Werte zu investieren, zu denen ein einzelner kleiner Anleger keinen Zugang hätte, und er ermöglicht eine Verteilung des Risikos.
Dass Luxemburg sich zu einem Zentrum der Investmentfonds entwickelt hat, geht auf das Jahr 1985 zurück. Damals hatte Luxemburg als erster EU-Mitgliedstaat eine neue gemeinschaftliche Regelung zur Schaffung eines Binnenmarkts für Investmentfonds umgesetzt. Die ersten Unternehmen, die die neuen grenzüberschreitenden Möglichkeiten nutzen wollten, kamen. Ein ganzes Netz an spezialisierten Dienstleistern, von Anwaltskanzleien bis Depotbanken, entstand. Heute werden Investmentfonds aus Luxemburg in rund 80 Ländern verkauft, mit Fokus auf Europa, Asien, Lateinamerika und den Nahen Osten.
Die Finanzindustrie hat schons seit längerem die jeweiliegen Finanzminister aufmerksam gemacht dass Irland keine taxe d'abonnement auf den Fonds erhebt; auch für US Anleger über ein Doppelbesteuerungsabkommen verfügt und Luxemburg nicht....also wird Irland weiter wachsen und Luxemburg ins Abseits gedrängt werden, aber die Regierung will nicht auf die Steuereinnahmen der taxe d'abonnement verzichten.....also wird der Fondsplatz Luxemburg zu Auslaufmodell werden....