Esch2022„Den neie Mineur“: Ein Beitrag von Kayl-Tetingen zum Kulturjahr

Esch2022 / „Den neie Mineur“: Ein Beitrag von Kayl-Tetingen zum Kulturjahr
Das nationale Bergarbeiterdenkmal auf Léiffrächen wird zur Kulisse für ein Musical Foto: Lucien Montebrusco

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Welch anderes Thema als ihre industrielle Vergangenheit als Teil des Minette-Beckens hätte die Gemeinde Kayl für das Kulturjahr Esch2022 auswählen können? Ihre Projekte werden diese Geschichte aufarbeiten und dabei den Bogen ins 21. Jahrhundert spannen. Was gestern war, ist nicht einfach vergangen und vergessen. Erfahrungen und Lektionen von damals bleiben aktuell. Den Spagat zwischen gestern und heute versucht auch „Den neie Mineur“, einer von vier Beiträgen für Esch2022.

Besonders mit einem Namen ist die Vergangenheit Tetingens eng verbunden: Jean Schortgen (1880-1918). An ihn erinnert am Eingang des Tetinger Friedhofs, von der Hauptstraße gut sichtbar, ein imposantes Denkmal. Schortgen ist eine für Esch2022 geschaffene Grafic Novel gewidmet. Sie bildet den ersten Teil des dreigliedrigen Projekts „Den neie Mineur“. Bereits als 16-Jähriger stieg Schortgen in das Bergwerk hinab. Das Werk zeichnet Leben und Wirken des Tetinger Grubenarbeiters und ersten Arbeiterdeputierten nach, der 1914 erstmals ins Parlament gewählt worden war. Dabei liegt der Fokus auf seiner Zeit als Abgeordneter, Gewerkschafter, Mitbegründer der sozialistischen Partei und der sogenannten Freien Gewerkschaften bis zum 1. Mai 1918, dem Tag, als er bei der Arbeit in der Grube Brommeschbierg tödlich verunglückte. Das von Marc Angel (Zeichnung) und Charel Meder (Text) geschaffene Werk erscheint in französischer und luxemburgischer Sprache. Erscheinungsdatum der luxemburgischen Ausgabe ist voraussichtlich der 29. April.

Ergänzt wird das Projekt durch eine von Charel Meder in Zusammenarbeit mit dem Schulministerium und dem Zentrum für politische Bildung konzipierte pädagogische Broschüre, die auf der Liste empfehlenswerter Bücher für die Fächer „Science et vie“ und Geschichte für das nächste Schuljahr stehen soll.

Musical im September

Die Zuschauer werden das Musical von der Straße und der Wiese gegenüber dem Denkmal aus verfolgen
Die Zuschauer werden das Musical von der Straße und der Wiese gegenüber dem Denkmal aus verfolgen Foto: Lucien Montebrusco

Teil zwei des Projekts „Den neie Mineur“ wird das Publikum Mitte September zu einem Musical am Nationalen Bergarbeiterdenkmal auf Léiffrächen einladen. Akteure sind sämtliche Musikgesellschaften und Chöre der Ortschaft. Der Text ist von Roger Seimetz, das Bühnenbild von Andreas Wagner. Verantwortlich für die musikalischen Arrangements sind Pol Belardi und Sandro Bucciarelli. Rund 150 Personen dürften am Stück beteiligt sein, das sich auf den Treppen und den Nebengängen des vor kurzem instand gesetzten Monuments abspielen wird. Die Zuschauer selbst werden das Spektakel von der Straße und der Wiese gegenüber dem Denkmal aus verfolgen. „Das Publikum wird Teil eines Narrativs, das aus der Topologie des Ortes schöpft, und seine Position in der Vergangenheit und Zukunft befragt. Es führt Texte und Reden von bedeutenden Politikern der Arbeiterbewegung wie Jean Schortgen und Jean-Pierre Bausch … mit Arbeiterliedern und Neukompositionen zu einer neuen Form, einer forma nuova, zusammen“, heißt es in der Beschreibung des Projekts. Das rund einstündige Musical wird am 16., 17. und 18. September aufgeführt. An diesem Wochenende wird auch die vom örtlichen „Syndicat d’initiative et de tourisme“ ausgerichtete „Journée internationale des Mineurs“ stattfinden.

Den dritten Teil des Projekts bildet eine Theaterproduktion der Jugendgruppe der „Artistekëscht“ zusammen mit Deviserin Martine Conzemius. Das Besondere an der Produktion: Regie und Szenario werden gemeinsam erarbeitet. Die Deviserin begleitet die Truppe bei der Entwicklung des Stücks. Vorgegeben ist lediglich das Thema: Kinder- und Jugendarbeit. Mit dem Stück stößt das Projekt „Den neie Mineur“ in eine neue, zeitgenössische Dimension. Seltene Erden und andere unverzichtbare Rohstoffe für die modernen Kommunikations- und Arbeitsmittel wie Smartphones und PC würden unter Tage unter oftmals menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen. Kinder und Jugendliche seien heute die neuen „Mineurs“ – Grubenarbeiter und minderjährig heißt es in der Vorstellung des Stücks. Aufführungen der Theaterproduktion „Den neie Mineur“ sind voraussichtlich am 10., 11. und 12. Dezember in der Schungfabrik in Tetingen.