Lehrer-AusfälleSEW/OGBL-Präsident: „Zurzeit fahren wir einen totalen Krisenmodus an den Schulen“

Lehrer-Ausfälle / SEW/OGBL-Präsident: „Zurzeit fahren wir einen totalen Krisenmodus an den Schulen“
SEW/OGBL-Präsident Patrick Arendt sagt, dass viele der nun eingestellten Aushilfslehrer noch nie in einer Klasse unterrichtet haben Foto: Editpress/Julien Garroy

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Sollten sich die Ausfälle beim Lehrpersonal nächste Woche verdoppeln, würde dies zu Schulschließungen führen, sagt Bildungsminister Claude Meisch. SEW/OGBL-Präsident Patrick Arendt erklärt, dass viele der nun rekrutierten Aushilfskräfte keinen Unterricht geben, sondern lediglich die Schüler betreuen. Die Schulen befinden sich im Krisenmodus.  

Bildungsminister Claude Meisch zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass man den Unterricht an Luxemburgs Schulen weiter gewährleisten kann. Dennoch spricht er am Montag im Interview auf Radio 100,7 von einer Herausforderung. Sollten sich die Ausfälle an den Schulen in der nächsten Woche verdoppeln, dann wären Schulschließungen und die Wiedereinführung des Homeschoolings eine Option. „Nicht wegen Infektionen bei den Schülern, sondern weil nicht mehr genug Personal da ist“, so der Minister. Meisch erläutert, dass im vergangenen Jahr 274 Ersatzlehrer für die Grundschule sowie 182 weitere im Laufe der letzten Woche eingestellt wurden. Zudem seien 61 Aufsichtslehrer in den Lyzeen rekrutiert worden. Claude Meisch bestätigt im Interview, dass zurzeit rund 10 Prozent des Personals ausgefallen ist.

Wir zweifeln daran, dass wir genügend Aushilfslehrer rekrutieren können, um die hohen Ausfälle bei den Lehrern kompensieren zu können

Patrick Arendt, SEW/OGBL-Präsident

Im Tageblatt-Gespräch sagt Patrick Arendt, Präsident des SEW/OGBL für die Grundschulen, dass es bereits einen Mangel an Lehrkräften zu Beginn des Schuljahres im September gab. Im Laufe des ersten Trimesters sei an vielen Schulen systematisch der Nachhilfeunterricht ausgefallen, weil das Personal bei den Vertretungen aushelfen musste. „Es sind genau die Kinder, die in der Pandemie am meisten benachteiligt waren, die nun als Erste auch wieder zurückstecken mussten“, sagt Arendt. Auch mussten seit der „Rentrée“ aufgrund von Personalmangel Schüler in andere Klassen verteilt werden, sagt er. „Dies ist die Realität ‚um Terrain‘.“ Angesichts einer Virusvariante, die sich viel schneller ausbreitet, sei diese Verteilung der Schüler nicht gerade förderlich. „Wir zweifeln daran, dass wir genügend Aushilfslehrer rekrutieren können, um die hohen Ausfälle bei den Lehrern kompensieren zu können.“ Andererseits sollte man seiner Meinung nach nicht davon reden, dass der Unterricht bestehen bleibt. „Viele der nun eingestellten Aushilfen haben noch nie in einer Klasse unterrichtet.“ Man müsse sich darauf einstellen, dass die Kinder in den Grundschulen vom Aushilfspersonal keinen Unterricht bekommen, sondern nur betreut würden.

Beim nun rekrutierten Personal handelt es sich laut Claude Meisch unter anderem um Arbeitslose, Studenten oder auch pensionierte Lehrer. „Es ist quasi unmöglich, dass die Aushilfslehrer Unterricht geben können“, sagt Patrick Arendt. Lehrer, die seit zwei Jahren pensioniert sind, könnten das sicherlich noch. Jenen, die ihr Studium fast zu Ende haben, fehle die praktische Erfahrung. „Wir müssen diese Leute also zusätzlich einarbeiten. Ein richtiger Unterricht wird da schwierig.“ Arendt stört sich daran, dass außerhalb der Schulen so getan werde, als könne der Unterricht gewährleistet werden. „Hier sprechen wir nicht mehr von Unterricht.“ Wochenlang seien immer wieder einzelne Schüler oder ganze Klassen nicht da gewesen. „Man kann demnach nicht sagen, dass wir normal weiterarbeiten können.“

Meisch setzt auf Engagement der Lehrer

Laut Claude Meisch gibt es zurzeit keine großen Unterschiede in Bezug auf die Ausfälle. Vor den Weihnachtsferien seien einzelne Regionen im ländlichen Raum mit höheren Inzidenzen aufgefallen. Nach den Ferien seien diese vermehrt im städtischen Raum vorzufinden. Überall sei die Situation angespannt, so der Minister auf Radio 100,7. Er geht davon aus, dass in den Schulen teilweise sehr flexible und kreative Lösungen gefunden werden müssen. Auch sollten sich die Lehrer mehr engagieren, für andere einspringen oder ihre Teilzeitstelle für kurze Zeit auf hundert Prozent erhöhen. „Wir werden mit den hohen Zahlen nicht aus dem Wald kommen, wenn sich die Lehrer nicht engagieren“, sagt Meisch.

Manche Lehrer sitzen in den Schulen und weinen, weil sie nicht mehr wissen, wie sie es stemmen können. Und der Minister sagt, die Lehrer sollten ein wenig mehr Unterricht geben.

Patrick Arendt, SEW/OGBL-Präsident

„Zurzeit fahren wir einen totalen Krisenmodus“, sagt Patrick Arendt. Die einen Schulen seien weniger, andere mehr davon betroffen. „Was dem Personal an den Schulen aufstößt, ist die Tatsache, dass der Krisenmodus bei den Direktionen gar nicht wahrgenommen wird.“ Es werde nicht gerne gesehen, wenn ein Lehrer mit einem anderen zum Beispiel zwei Stunden tauscht. „Die Lehrer tun dies, weil es meistens gute Gründe dafür gibt, nicht weil sie zum Frisör wollen.“ Arendt bezeichnet dies als eine Art Mobbing, die von den Regionaldirektionen ausgehe. Er moniert auch das mangelnde Engagement, das manche Direktionen an den Tag legen. „Sie tun die Situation mit folgenden Worten ab: Wir haben jetzt keine Aushilfslehrer mehr, schaut, dass ihr klarkommt“, so der SEW/OGBL-Präsident. Dabei sei es nun wichtig, sämtliche Personen mit einer pädagogischen Ausbildung in den Schulen einzusetzen. Viele davon sitzen laut Arendt in den Direktionen. Er vermisst auf dieser Ebene die von Meisch proklamierte Flexibilität.

„Manche Lehrer sitzen in den Schulen und weinen, weil sie nicht mehr wissen, wie sie es stemmen können. Und der Minister sagt, die Lehrer sollten ein wenig mehr Unterricht geben“, so der Gewerkschafter. Solche Aussagen seien „nicht okay“. Nicht alle Regionaldirektionen würden so funktionieren, aber manche würden einfach ihre Arbeit weiter tun und die Schulen müssten schauen, wie sie das stemmen. „Niemand denkt daran, bei uns aushelfen zu kommen. Das ist eine sehr dramatische Situation.“

Zusätzlicher Stress wegen 3G-Regelung

Arendt erläutert, dass man die Schulen zwar nicht zugemacht habe, aber es dennoch viele Situationen gebe, wo nur zwei Kinder aufgrund ihrer Genesung in der Klasse seien und die anderen zu Hause sitzen müssten. „In solchen Situationen kann man auch nicht wirklich von einem Unterricht sprechen“, sagt er. „Das bringt mit sich, dass die Lehrer, die nicht krankgemeldet sind, alle auf der Felge fahren.“ Zurzeit könne man an den Schulen beobachten, dass etwa 20 Minuten nach Unterrichtsbeginn zahlreiche Autos auftauchen. Es seien Eltern, die ihre Kinder abholen müssen, weil diese positiv getestet wurden. Dies löse wiederum eine ganze Prozedur aus. „Im Moment ist das ziemlich chaotisch, weil niemand mehr weiß, was zu tun ist“, so Arendt. Das Tracing komme nicht mehr hinterher, die Eltern hätten viele Fragen, die Lehrer keine Antworten. Niemand wisse, ob und wann sich die „Santé“ meldet. Viele Eltern würden zudem unter Druck stehen, weil sie die ganze Situation mit ihrem Arbeitgeber besprechen müssten. „Das ist belastend für jeden“, sagt er.

Patrick Arendt spricht von der ständigen Angst, irgendwann doch komplett auf Homeschooling umstellen zu müssen. Seiner Meinung nach ist es aber nicht der Minister, der dies entscheiden wird, sondern der Mangel an Personal, der dies notwendig machen wird. In der Grundschule gebe es zudem viele junge Lehrer, die selber Kinder hätten und die im Falle einer Quarantäne ihren Nachwuchs zu Hause betreuen müssten. „Die Personaldecke ist extrem dünn. Es scheint wackelig zu werden.“ Dennoch hegt Arendt die vorsichtige Hoffnung, dies in den nächsten drei bis vier Wochen stemmen zu können. 

Das bringt mit sich, dass die Lehrer, die nicht krankgemeldet sind, alle auf der Felge fahren

Patrick Arendt, SEW/OGBL-Präsident

Die 3G-Regelung, die ab nächstem Samstag auf dem Arbeitsplatz und demzufolge auch an den Schulen für das Personal gilt, werde keine Kontrollen morgens vor Schulbeginn hervorrufen, versichert Claude Meisch. Laut Gesetz könnten sich jene Lehrer, die geimpft oder genesen sind, in eine Liste eintragen, um die täglichen Kontrollen zu vermeiden. Diejenigen, die sich jeden Tag testen lassen müssten, würden von den Direktionen im Laufe des Tages kontrolliert, so Meisch. Jene, die kein negatives Testzertifikat vorzeigen könnten, bekämen die Stunden nicht geleisteter Arbeit über ihr Zeitsparkonto abgebucht, wenn der Arbeitgeber damit einverstanden sei. Sei dies nicht der Fall, bekomme die Lehrkraft kein Gehalt für die Stunden ausbezahlt, in denen diese ihrer Arbeit nicht nachgekommen sei, erklärt Meisch.

Die 3G-Regelung bringe laut Arendt unnötigen zusätzlichen Stress in die Bildungseinrichtungen. „Wenn man nun aufgrund dieser Regelung zu Hause bleiben muss, dann müssen die andren Kollegen doppelte Arbeit leisten.“ Dafür habe weder der eine noch der andere Verständnis. „Das kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.“ Das werde zu großen Spannungen zwischen Kollegen an den Schulen führen, befürchtet Arendt.

Instituteur dipl.
11. Januar 2022 - 8.57

E Chomeur op der fauler Haut leeft no 1 Dag fort aus der Schoulklass mat 23 covid-gestresst Schüler am 6. Schouljoer, mat Régelditri an accord irrégulier du participe passé an Dativ-Akkusativ... !!!

Mamma
11. Januar 2022 - 8.36

Aarm Kanner mat chomeur-ersatz, dee keng anung vu schoulhalen huet... a se viru videoe setzt...