Debatte um ErzieherausbildungEs gibt Alternativen zu Meischs Pilotprojekt

Debatte um Erzieherausbildung / Es gibt Alternativen zu Meischs Pilotprojekt
Der Petent und die Co-Petenten Francis Hoven, Yves Kails, Pitt Bach, Joy Welbes und Manuel Da Costa im Gespräch mit der Abgeordneten und Präsidentin der Petitionskommission Nancy Arendt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Ein Petent und vier Co-Petenten bringen Bildungsminister Claude Meischs sogenannte Reform zur Erzieherausbildung am Dienstag auf die Tagesordnung des Parlaments. Ihre im Mai eingereichte Petition hat das nötige Quorum erreicht. Die Antragsteller haben nicht die Absicht, alles schlechtzureden, sondern das Ziel, Alternativen auszuloten, wie man dem Mangel an Erziehern vorbeugen kann, ohne dabei die Qualität der Ausbildung zu vernachlässigen.

Als im Mai dieses Jahres bekannt wurde, dass sich Schüler, die eine 1re GSO (Sektion der Sozialwissenschaften) erfolgreich abgeschlossen haben, auf direktem Weg in die „Terminale“ zum Erzieherdiplom einschreiben dürfen, trifft Francis Hoven die Entscheidung, zusammen mit vier weiteren Personen eine Petition zu starten. Da diese die notwendigen 4.500 Unterschriften erlangte, wurde das Anliegen am Dienstag in einer öffentlichen Sitzung im Parlament diskutiert. Vor Beginn der Debatte hatten sich Gewerkschaftsvertreter des OGBL vor der Chamber versammelt, um die Petenten zu unterstützen.

Hoven ist Erzieher. Ihm sind die Anforderungen und Rahmenbedingungen der Ausbildung bekannt, sagt er. Das Gleiche trifft auf seine Co-Petenten zu, von denen die einen dem OGBL-Syndikat Gesundheit, Soziales und Erziehung und die anderen der CGFP-Unterorganisation ALEE („Association luxembourgeoise des éducateurs“) angehören. Um den Erzieherberuf ausüben zu dürfen, konnte man sich bislang am LTPES („Lycée technique pour professions éducatives et sociales“) auf der 2e und 1re in eine GED-Klasse einschreiben. Auf diese zwei Jahre folgt ein drittes, das „Terminale“ genannt wird.

Ziel der Petition ist es, dieses Pilotprojekt ethisch korrekt zu beurteilen, wenn möglich zu verändern und es so zu stoppen, wie es zurzeit umgesetzt wird

Francis Hoven, Erzieher und Initiator der Petition

Das neue Pilotprojekt von Meisch sieht vor, auch jenen Schülern der GSO-Sektion, die einen Abschluss in Sozialwissenschaften haben, innerhalb eines weiteren Jahres im LTPES den Zugang zum diplomierten Erzieherberuf zu ermöglichen. Dies, indem sie nach ihrem GSO-Abschluss die „Terminale“ besuchen. Dieser neue Zugang zum Beruf des Erziehers wird zunächst als Pilotprojekt unter der Bezeichnung „Passerelle“ auf zwei Klassen – LTPES und ENAD („Ecole nationale pour adultes“) – seit diesem Schuljahr angeboten.

Unterschiede zwischen GED- und SO-Sektion

„Ziel der Petition ist es, dieses Pilotprojekt ethisch korrekt zu beurteilen, wenn möglich zu verändern und es so zu stoppen, wie es zurzeit umgesetzt wird“, sagt Francis Hoven. Die Motivation für diese Petition basiere auf vielen Argumenten, die zeigen, wieso es durchaus wichtig sei, in der Erzieherausbildung bereits bei einer 2e GED anzufangen. Denn die Orientierung auf der SO-Sektion ist laut Hoven eine völlig andere. Manche Fächer werden auf beiden Sektionen angeboten, haben dennoch einen anderen Stellenwert, so der Petent. Dies sehe man anhand der Unterrichtsstunden und der jeweiligen Koeffizienten. Das betreffe insbesondere die Pädagogik, die auf der SO-Sektion keinen so hohen Stellenwert habe wie auf der GED-Sektion im LTPES. Was die Praktika angeht, gebe es große Unterschiede. Im LTPES könne man über die drei Jahre verteilt zahlreiche praktische Erfahrungen sammeln. Jedes Jahr seien mehrwöchige Praktika vorgesehen. Auf der SO-Sektion könne man wohl nur ein Praktikum belegen, das aber nicht mehrere Wochen dauere und welches nicht zwanghaft im erzieherischen Bereich stattfinden muss.

Ende Juni hatte Claude Meisch nach einer Unterredung mit der Gewerkschaft ALEE/CGFP Zugeständnisse an die Erzieher gemacht. Unter anderem bot er ihnen an, bei den Evaluierungsgruppen zum Pilotprojekt aktiv mitzuarbeiten. Dies hatte damals die Gemüter besänftigt. Yves Kails ist ebenfalls Erzieher und Co-Petent. Er sagt nach dem Ende der Debatte gegenüber dem Tageblatt, dass den Petenten durchaus bewusst war, dass sie mit ihrer Petition weder das Projekt stoppen könnten noch einen großen Einfluss darauf haben würden, das Reformvorhaben von heute auf morgen zu ändern. „Es ist gut, dass eine Diskussion zum Thema geführt wird und dass zugehört wird, was darüber gesagt wird.“

Alle waren sich einig, dass man nun abwarten sollte, was bei der Evaluierung des Pilotprojektes herauskommt

Yves Kails, Co-Petent und ALEE/CGFP-Mitglied

Quer durch alle Parteien stellen die Abgeordneten am Dienstag Fragen, sowohl an die Petenten als auch an Meisch. Kails zeigt sich zufrieden über das rege Interesse. „Wir wollten uns ja nicht beschweren oder etwas schlechtreden“, sagt er. Man habe stattdessen versucht, Alternativen auszuloten, die nachhaltiger sind als das neue Pilotprojekt.

Meisch hält zweiten Ausbildungsort für möglich

Laut Meisch zeigt die Debatte, was die eigentliche Herausforderung ist, nämlich gut qualifiziertes Personal für unterschiedliche Sektoren zu finden, die zudem enorm gewachsen ist. Der Minister weist darauf hin, dass laut einer Studie der Uni.lu, die allerdings bereits einige Jahre alt ist, rund 800 Stellen im Bereich der Erzieher pro Jahr besetzt werden müssen. Diese Zahl stellt er jener der 130 Erzieher gegenüber, die in einem Jahr das Erzieherdiplom im LTPES erlangen. „Da sieht man, dass wir sehr weit auseinanderliegen“, sagt Meisch. Alleine durch die „Passerelle“, wo dieses Jahr 46 Schüler eingeschrieben sind, könne man das Problem nicht lösen. Der Minister zeigte sich einverstanden, in Zukunft auf alternative Lösungsvorschläge, die im Laufe der Debatte sowohl von den Petenten, als auch von einigen Abgeordneten genannt wurden, eingehen zu wollen. Auch zeigte er sich nicht abgeneigt, einen zweiten Ausbildungsort neben dem bestehenden LTPES ins Leben zu rufen.

Das hier war ein Schritt auf dem Weg, der in nächster Zeit noch zu machen ist

Yves Kails, Co-Petent und ALEE/CGFP-Mitglied

Nach der Debatte haben die Abgeordneten zusammen mit dem Bildungsminister ein Fazit gezogen. Wie üblich hinter verschlossenen Türen. Die Schlussfolgerung war sehr kurz. „Alle waren sich einig, dass man nun abwarten sollte, was bei der Evaluierung des Pilotprojektes herauskommt“, so Yves Kails. „Das hier war ein Schritt auf dem Weg, der in nächster Zeit noch zu machen ist.“ 

Lew Wygotsky
20. Oktober 2021 - 13.30

Et huet keen eppes dergéint, dass Leit eng nei Richtung wielen. Mir brauchen esou Leit a sinn dankbar fir jiddferren deen dat well maachen. Awer da sollen se korrekt ausgebilt ginn an e Land soll sech dat och eppes kaschte loossen. Wat awer am Moment am Enseignement mat de Quereinsteiger leeft, geet op keng Kouhaut! Ouni Ausbildung direkt an Klass! An d'Ausbildung duerno ass eng Farce! Dat géif et a kengem Land an a kengem Beruff ginn. Mir wäerten an 10-12 Joer d'Resultater vun deser Schoulpolitik gesinn. Mee da sinn déi politesch Responsabel schons lang "über alle Berge" a sëtzen an hirer Pensioun an der Sonn!