Editorial„The Games must go on“: Über die Gefahr der Olympischen Spiele in Tokio

Editorial / „The Games must go on“: Über die Gefahr der Olympischen Spiele in Tokio
 Foto: dpa/Michael Kappeler

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„The Games must go on.“ Der Satz vom damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Avery Brundage am Tag nach dem Olympia-Attentat von München ging in die Geschichte ein und ist knapp 49 Jahre später wohl aktueller denn je. Die Spiele von Tokio 2021 könnten unter dem gleichen Motto stehen. Das IOC und die japanische Regierung ziehen Olympia trotz Corona-Pandemie durch.

Die Organisatoren der Olympischen Spiele kämpfen um ihre Interessen, so wie es viele andere Wirtschaftszweige während der Pandemie getan haben. Der Unterschied zwischen IOC und Horesca: Der Gastronomieverband hat immer klar kommuniziert, dass es ihm um das finanzielle Überleben der Betriebe geht. IOC-Präsident Thomas Bach hingegen verteidigt die Abhaltung der Olympischen Spiele mit deren höherer Mission. So bezeichnete er Olympia als „Licht am Ende des Tunnels“, als Symbol für das Ende der Pandemie. Auf der IOC-Session am Dienstag in Tokio sagte er, Olympia gebe den „Menschen Vertrauen in die Zukunft“. Dabei geht es auch bei den Olympischen Spielen einzig und allein um wirtschaftliche Interessen. Es geht um nicht weniger als drei bis vier Milliarden Dollar an Einnahmen, die dem IOC noch ausstehen, der größte Teil davon aus Fernsehrechten. Diese Einnahmen retten zu wollen, ist durchaus legitim.

Problematischer ist, dass sich die japanische Regierung für die Zwecke des IOC hat einbinden lassen und an den Olympischen Spielen festhält, obwohl der Großteil der Bevölkerung gegen eine Austragung zum jetzigen Zeitpunkt ist. Einer Umfrage der japanischen Zeitung Asahi Shimbun zufolge glauben 68 Prozent der 1.500 befragten Japaner nicht an sichere Spiele. Stand Dienstag meldeten die Organisatoren bereits 67 Corona-Fälle in Zusammenhang mit Olympia. Was die Aussage von Thomas Bach, dass vom Olympischen Dorf und seinen mehreren Tausend Bewohnern „null Risiko“ ausgehe, etwas relativiert. Dabei sind es vor allem solche Aussagen, die das Unverständnis in der Öffentlichkeit befeuern.

Die Bedenken an der Austragung findet man nicht nur bei Japanern. Sportminister Dan Kersch verzichtet zum Beispiel auf eine Reise nach Tokio. Eine Entscheidung, die dem LSAP-Politiker nicht nur Sympathien in der Wählerschaft einbringt, sondern letztendlich auch konsequent ist. Die Pandemie ist noch nicht überstanden und ein weltweites Zusammenkommen ist nicht ohne Risiko.

Ob „The Games must go on“ wirklich die richtige Devise für „Tokyo 2020“ ist oder sich Olympia als Pandemie-Treiber herausstellt, bleibt abzuwarten. Wie ebenfalls vom IOC gern hervorgehoben, hat der Sport die Fähigkeit, zu verbinden. In dem Sinne ließ die IOC-Vollversammlung am Dienstag das Motto des IOC-Gründers Pierre de Coubertin ergänzen. Dem traditionellen „Schneller, höher, stärker“ wurde noch „gemeinsam“ hinzugefügt. Doch etwas, das verbindet, hat auch die Kraft, zu spalten – und das wäre das Letzte, was unsere Gesellschaft jetzt gebrauchen könnte.

Erdinger
22. Juli 2021 - 19.44

"Das IOC und die japanische Regierung ziehen Olympia trotz Corona-Pandemie durch. " Die Regierung hat kein Mitspracherecht, so steht es im Kontrakt mit de, IOC.

trotinette josy
22. Juli 2021 - 13.07

Unverantwortlich!

B.G.
22. Juli 2021 - 0.58

«Life must go on « op nei lëtzebuergësch !