Italiener ermitteln im Doping-Skandal nicht mehr weiter – aus Kostengründen

Italiener ermitteln im Doping-Skandal nicht mehr weiter – aus Kostengründen

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Der Dopingskandal um den spanischen Frauenarzt Eufemiano Fuentes beschäftigt die Anti-Doping-Behörden seit gut 13 Jahren. Die italienische Anti-Doping- Agentur hätte zwar das Recht, die Blutbeutel zu analysieren, macht es aus Kostengründen allerdings nicht. Die Welt-Anti-Doping-Agentur ist dagegen immer noch dabei zu ermitteln.

Im Oktober 2018 sah es für einen Moment so aus, als könnte es nach über 12 Jahren doch noch zum Durchbruch im Dopingskandal um den spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes (Foto oben: AFP) kommen. Ein spanisches Gericht hatte damals entschieden, dass das italienische Olympische Komitee (CONI) testbare Proben aller 211 Blutbeutel erhalten würde, die während der Operación Puerto im Jahr 2006 sichergestellt wurden. Es war das Ende eines jahrelangen Rechtsstreits, in dem ein Gericht zwischenzeitlich sogar die Zerstörung der Blutbeutel angeordnet hatte.

Die italienische Anti-Doping-Agentur hat schließlich Zugang zu den Blutbeuteln erhalten, wie ein Sprecher des CONI dem Tageblatt bestätigt. Allerdings würde man keine Analysen durchführen. Da der Fall ohnehin verjährt ist, sei der finanzielle und personelle Aufwand einfach zu groß, so der CONI-Sprecher. Damit haben die italienischen Behörden einen der größten Dopingskandale der Sportgeschichte zu den Akten gelegt. Es war am 23. Mai 2006, als der Profisport weltweit den Atem anhielt.

Die spanische Guardia Civil hatte gerade eine groß angelegte Razzia durchgeführt und das Doping-Netzwerk um den spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes auffliegen lassen. 211 Beutel, in denen das Blut von Profisportlern gelagert wurde, wurden sichergestellt. Diese waren mit Codenamen versehen. Fuentes hat Blutdoping im großen Stil betrieben und die Besten der Besten „betreut“. Enttarnt wurden aber nur wenige Sportler. Darunter die Radprofis Alejandro Valverde, Jan Ullrich, Jörg Jaksche oder noch Tyler Hamilton.

Auch Kunden aus Luxemburg

Auch der Luxemburger Radprofi Frank Schleck hatte 7.000 Euro an Fuentes überwiesen, angeblich für Trainingspläne. Sein Name taucht immer wieder in Zusammenhang mit dem Codenamen „Amigo de Birillo“ auf. Nachgewiesen werden konnte ihm bis heute nichts. Die luxemburgische Anti-Doping-Agentur stellte das Verfahren gegen Schleck aus Mangel an Beweisen ein.

Fuentes hat allerdings nicht nur Radprofis gedopt. Seine Kundenliste hat er bis heute für sich behalten. Die spanische Justiz hatte kein Interesse daran. Im Gegensatz zu den italienischen Behörden arbeitet die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) trotz Verjährung weiterhin am Fall Fuentes. Die Ermittlungseinheit der WADA ist noch dabei, die Proben aus den Blutbeuteln mit den DNA-Proben von Sportlern abzugleichen, die unter Verdacht stehen, Kunde von Fuentes gewesen zu sein. Eigentlich hoffte man bei der WADA darauf, die Analysen im Mai 2019 abgeschlossen zu haben. Der Prozess nähere sich dem Ende zu, sagt Julien Sieveking, Direktor der Rechtsabteilung der WADA, gegenüber dem Tageblatt.

Dass die Namen anschließend publik gemacht werden, schließt Sieveking aus. „Aufgrund der Verjährungsfrist ist es aus rechtlichen Gründen nicht möglich, die Namen zu veröffentlichen“, so der Schweizer. Was mit den Ermittlungsergebnissen passiert, entscheide das WADA-Management nach Abschluss der Analysen. Eine Möglichkeit sei, den internationalen Sportverbänden und nationalen Anti-Doping-Agenturen auf vertraulicher Basis die Namen der identifizierten Athleten mitzuteilen. Immer noch aktive Fuentes-Kunden könnten somit gezielter getestet werden.

„Bedauerlich“

Für den ehemaligen Generaldirektor der WADA, David Howman, ist der Fuentes-Fall eine der frustrierendsten Episoden seiner Karriere. „Noch frustrierender ist der Fuentes-Fall aber für den Direktor der Rechtsabteilung der WADA“, sagt Howman.

Sieveking stimmt seinem früheren Chef zu. Über die vergangenen 12 Jahre habe die WADA einen großen Aufwand betrieben und jede Menge Ressourcen aufgebracht, um den Fall komplett aufzuklären. „Das alles für ein enttäuschendes Ergebnis“, so Sieveking, der seit 2006 an dem Fall arbeitet. Das damalige spanische Rechtssystem hat die Aufgabe der WADA nicht einfacher gemacht. „Wir haben keine Unterstützung der spanischen Behörden bekommen.“

Trotz zahlreicher Hindernisse habe die WADA alles versucht, um den Dopingskandal aufzuklären. „Jedoch ohne Erfolg“, sagt Sieveking. „Vor allem für die sauberen Sportler ist das sehr bedauerlich.“