Noch kennt er seinen Gegner nicht, aber Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat die Wahlkampfmaschine schon voll aufgedreht. 2007, als er das Amt erst noch erobern musste, hatte er den quirligen Rebellen gegeben. Heute setzt er sich als fürsorglicher Landesvater in Szene. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. An diesem Dienstag will Sozialistenchefin Martine Aubry verkünden, dass sie 2012 gegen Sarkozy antreten will und deshalb bei den Vorwahlen ihrer Partei kandidiert. Am Montag rief der Präsident die Medien zusammen, um Zwischenbilanz zu ziehen.
Sein Investitionsprogramm ist schon eineinhalb Jahre alt, und es ist auf Pump über eine Staatsanleihe finanziert – aber es eignet sich gut, um Wahlkampf mit der Gießkanne zu machen. „Noch nie hat es in Frankreich eine solche Dynamik gegeben“, meint Sarkozy mit Blick auf das 35 Milliarden schwere Programm, mit dem zahlreiche Projekte in Forschung und Bildung finanziert werden.
1 Milliarde für die Atomkraft
Mindestens eine Milliarde Euro davon soll in die Atomkraft fließen. Ein schrittweiser Ausstieg aus der Kernenergie infolge der Atomkatastrophe von Fukushima ist für Sarkozy undenkbar. Im Gegenteil: Jetzt müsse erst recht in besonders sichere Atomkraftwerke investiert werden, betont der Präsident. Und er lässt seine Hoffnung anklingen, dass die französischen Atomexporte durch Fukushima letztlich noch beflügelt werden.
Im Schnitt hat Sarkozy die Medien einmal im Jahr zusammengerufen. Von dem ersten Termin ist vor allem seine öffentliche Beteuerung «Mit Carla ist es was Ernstes» hängen geblieben. Im Januar wollte er eigentlich nur über den französischen Vorsitz der G8 und G-20-Gruppe reden – bemühte sich dann aber, die weithin als kläglich empfundene Reaktion Frankreichs angesichts des arabischen Frühlings zu schönzureden.
Stiländerung
Seit 2007 hat Sarkozy seinen Stil erheblich geändert. Er verzichtet möglichst auf jede Provokation. Weder zu Dominique Strauss-Kahn, der bis zur Festnahme wegen versuchter Vergewaltigung in den USA als sein gefährlichster Gegner galt, noch zur Schwangerschaft seiner Frau lässt er sich einen Kommentar entlocken. Seine Bilanz zieht er mit ruhiger Stimme, in väterlichem Tonfall. Aus dem Umfragetief hat ihn der jüngste Versuch eines Imagewechsels bislang jedoch nicht herausgeholfen.
Für Sarkozys Wahlkampfplaner ist es misslich, dass sie den Gegenkandidaten noch nicht kennen. Die Sozialisten haben sich für Vorwahlen nach amerikanischen Muster entschieden. Allerdings können nicht nur Parteimitglieder, sondern sämtliche Sympathisanten der Linken mitwählen.
Favoriten
Seit dem Sturz des ehemaligen IWF-Chefs Strauss-Kahn galt der frühere Parteichef François Hollande als aussichtsreichster Gegner. Er hatte bislang aber noch nicht mal ein Ministeramt inne. Zudem wird ihm fehlendes Charisma vorgeworfen. Die amtierende Parteichefin Aubry will nach langem Zögern am Dienstag ihre Hut für die Vorwahlen in den Ring werfen. Wer letztlich gegen Sarkozy antritt, entscheidet sich dann im Herbst.
Übrigens hat auch Sarkozy noch nicht offiziell erklärt, dass er sich für eine zweite Amtszeit bewirbt. Angesichts seiner hohen Verantwortung und seiner schweren Aufgaben könne er es sich aber auch gar nicht leisten, darüber nachzudenken, betonte er, wenig überzeugend. Zweifel an seiner Kandidatur bestehen jedenfalls nicht.
De Maart

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