Montag10. November 2025

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Der lange Arm der Stasi

Der lange Arm der Stasi
(jan Woitas)

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107 Menschen aus Luxemburg haben einen Antrag auf Einsicht in Stasi-Akten gestellt. Die Spionage der ehemaligen DDR beschäftigt auch 25 Jahre nach dem Mauerfall die Historiker.

25. Jahrestag der Wiedervereinigung in Deutschland. Es war damals ein einmaliger Vorgang. Ein Land (Westdeutschland) übernimmt einen anderen Staat (DDR) ohne dass ein Schuss fiel, ohne dass jemand in den Wirren der Wendemonate ums Leben kam.

Die Mauer zerbrach und mit ihr bröckelte das kommunistische System in sämtliche Einzelteile. Bis heute dauert die historische Aufarbeitung in den ehemaligen Blockstaaten an. Der lange Arm der östlichen Geheimdienste reicht bis in die Gegenwart.

Luxemburg im Visier

Alleine in der DDR zählte die Staatssicherheit 1989 mehr als 180.000 Mitarbeiter. Vor den perfiden Methoden des Geheimdienstes war niemand sicher. Es wurden Informationen gesammelt, abgehört, bespitzelt und intrigiert.

Selbst in Luxemburg war die Stasi aktiv. Als Handelsvertreter oder Diplomaten getarnt waren die Spione hierzulande unterwegs. Luxemburg war damals für die DDR ein wichtiger Handelspartner. Daneben galt das Land als Eingangstür für Informationen über Nato und die damalige Europäische Gemeinschaft (EG).

Anfragen aus Luxemburg

Auch Bürger aus Luxemburg landeten früher oder später in den Fängen der Staatssicherheit. Ob Ost-Besuche, Ostverwandschaft oder Schnüffelei hierzulande: Die Stasi sammelte alle Informationen und hielt sie schriftlich fest. Diese Unterlagen werden von der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen in Berlin verwaltet und aufgearbeitet.

Seit 1992 wurden mehr als sieben Millionen Anträge auf Einsicht in die Stasi-Akten gestellt. Davon kamen 107 aus Luxemburg, heißt es von einem Sprecher der Behörde. 96 Anträge wurden von Bürgern gestellt, elf von Forschern, Journalisten und Behörden. Wer diese Menschen sind, ist nicht bekannt. Nach ein bis zwei Monaten weiß in der Regel ein Antragsteller, ob es zu ihm eine Akte überhaupt gibt. Die Namen von Dritten werden geschwärzt. Alles andere wird offengelegt.

111 Kilometer Akten

Die Bundesbehörde sitzt auf einem riesigen Berg von Stasi-Material. In den Archiven lagern 111 Kilometer Akten, 41 Millionen Karteikarten sowie 1,7 Millionen Fotodokumente, Mikrofilme und Dias, 2.820 Filme und Videos sowie 27.300 Tondokumente. Sisyphusarbeit haben die Historiker mit von den Spionen per Hand zerissenem Papiermaterial in mehr als 15.000 Papiersäcken. Bislang gelang es den Forschern rund mehr als 1,5 Millionen Blätter und Karteikarten zu rekonstruieren.

Waren Sie auch von der Stasi-Spionage betroffen, und haben einen Antrag auf Einsicht gestellt? Oder haben Sie eine ähnliche Geschichte zu erzählen? Melden Sie sich bei uns unter: [email protected].

In der Samstagausgabe (3. Oktober) beschäftigen sich die Kollegen der Zeitung in einem Dossier mit dem Thema „25 Jahre Wiedervereinigung“.

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