Samstag8. November 2025

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Athen verärgert

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Wikileaks hat mit der Veröffentlichung eines Protokolls einer internen Debatte des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Griechenland Verärgerung in Athen ausgelöst.

Die griechische Regierung verlangte am Samstag „Erklärungen“ vom IWF. Regierungschef Alexis Tsipras kündigte einen Brief an die IWF-Chefin Christine Lagarde und die EU-Staats- und Regierungschefs an.

Bei dem auf der Wikileaks-Internetseite am Samstagmorgen veröffentlichten Dokument (Link) handelt es sich nach Angaben der Enthüllungsplattform um die Abschrift einer Telefonkonferenz vom 19. März zwischen dem dänischen IWF-Europa-Vertreter Poul Thomsen, der rumänischen IWF-Griechenland-Unterhändlerin Delia Velculescu und der bulgarischen IWF-Haushaltsexpertin Iva Petrova.

Misstrauen

Das Telefonprotokoll, dessen Herkunft und Authentizität zunächst nicht klar waren, macht das Misstrauen des IWF gegenüber Athen und der EU deutlich. Thomsen beschwert sich darüber, dass die Verhandlungen mit dem Mittelmeerland nur schleppend vorankommen und die Wirtschaftsprognosen des IWF und der EU für Griechenland voneinander abweichen. Thomsen wird außerdem mit der Aussage wiedergegeben, in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die Griechen nur dann zu einer Entscheidung kämen, wenn sie nahezu zahlungsunfähig seien. Die Frage sei, wie es zu einer Entscheidung komme.

Velculescu sagt dem Protokoll zufolge, sie stimme Thomsen zu, dass es eines „Ereignisses“ für eine Entscheidung bedürfe. Sie wisse aber nicht, welches Ereignis das sein werde. Die Gespräche zwischen Griechenland und der sogenannten Geberquadriga – EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB), Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM), der Unterstützungsfonds der Eurozone, und IWF – sollen am Montag nach zweiwöchiger Unterbrechung wieder aufgenommen werden.

Der IWF hat dem letzten Kreditprogramm für das hochverschuldete Griechenland noch nicht zugestimmt. Unter dem Druck seiner internationalen Gläubiger hatte Athen zugestimmt, im Gegenzug für neue Kredite in Höhe von 84 Milliarden Euro Privatisierungen und einschneidende Kürzungen bei den Sozialsystemen, unter anderem bei den Renten, vorzunehmen.