Tageblatt: Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr und die durchgesetzten Reformen zurück?
Claude Meisch: Das letzte Jahr stand im Zeichen von einer Reihe von Fortschritten, die wir gemacht haben. Was mich selbst am meisten geprägt hat waren die Schulbesuche, die ich gemacht habe. Darauf habe ich sehr viel Wert gelegt, ab Januar vor Ort zu sein und mich mit den Leuten zu unterhalten, mit den Direktionen, den Lehrern, den Schülern, den Eltern, den Psychologen. Dies, um ein klares Bild zu erhalten, was vor Ort los ist und was unter anderem auch vom Ministerium erwartet wird. So konnten auch kritische Diskussion geführt werden, was eine sehr wertvolle Erfahrung war. Wenn ich das im Rückblick betrachte, wäre es gut gewesen, dies eigentlich gleich im ersten Jahr dieses Mandats zu machen. Wir haben aber auch sehr viel intern im Ministerium gearbeitet. Viele Änderung werden ab dem Schulbeginn in Kraft treten. Dabei denke ich an den Kurs „Vie et société“, den neuen „Bilan intermédiaire“, die neue Orientierungsprozedur für das Lyzeum, die Gründung des „Zentrums für politische Bildung“ und natürlich die Qualitätskriterien in den Betreuungseinrichtungen. Vor allem aber die Modernisierung der Lyzeen stand im Mittelpunkt und hat uns viel Arbeit und Energie abverlangt.
Was versprechen Sie sich von den bisherigen Reformen?
Der Anspruch ist sicherlich, dass mehr Schulentwicklung innerhalb der Schulen stattfinden soll. Es hat keinen Sinn, in einem Gesetz festzuhalten, wie man unterrichten soll und was Schule eigentlich darstellen soll. Die Schulen sollen selbst abwägen, welchen Bedürfnissen der Schüler sie nachgehen müssen. Die Schulen sollen sich selbst einen „Modus vivendi“ geben und sich die Frage stellen, wie sie sich stetig verbessern und weiterentwickeln können. Vor allem im Lyzeum soll mehr auf den Aspekt gesetzt werden: „Unterschiedliche Schulen für unterschiedliche Schüler“. Wir müssen aufhören zu fragen, welche Schule die richtige ist. Diese Diskussion wurde 20-30 Jahre zu lange geführt. Auf die unterschiedlichen Hintergründe der Schüler muss eingegangen werden, Sprache, Kultur und gesellschaftspolitische Faktoren. Es gibt nicht ein richtiges Modell alleine. Auch wird häufig ein eigen ausgearbeitetes Modell eher angenommen als eines, das von oben herab diktiert wird.
Sie haben den Fokus vor allem auf die frühe Sprachförderung von Luxemburgisch und Französisch gelegt. Wie sieht es mit Englisch aus?
Dies ist eine berechtigte Frage, zu welcher ich aber noch keine definitive Meinung habe. Aber man sollte darüber nachdenken.
Klar dass das Englische nicht generell vorgezogen werden kann und bereits im Alter der Grundschule unterrichtet wird. Ich denke, dass dies nicht so günstig wäre, da dies zum Nachteil der anderen Sprachen wäre. Auch glaube ich, wäre es nicht gut, wenn wir eine strategische Wahl treffen und dabei Französisch oder Deutsch beiseite lassen würden und eine dieser Sprachen durch Englisch ersetzen würden. In unserer Situation hier in Luxemburg wäre dies nicht möglich. Deutsch gilt als Alphabetisierungssprache und Französisch als „Überlebenssprache“. Wenn wir im Gegensatz dazu betrachten, wie kurz eigentlich Englisch gelehrt wird und was am Ende dabei herauskommt, dann kann es nicht so falsch sein, wie zurzeit mit dem Englischen umgegangen wird. Für die Kinder ist es eine interessante Sprache, es ist eine internationale Kommunikationssprache, die Sprache ihrer Musik, des Internets, von YouTube … Dadurch lernen die Kinder bereits früh Ausdrücke auf Englisch.
Das ganze Interview finden Sie in der Mittwochausgabe des Tageblatt und auf E-Paper
De Maart
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