Seit Montagnachmittag muss sich der in Belgien geborene Jacques P. vor der Diekircher Kriminalkammer wegen Mordversuchs verantworten. Er soll zwei Schüsse auf eine Frau und einen Mann abgegeben und dabei Letzteren verletzt haben.
Dem 63-Jährigen wird vorgeworfen, Ende Oktober 2015 in Schimpach Morddrohungen gegenüber einer heute 64-jährigen Frau geäußert zu haben. Doch damit nicht genug. Er soll gleichzeitig mit einer Waffe, die er vor den Augen der Frau geladen hatte, auf sie gezielt haben, um sie einzuschüchtern. Jacques P. sagte aber vor Gericht, er hätte die Waffe vor Ort mitgebracht, um sich vor ihr das Leben zu nehmen, da die Frau ihre Beziehung zu ihm, die via Datingportal zwei Monate vorher begonnen hatte, kurz vor diesem Tag beendet hatte.
An der Schulter verletzt
Nur wenige Tage nach seinem ersten Auftritt war der Angeklagte erneut in Schimpach aufgetaucht, zu diesem Moment saß die Frau mit einem Mann (heute 53 Jahre alt) auf der Terrasse ihres Hauses. Während eines Streits habe es ein Handgemenge gegeben, während dem Jacques P. zwei Schüsse in Richtung der beiden abgefeuert und dabei den Mann auf der Terrasse an der Schulter verletzt haben soll.
Dieser konnte aber anschließend den Angreifer trotz seiner Verletzungen überwältigen und ihm die Waffe abnehmen. Der vermeintliche Täter soll sich danach selbst mit einem Messer verletzt haben, das er in der Küche des Hauses fand. Insgesamt 23 leichtere bis sehr schwere Stich- und Schnittverletzungen wurden später festgestellt. Er musste im Krankenhaus notoperiert werden, so die Aussage des medizinischen Gutachters am Montag vor dem Kadi. Er unterstrich, dass einige Verletzungen, vor allem im Brustbereich, lebensbedrohlich waren.
Waffen im Haus des Täters sichergestellt
Der Arzt schilderte auch die Schwere der Verletzungen des Opfers, das an der Schulter von einer Kugel getroffen wurde. Auch diese Person wurde operiert und die Reste des Projektils mussten entfernt werden. „Die Kugel hätte durchaus lebenswichtige Organe treffen können.“
Wie die Ermittlungen später ergaben, war Jacques P. mit seiner Waffe aus dem benachbarten Belgien rund 70 km nach Schimpach gefahren, um seine Tat auszuführen, so dass es in diesem Fall um eine vorsätzliche Handlung geht. Somit wird nun nicht mehr von versuchtem Totschlag, sondern von versuchtem Mord gesprochen.
Bei Durchsuchungen im Haus des Angeklagten, der Sportschütze war, wurden gleich mehrere Waffen sichergestellt. Außerdem fanden die Ermittler einen Brief, der Jacques P. im Vorfeld seiner Tat geschrieben hatte und in dem er sich bereits für seine Tat entschuldigte. Er habe keinen anderen Ausweg gesehen.
Laut Aussagen der ermittelnden Beamten konnte die Polizei anhand eines Computers von Jacques P. feststellen, dass dieser sich bereits 2014 über Selbstmordmethoden im Netz informiert habe.
Abschiedsbrief gefunden
Die Frau aus Schimpach konnte sich gestern nur schwer oder nur bruchstückhaft an verschiedene Einzelheiten des Vorfalls erinnern. Sie konnte zum Beispiel nicht mehr bestätigen, dass der vermeintliche Täter die Waffe vor ihren Augen geladen hat. Die sichtlich aufgelöste Frau schilderte alsdann den Verlauf des Zwischenfalls und gab immer wieder zu verstehen, dass sie seit diesem Tag Schwierigkeiten habe, ihre Gedanken klar zu fassen.
Das Opfer sagte am Montag aus, dass alles sehr schnell ablief. Er habe Jacques P. in der Tür zur Terrasse stehend mit der Waffe in der Hand gesehen und mit einer Reflexbewegung die Waffe nach oben gedrückt. Hierbei hätten sich Schüsse gelöst. Während des Streits sei die Waffe zu Boden gefallen, die Frau habe sie aufgehoben und zuerst in den Garten und später auf das Nachbargrundstück geworfen.
Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.
De Maart
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