Trotz internationaler Appelle: Türkei greift Kurden an

Trotz internationaler Appelle: Türkei greift Kurden an
(AP/Alexander Kots)

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Trotz internationaler Appelle will die Türkei ihre Angriffe auf kurdische Stellungen in Nordsyrien fortsetzen. Das kündigte der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu in einem Telefongespräch mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel an, wie sein Büro am Sonntag mitteilte.

Demnach sagte Davutoglu, die Türkei werde es nicht zulassen, dass die kurdische Partei Demokratische Union (PYD) aggressiv vorgehe. Davutoglu warnte Merkel vor einer neuen „neuen Welle hunderttausender Flüchtlinge“ aus Syrien aufgrund des Vormarsches kurdischer Kämpfer. „Unsere Sicherheitskräfte haben die notwendige Antwort gegeben und werden dies weiter tun“, sagte Davutoglu demnach zu Merkel.

Die USA und Frankreich haben die Türkei aufgerufen, die Angriffe auf kurdische Stellungen in Nordsyrien zu beenden. Die PYD und ihr bewaffneter Arm, die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), kontrollieren große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens. Ankara befürchtet ein weiteres Erstarken der Kurden in Syrien und womöglich die Ausrufung eines autonomen Kurdenstaates an der türkischen Grenze.

Für Ankara ist die YPG ein Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die in der Türkei gegen den Staat und für mehr Autonomierechte der Kurden kämpft. Für die westlichen Staaten hingegen sind die kurdischen Milizen in Syrien wichtige Verbündete im Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS). Washington unterstützt die PYD und die YPG militärisch, die in der Allianz Syrische Demokratische Kräfte mit arabischen Rebellen zusammengeschlossen ist.

Davutoglu sagte nun zu Merkel, dass die kurdischen Kämpfer in Syrien mit russischer Unterstützung vorgerückt seien. Ziel sei es, „hunderttausende syrischer Zivilisten“ in der Grenzregion in die Flucht zu treiben und eine „neue humanitäre Krise“ auszulösen, die nicht nur die Türkei, sondern auch die EU betreffen würde.

Mehrere Tote

Die türkische Armee hat Gebiete unter kurdischer Kontrolle mit Artillerie beschossen. Bei den Angriffen am Wochenende auf neu eroberte Stellungen der Einheiten nördlich der heftig umkämpften Großstadt Aleppo seien am Samstag und Sonntag mindestens zwei Kämpfer getötet und sieben verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Die Nachrichtenagentur Hawar, die den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) nahe steht, meldete ebenfalls zwei Tote. Die türkische staatliche Nachrichtenagentur Anadolu dagegen berichtete unter Berufung auf einen Kommandeur der Rebellengruppe Jabhat Schamija von 29 getöteten kurdischen Kämpfern.