Jost-Gruppe kämpft ums Überleben

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Bei den Angestellten geht die Angst um, die Kunden sind nervös. Nach den Ermittlungen wegen unter anderem Menschenhandel und Bildung einer kriminellen Organisation ist bei der Transport- und Logistikgruppe nichts mehr, wie es einmal war. Nun soll ein neuer Mann an der Spitze den Karren aus dem Dreck ziehen.

Seit vergangenem Montag ist bei der Transport- und Logistikgruppe Jost nichts mehr, wie es einmal war. An dem Tag schwärmen die Ermittler aus. Die Justiz hatte sich monatelang auf diesen Moment vorbereitet. An mehr als zwölf Standorten der Gruppe, darunter am Geschäftssitz in Weiswampach, wird alles einmal auf links gedreht. Am Ende sitzen vier Verantwortliche der Jost-Gruppe in Untersuchungshaft, darunter der Chef Roland Jost.

Bereits vergangene Woche wurden Stimmen laut, die einen Konkurs der Jost-Gruppe nicht mehr ausschließen wollten. Denn die Vorwürfe haben es in sich. Die Justiz ermittelt unter anderem im Verdacht auf Menschenhandel, Bildung einer kriminellen Organisation und Sozialdumping.

Nervosität

Wie bei allen laufenden Ermittlungen und Justizverfahren muss auch bei Jost erst einmal die Unschuldsvermutung gelten. Das ist in diesem Fall aber nur der juristische Aspekt der Affäre. Kunden und Mitarbeiter der Gruppe fragen sich, wie es weitergeht. In Luxemburg sind bei Jost etwa 200 Personen angestellt, die Hälfte davon Fahrer. Insgesamt arbeiteten 2015 etwas mehr als 2.300 Personen für die Jost-Gruppe.

In einer Mitteilung vom Montagnachmittag versucht die Gruppe Jost nun, sowohl Angestellte wie auch Kunden zu beruhigen. Gelingen soll dieser Kraftakt mit einem neuen Mann an der Spitze. Eric Demonty übernehme mit sofortiger Wirkung die Funktion als „Administrateur délégué“, schreibt die Gruppe in einer Mitteilung von Montagnachmittag.

20 Jahre Erfahrung bei Jost

Demonty (Foto oben) war zuletzt „Directeur commercial“ bei Jost. Er arbeitet seit mehr als 20 Jahren für die Gruppe. Seine Berufung auf den Posten sei auf den ausdrücklichen Wunsch vom von der Justiz schwer belasteten Chef Roland Jost erfolgt. Demonty werde die Funktion auf unbestimmte Zeit ausfüllen. Jost selber ist belgischer Staatsbürger. Würden die Verantwortlichen vor einem Luxemburger Gericht schuldig gesprochen, drohen ihnen im Fall der genannten Anklagepunkte bis zu 15 Jahre Haft und 150.000 Euro Geldstrafe.

Für Presseanfragen steht Demonty erst einmal nicht zur Verfügung, teilt die Jost-Gruppe mit. Er müsse sich voll und ganz den „vorrangigen Aufgaben“ seiner neuen Funktion widmen, heißt es.

Siehe auch unsere Story „Absolut illegal, die halten Fahrer wie Sklaven“