Italien ruft Notstand aus

Italien ruft Notstand aus
(AP/Angelo Carconi)

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Die italienische Regierung hat nach dem schweren Erdbeben nun den Notstand ausgerufen und somit Hilfsgelder freigesetzt.

Nach dem verheerenden Erdbeben in Italien hat die Regierung den Notstand ausgerufen.

Zugleich gab der Ministerrat bei einer Krisensitzung am Donnerstagabend die ersten 50 Millionen Euro für die Unterstützung der Menschen frei, die vielfach alles verloren haben und vor den Ruinen ihrer Existenz stehen.

Mit der Maßnahme soll Erdbebenopfern in den betroffenen Regionen schnell und unbürokratisch geholfen werden.

Während die Zahl der Opfer nach dem Erdbeben in Italien steigt und steigt, suchen Helfer unermüdlich nach Lebenden unter den Trümmern. Aber die Chancen für die Verschütteten sinken mit jeder Stunde. Die Regierung will die Not der Menschen lindern.

Bessere Erdbebenvorsorge

Matteo Renzi kündigte am Donnerstag die ersten Hilfsgelder von 50 Millionen Euro und Steuererleichterungen für die Menschen in den teils vollkommen verwüsteten Orten an. Renzi kündigte auch eine bessere Erdbebenvorsorge an.

Die Zahl der Todesopfer könnte nach Angaben des Zivilschutzes noch weiter steigen. Das Beben könne «noch schlimmere Dimensionen erreichen als jenes in L’Aquila» im Jahr 2009, warnte der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio. Damals starben 309 Menschen. Dieses Mal hatte es besonders die kleineren Orte Amatrice, Accumoli und Pescara del Tronto getroffen.

6.000 Helfer

Nach Angaben der Feuerwehr wurden bislang mindestens 215 Menschen lebend aus den Trümmern gerettet. 365 wurden bei dem Beben am Mittwoch verletzt. Etwa 6.000 Helfer kämpften unermüdlich gegen die Zeit. Aber einen Tag nach dem Beben einer Stärke von mehr als 6 schwand mit jeder weiteren Stunde die Hoffnung, noch Überlebende zu finden.

Das Beben hatte übereinstimmenden Medienberichten zufolge in der Nacht zum Mittwoch um 3.36 Uhr begonnen und länger als zwei Minuten gedauert – genau 142 Sekunden. Es gab wohl etwa 700 teils starke Nachbeben, die die Arbeiten erschwerten. Gleichzeitig kam neue Kritik am Umgang des Landes mit dem Erdbebenschutz auf.

Genaue Zahl der Vermissten unklar

Die meisten Toten gab es in den Orten Amatrice und Accumoli in der Region Latium und in der Gegend um Pescara del Tronto in den Marken. Wie viele Menschen noch verschüttet oder vermisst sind, war am Abend noch immer unklar. „Es ist unmöglich, eine Zahl der Vermissten zu nennen“, sagte Zivilschutzchef Curcio. Viele seien auf der Durchreise oder im Urlaub in den betroffenen Orten gewesen. Vor allem viele Italiener machen dort Urlaub.

Aber auch Ausländer kamen ums Leben, die Außenministerien in Madrid und Bukarest bestätigten den Tod eines spanischen und fünf rumänischer Staatsbürger.

Die Nachbeben

Die Rettungsarbeiten waren nachts mit Taschenlampen, Baggern und Spürhunden weitergegangen. Immer wieder wurden Leichen geborgen, die Zahl der Opfer stieg fast stündlich. Die Nachbeben versetzten nicht nur die Überlebenden in Panik, sondern ließen auch Gebäude weiter einstürzen.

Bessere Vorsorgemaßnahmen

Rufe nach besseren Vorsorgemaßnahmen wurden laut, Italien müsse erdbebensicher werden, forderte etwa der frühere Regierungschef Romano Prodi. Das Land ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin-Gebirgszug die afrikanische und die eurasische Platte aufeinanderstoßen.

„Es wäre nötig, alle privaten Häuser auf Erdbebensicherheit zu überprüfen“, sagte Gianpaolo Rosati, Direktor des Mailänder Polytechnikums, der dpa. „Aber die Aufrüstung kostet oft mehr, als ein komplett neues Haus zu bauen. Deshalb schaffen es viele Privatleute nicht.“

Viele Betroffene obdachlos

Tausende Menschen in den betroffenen Orten sind obdachlos, nachdem ihre Häuser eingestürzt sind. In Notunterkünften wie Zelten verbrachten viele die Nacht. Andere zogen es vor, in ihren Autos zu übernachten, so der Zivilschutz.