Erzbischof vorgeladen, Minister (noch) nicht

Erzbischof vorgeladen, Minister (noch) nicht
(Tageblatt-Archiv)

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Die vom sog. Syndikat der Kirchenfabriken Syfel eingereichte zivilrechtliche Klage gegen die Konvention von Januar 2015 zwischen dem Luxemburger Staat und dem Erzbistum ist angelaufen. Der Erzbischof hat eine Vorladung erhalten, um vor Gericht zu erscheinen.

Das teilte Jean-Claude Hollerich über Facebook mit. Damit ist nun definitiv amtlich, was viele bisher immer noch eher zwischen den Zeilen oder in Nebensätzen zu „verstecken“ versuchten: Teile der Luxemburger katholischen Kirche stellen sich offen gegen das Erzbistum, resp. den Erzbischof und das bischöfliche Ordinariat.

Den Hauptteil der massiven Kritik bekamen bisher immer die Regierung und v.a. Innenminister Dan Kersch ab. Dieser hatte bis Donnerstag noch keine Vorladung erhalten. Nachgefragt beim Kultusministerium war es auch dort die Bestätigung, dass noch keine eventuelle Vorladung für Kultusminister Xavier Bettel eingegangen sei.

Die nächste Klage dürfte somit übrigens quasi vor der Tür stehen. Am Mittwoch verabschiedete der Ministerrat bekanntlich die gesonderten Konventionen, die Finanzierung und Erhalt der beiden Kirchengebäude von nationaler Wichtigkeit – Kathedrale und Basilika – regeln (Link). Diese werden am Donnerstag offiziell unterschrieben, mit am Tisch sitzen werden Vertreter des Staats, der Gemeinden Luxemburg und Echternach … sowie des Erzbistums.

„Himmel und Erde“ in Bewegung gesetzt

Zur Erinnerung: Die derzeit amtierende Regierungskoalition treibt die Trennung von Kirche und Staat voran. Nach einem Abkommen mit dem Erzbistum wurde dies alles eingeleitet durch eine gemeinsame Konvention, welche im Januar 2015 unterschrieben wurde. Teile dieser Konvention sind bereits per Gesetz umgesetzt, wie z.Bsp. das Nicht-Mehr-Zahlen der Priestergehälter oder auch die Abschaffung des Religionsunterrichts in den Schulen, der durch das neue Fach „Vie et société“ ersetzt wird (seit diesem Schuljahr im Gymnasium, ab dem kommenden auch in der Grundschule).

Es gab und gibt Widerstände, aber der Syfel setzt sprichwörtlich „Himmel und Erde“ in Bewegung, um sich gegen die Abschaffung der Kirchenfabriken und deren Zusammenführung in einem einzigen Fonds der katholischen Kirche Luxemburgs zur Wehr zu setzen. Briefe wurden versandt, Resolutionen verfasst, Gutachten eingeholt, die genannte Klage eingereicht, eine Petition gestartet. Diese sammelte übrigens 11.928 Unterschriften, 8.281 auf Papier und 3.647 auf elektronischem Wege; die öffentliche Anhörung im Parlament wird am 23. Januar 2017 stattfinden.