Die zehn Bewerber für die Präsidentschaft

Die zehn Bewerber für die Präsidentschaft
(dpa)

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Von ganz links bis ganz rechts: zehn Politiker dürfen bei der französischen Präsidentenwahl antreten. Ein Überblick nach politischen Lagern:

Präsidentenpartei UMP

Nicolas Sarkozy: Der amtierende französische Präsident gehört zum konservativen Lager, liebt aber den Tabubruch. Mit immer neuen Initiativen zwingt Sarkozy (57) Freund und Feind zur ständigen Bewegung. Im Wahlkampf versprach er bisher unter anderem nationalitätsgebundene Abgaben für Steuerflüchtlinge und eine drastische Reduzierung der Einwandererzahlen. Wenn es auf europäischer Ebene keine Fortschritte im Kampf gegen illegale Migration gibt, erwägt er sogar einseitige Grenzschließung.

Privat ist Sarkozy mit dem singenden Ex-Model Carla Bruni verheiratet. Das Paar hat seit vergangenem Jahr eine gemeinsame Tochter namens Giulia.

Opposition im Zentrum oder in der Mitte

François Bayrou: Der 60 Jahre alte frühere Bildungsminister tritt zum dritten Mal bei einer Präsidentenwahl an. Er ist Chef der Zentrumspartei Mouvement démocratique (MoDem) und will den Franzosen schonungslos „die Wahrheit“ sagen und sie vor allem aus der Krise führen. Bei der Wahl 2007 hätte er Umfragen zufolge Sarkozy im zweiten Wahlgang schlagen können; er schaffte es aber nicht in die Stichwahl.

Nicolas Dupont-Aignan: Der frühere Verwaltungsbeamte (51) war einst UMP-Mitglied und sieht sich politisch zwischen UMP und Sozialisten. Anhänger hat er nur wenige.

Opposition am rechten Rand

Marine Le Pen: Die 43-Jährige ist die Tochter des langjährigen Front-National-Chefs Jean-Marie Le Pen und seit Anfang 2011 auch Parteivorsitzende. Marine Le Pen gilt als umgänglich, aber ebenso extrem wie ihr Vater. Sie spricht sich für eine Auflösung der derzeitigen EU aus. Zudem will sie Frankreichs Abschied vom Euro, sollte sie nach den Wahlen im Frühjahr Staatspräsidentin werden.

Sozialistische Opposition

François Hollande: Der 57-Jährige gilt derzeit als aussichtsreichster Bewerber für die nächste Präsidentschaft. Der langjährige Parteivorsitzende der Sozialistischen Partei (PS) hat sich als linke und bodenständige Alternative zu Sarkozy positioniert. Gegner werfen ihm allerdings vor, konfliktscheu zu sein und schwer haltbare Versprechen zu machen. Er will unter anderem 60.000 neue Stellen für den Bildungsbereich und ein teures Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit. Auf Jahreseinkommen über eine Million Euro sollen künftig 75 Prozent Steuern fällig werden.

Privat lebte Hollande lange mit der PS-Präsidentschaftskandidatin von 2007, Ségolène Royal, zusammen. Die beiden haben vier gemeinsame Kinder. Heute ist die Politik-Journalistin Valérie Trierweiler die Frau an seiner Seite. Hollande ist Absolvent der Elite-Hochschule École Nationale d’Administration (ENA).

Grüne Opposition

Eva Joly: Die ehemalige Ermittlungsrichterin (68) setzte sich bei parteiinternen Vorwahlen gegen den Filmemacher Nicolas Hulot durch. Die gebürtige Norwegerin hatte sich vor allem bei der Aufdeckung des Skandals um den früheren Ölkonzern Elf Aquitaine einen Namen gemacht. Sie hatte sich erst spät für eine politische Karriere entschieden.

Kommunistische Opposition und Linkspartei

Jean-Luc Mélenchon: Der Ko-Präsident der französischen Linkspartei, Mélenchon (60), war ein Wortführer der französischen Ablehnung beim Referendum über die EU-Verfassung im Mai 2005 und begeistert seine Anhängerschaft durch großes Redetalent. Nach jahrzehntelanger Mitgliedschaft trat er 2008 aus der Sozialistischen Partei (PS) aus, der er Verrat an dem Volksentscheid gegen die EU-Reform vorwarf.

Extreme Linke

Nathalie Arthaud: Die Kapitalismus-Kritikerin (42) tritt für die trotzkistische Partei Lutte Ouvrière an und gilt als Außenseiterin.

Philippe Poutou: Für das Mitglied der aus der Trotzkistenbewegung entstandenen Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA) gilt das gleiche wie für Nathalie Arthaud. Der 44 Jahre alte Arbeiter aus der Autoindustrie ist chancenlos.

Jacques Cheminade: Der unabhängige Kandidat (70), der sich selbst mit seiner Partei „Solidarité et Progrès“ als „linker Gaullist“ definiert, gilt als mysteriösester Kandidat. Der ehemalige Verwaltungsbeamte war bereits 1995 offizieller Kandidat. In Umfragen liegt er bei weniger als 0,3 Prozent.