Bombenanschlag in Ansbach

Bombenanschlag in Ansbach
(Daniel Karmann/dpa)

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Bei einem Sprengstoffanschlag sind in Ansbach zwölf Menschen verletzt worden. Die Ermittler vermuten islamistischen Hintergrund.

Die Explosion von Ansbach ist von einem 27 Jahre alten Mann aus Syrien ausgelöst worden: Dies sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am frühen Montagmorgen vor der Presse in Ansbach. Der Täter sei bei der Detonation seines Sprengsatzes ums Leben gekommen. Zwölf Menschen seien verletzt worden, drei von ihnen schwer. Der mutmaßliche Bombenattentäter von Ansbach ist nach Angaben der Polizei schon früher strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält es für wahrscheinlich, dass der Anschlag am Sonntagabend das Werk eines islamistischen Selbstmordattentäters war. „Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat“, sagte Herrmann am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der

Der Tatverdächtige sei wegen Suizidversuchen bereits in Behandlung gewesen, sagte Herrmann. Nach Angaben der Polizei wurden bei der Explosion Metallteile freigesetzt. Es werde noch untersucht, ob es sich um eine Nagelbombe handelt. Der Mann sei wegen Gewaltdelikten bereits polizeibekannt gewesen.

Dritte Bluttat binnen weniger Tage

Der Täter habe ein Open-Air-Musikfestival in der mittelfränkischen Stadt besuchen wollen, sagte Herrmann. Der Zutritt sei ihm aber verwehrt worden, weil er keine Eintrittskarte hatte. Daraufhin sei es direkt im Eingangsbereich zu der Explosion gekommen; der Täter habe sie vorsätzlich ausgelöst.

Der Innenminister verwies darauf, dass es sich nach der Zugattacke von Würzburg und dem Amoklauf von München bereits um die dritte große Bluttat binnen weniger Tage in Bayern handelte. Diese Entwicklung sei „ungeheuerlich“, die Bevölkerung sei „verunsichert“, sagte Herrmann. Es müsse alles unternommen werden, dass solche Taten „nicht um sich greifen“.

Auf die Frage, ob der Täter im Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stehe, sagte der Minister: „Es ist dies auf jeden Fall nicht auszuschließen.“ Konkrete Hinweise auf den IS gebe es allerdings noch nicht. „Die offensichtliche Absicht, mehr Menschen zu töten, weist zumindest auf einen islamistischen Hintergrund hin.“ Der Nürnberger Polizeivizepräsident Roman Fertinger erklärte: „Wenn er mit dem Rucksack in die Veranstaltung gelangt wäre, hätte es bestimmt mehr Opfer gegeben“, sagte Fertinger.

In Ansbach sorgte die Explosion erneut für einen Großeinsatz der Polizei, die mit 200 Kräften anrückte. Feuerwehr und Rettungsdienste waren mit 350 im Einsatz.

Asylantrag wurde abgelehnt

Herrmann sagte über den Täter: „Nachdem er einen Rucksack mit Sprengstoff hatte, in dem gleichzeitig auch viele scharfkantige Metallteile gepackt waren, die ja geeignet sind im Zusammenhang mit einer solchen Bombe dann möglichst viele Menschen im Umkreis zu verletzen, müssen wir davon ausgehen dass es keine reine Selbstmordtat war, sondern dass er möglichst viele Menschen mit ins Verderben stürzen wollte.“ Man müsse nun herauszufinden, mit wem der Täter kommuniziert habe, erläuterte Staatsanwalt Michael Schrotberger.

Der mutmaßliche Täter sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt, sagte Herrmann. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen. Er sei entsetzt, dass der Asylschutz menschenverachtend missbraucht werde, sagte der CSU-Politiker. „Das ist ungeheuerlich.“ Es müsse alles unternommen werden, dass derartiges Verhalten nicht weiter um sich greife.

Unklar ist laut Herrmann, ob der Mann in suizidaler Absicht handelte oder andere Menschen mit in den Tod reißen wollte. Das müsse in den nächsten Tagen geklärt werden. Der Täter sei wohl bei der Tat gestorben, sagte Polizei-Vizepräsident Fertinger. Der Notarzt habe keine Lebenszeichen mehr bei dem 27-Jährigen feststellen können.

Der Mann wohnte in einer Unterkunft in Ansbach, wie der Minister sagte. Der Syrer habe schon zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Er sei deshalb auch schon in einer psychiatrischen Klinik untergebracht gewesen.

Personenabklärung läuft

Die komplette Altstadt von Ansbach, das rund 40 000 Einwohner hat, war am späten Abend abgeriegelt, Anwohner konnten zunächst nicht zurück in ihre Häuser. Das Open-Air-Konzert wurde abgebrochen, die Besucher verließen den Veranstaltungsort. Bei den „Ansbach Open 2016“ sollten am Sonntag die deutschen Popsänger Joris, Philipp Dittberner und Gregor Meyle auftreten.

Noch in der Nacht sollte die Personenabklärung weiterlaufen. Unklar war zunächst, in welchem Umfeld sich der 27-Jährige bewegte und woher er den Sprengstoff hatte. In der Nacht wurden noch Spuren gesichert. Es gebe bei einer Explosion eine große Streuung. Jedes Partikel könne zur Aufklärung beitragen. Jetzt müsse man klären, woher genau die Metallteile stammen. Die Teile glichen solchen, die in der Holzindustrie verwendet werden.

Der Grund für Ablehnung des Asylantrags von dem 27-jährigen Syrer ist laut Herrmann noch unbekannt. Dies soll im Laufe des Tages mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geklärt werden.

Herrmann kündigte an, an diesem Montag bei der Klausur der CSU-Regierung am Tegernsee über Konsequenzen auch aus dem Anschlag von Ansbach zu beraten. Dabei müsse es darum gehen, wie der Schutz der Bevölkerung verbessert und ein solcher Missbrauch des Asylrechts verhindert werden könne.