Fracking hilft nicht gegen Klimawandel

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Allein die Erhöhung der weltweiten Erdgasproduktion durch neue Fördermethoden wie das Fracking würde im Kampf gegen den Klimawandel einer neuen Studie zufolge nicht helfen.

Wenn Erdgas reichlich verfügbar und somit preiswerter werde, habe dies letztlich auch einen insgesamt höheren Energieverbrauch zur Folge – dabei aber würde die schmutzige Kohle nur zum Teil durch Gas ersetzt, erklärte am Mittwoch das an der Untersuchung beteiligte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Leider erweise sich die Hoffnung als „irrig“, dass Erdgas wegen seiner technischen Überlegenheit im Vergleich zur Kohle absehbar zu einer Verringerung der Erderwärmung beitragen könne. „Das stark erhöhte Angebot von Erdgas führt zu einem Preisverfall und einer Ausweitung der gesamten Energie-Versorgung“, erläuterte Nico Bauer vom PIK, einer der Ko-Autoren der Studie.

Die in der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte Untersuchung ergab, dass ein starker Anstieg des weltweiten Erdgasverbrauchs den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid bis zur Mitte dieses Jahrhunderts sogar um zehn Prozent steigern könnte, anstatt ihn wie erhofft zu senken. Deswegen reiche die bloße Steigerung der Erdgasförderung nicht aus, begleitende politische Maßnahmen seien notwendig. Konkret nannte PIK-Chefökonom Ottmar Edenhofer verbindliche Vereinbarungen und internationale Zusammenarbeit zur „Bepreisung von Emissionen“.

Simulation

Die PIK-Experten hatten zusammen mit vier weiteren Teams aus den USA, Österreich, Italien und Australien mit Computerprogrammen die komplexen Auswirkungen eines steigenden Erdgas-Angebots und eines damit einhergehenden Preisverfalls auf das globale Energiesystem der kommenden Jahrzehnte simuliert. Demnach würde sich nach Angaben des PIK zwar der Anteil von Erdgas am globalen Energiemix erhöhen, zeitgleich aber wegen der gesunkenen Preise insgesamt auch mehr Energie verbraucht. Nach Angaben des PIK-Forschers Bauer wäre außerdem damit zu rechnen, dass das billige Erdgas lediglich eine „sehr begrenzte Menge“ der schmutzigeren Kohle ersetzen würde, während es auch erneuerbaren Energien und Atomkraft Konkurrenz machen könnte.

Die Studie war unter Federführung des Pacific Northwest National Laboratory (PNNL) entstanden, einer Einrichtung des US-Energieministeriums. Hintergrund ist der in den vergangenen Jahren in Nordamerika zu verzeichnende Boom bei der Gas-Förderung aus sogenannten unkonventionellen Lagerstätten. Der Vorgang ist auch als Fracking bekannt. Entsprechende Erdgas-Vorkommen gibt es auch in anderen Ländern, allerdings ist die Förderung unter anderem wegen möglicher Risiken für Mensch und Umwelt umstritten.

Nach Angaben von Studien-Leitautor Hawon McJeon vom PNNL könnte der globale Einsatz der neuen Fördertechniken die weltweite Erdgasproduktion bis zum Jahr 2050 verdoppeln oder sogar verdreifachen. Laut PIK ist die Abschätzung der künftig verfügbaren Gasmengen allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet. Insgesamt beurteilen Experten die Aussichten für einen Erdgasboom durch Fracking nicht einheitlich.