LuxemburgEnergiekonzern Encevo ist aus Biogas ausgestiegen

Luxemburg / Energiekonzern Encevo ist aus Biogas ausgestiegen
Die Encevo-Gruppe zählte 2019 insgesamt 1.972 Mitarbeiter. Wichtigster Anteilseigner des Unternehmens ist der Luxemburger Staat. Foto: Editpress/Isabella Finzi

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Der Luxemburger Energiekonzern Encevo will die Produktion erneuerbarer Energien weiter steigern. Dabei setzt das Unternehmen nunmehr gezielt auf Wind und Sonne. Aus der Produktion von Biogas ist der Konzern ausgestiegen.

Im Laufe des Jahres 2019 hat Encevo (Muttergesellschaft von Enovos und Creos) in und um Luxemburg „weiter munter in die Produktion erneuerbarer Energie investiert“, sagte Geschäftsführer Claude Seywert am Mittwoch per Telefonkonferenz im Rahmen der Vorstellung des Jahresergebnisses 2019. Bei Wind und Sonne „wurde die Kapazität ausgebaut“.

Das Unternehmen will aktiv an den Plänen der Regierung, die Produktion erneuerbarer Energien im Land auszubauen, mithelfen. Fotovoltaik-Kraftwerke mit einer Kapazität von 13,9 Megawatt (MW) seien in den Jahren 2019 und 2020 in Betrieb genommen worden, so das Unternehmen. Man habe die eigene Produktion von Solarstrom im Lande deutlich steigern können. Weitere Anlagen mit einer Gesamtleistung von 19,5 MW habe Enovos Luxemburg auf dem Gebiet des Großherzogtums noch in der Planung.

Insgesamt hat die Gruppe jedoch, nachdem sie aus dem Bereich Biogas ausgestiegen ist, letztes Jahr etwas weniger erneuerbaren Strom selber hergestellt als im Vorjahr. Im abgelaufenen Jahr wurden die letzten Biogasanlagen in Belgien, an denen die Firma noch eine Mehrheit der Anteile hielt, verkauft. Die Anlagen in Deutschland wurden bereits im Vorjahr abgestoßen.

Man glaube zwar an eine Zukunft dieser Energieform, erklärte Claude Seywert. „Jedoch verlangt die Produktion von Biogas vieles, in dem wir nicht Experte sind.“ Dazu zähle vor allem der Kontakt mit der lokalen Landwirtschaft, um etwa Mais zu liefern. „Das ist schwierig von hier aus zu steuern. Es ist ein sehr lokales Geschäft. Jede Anlage muss etwas anders geführt werden“, erklärt er. „Wir haben uns damit nicht wohlgefühlt.” In den Niederlande hat Encevo derweil in ein neues Fotovoltaik-Kraftwerk investiert.

„Luxemburg zählt zu den Ländern mit den wenigsten Pannen“

Insgesamt verbuchte der Stromkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 4,1 Prozent. Der Nettogewinn ist auf 67,9 Millionen Euro gestiegen, nach 63,9 Millionen Euro im Vorjahr. Die Verschuldungsquote ist von 39,9 auf 35,3 Prozent gefallen. Das Geschäftsjahr 2019 war vor allem durch Stabilität gekennzeichnet, so Claude Seywert.

Im Bereich des Strom- und Gasverkaufs habe man es in Luxemburg und Deutschland geschafft, trotz weiter zunehmendem Wettbewerb, große industrielle Kunden zu halten. In Frankreich hat die Gruppe leicht mehr Strom verkauft. Vom belgischen Markt hat sich Encevo zurückgezogen. Die beiden wichtigsten Märkte für die Unternehmensgruppe sind Luxemburg und Deutschland.

Im Bereich der Strom- und Gasnetze seien die beförderten Volumen stabil geblieben. Mehr als 175 Millionen Euro wurden in die Netze investiert. Auch in Zukunft sollen die Investitionen hoch bleiben. Luxemburg könne zufrieden sein mit seinem Netz, so das Unternehmen. Insgesamt 390 Pannen wurden letztes Jahr gemessen. Damit zähle man zu den Ländern mit den wenigsten Pannen.

Allein Creos Luxemburg investierte letztes Jahr 147 Millionen Euro. Der Großteil dieser Investitionen war für die Instandhaltung und den Ausbau der Netze bestimmt, so das Unternehmen. Hinzu kommt der wachsende Einsatz von „intelligenten“ Zählern. Insgesamt wurden bisher etwa 255.000 neue „Smart“-Zähler für Strom und 39.500 für Gas installiert. Die Zahl der installierten öffentlichen Ladestationen des Chargy-Netzes ist auf 337 gewachsen.

Ins Schwitzen gekommen war das Unternehmen, als ein Tornado letztes Jahr eine Hochspannungsleitung umgerissen hatte. Das habe eine Verbindung nach Belgien unterbrochen, so Seywert. „Doch glücklicherweise haben wir genug Verbindungen nach Deutschland.“ Insgesamt hat Luxemburg letztes Jahr 79,9 Prozent seines Stroms aus dem Ausland importiert.

Preisschwankungen an den Märkten

Der Bereich Dienstleistungen, in den letztes Jahr das Unternehmen Paul Wagner & Fils integriert wurde, wurde weiter ausgebaut, unterstreicht das Unternehmen. „Wir sind gut weitergekommen“, sagt Seywert. So betreibt die Gruppe nicht nur erneuerbare Energieanlagen, es baut sie auch für Kunden.

Von der aktuellen Corona-Krise blieb aber auch Encevo nicht verschont. Der Stromverbrauch ist zu Jahresbeginn stark eingebrochen. An den Märkten, wo Encevo sich größtenteils mit Strom versorgt, sind daraufhin die Preise gefallen. Jedoch kauft das Unternehmen den Strom zumeist im Vorfeld ein, um so gegen zu große Preisschwankungen nach oben abgesichert zu sein. Die Krise werde daher wohl einen Einfluss auf das Jahresergebnis 2020 haben.

Was die künftige Entwicklung der Strompreise für die Verbraucher angeht, so wagt es das Unternehmen nicht, Prognosen abzugeben. Man sehe derzeit sehr hohe Schwankungen an den Märkten, so Encevo. Erst in einigen Monaten werde man wirklich wissen, ob, und wenn ja welche Folgen die Krise für die Preise haben wird. „Derzeit ist es nicht vorhersehbar“, so Claude Seywert. „Wir müssen noch abwarten.“ 

Blau
14. Mai 2020 - 19.25

"Dazu zähle vor allem der Kontakt mit der lokalen Landwirtschaft" Hat ihnen wahrscheinlich zu sehr gestunken.