RFCUL-Angreifer Yan BouchéWie aus der Wut Erfolg wurde

87 Minuten waren am Mittwoch auf der Escher „Grenz“ gespielt, als Yan Bouché nach einem Konterangriff den Racing mit dem Siegtor erlöste und damit einen wichtigen dreifachen Punktgewinn für die Hauptstädter im Kampf um das vierte Europapokal-Ticket sicherte. Es war bereits zum fünften Mal in dieser Saison, dass der Fusionsverein eine Partie in der letzten Viertelstunde entschied. Fünfmal siegten sie mit 1:0. Ein Zufall ist dies für Yan Bouché nicht: „Bedingt durch die Pandemie hatten wir mehrere Vorbereitungen, in denen wir ein starkes Programm hatten. Physisch sind wir dadurch sehr stark. Hinzu kommt der Glaube, eine Partie auch in der letzten Sekunde noch entscheiden zu können und alle unsere Ziele zu erreichen. Dieses Selbstbewusstsein ist mit der Zeit gewachsen“.

Bouché war aber nicht immer Teil des Erfolgs. Obwohl der schnelle Angreifer in fast allen BGL-Ligue-Spielen in dieser Saison auf dem Platz stand, konnte er sich nur selten entfalten. Der Grund dafür war seine begrenzte Spielzeit. Oft wurde der 22-Jährige nur eingewechselt. Mental machte ihm das zu schaffen, wie er heute zugibt: „Ich war richtig wütend, dass ich nie die Chance bekommen habe, von Anfang an zu spielen. Ich habe mich dann etwas zurückgezogen und mich mit mir selbst auseinandergesetzt. Seitdem läuft es richtig gut für mich und die Tore und Vorlagen tun einfach nur gut. Ich fühle mich frei.“

Der RFCUL holte aus den vergangen fünf Partien zwölf Punkte und einer der Hauptakteure war Yan Bouché. Der Offensivspieler erzielte in diesen Partien drei Tore und liefert zwei Vorlagen. Als Grund für den Höhenflug nennt er jedoch den neu entdeckten Fighting Spirit beim Racing: „Mittlerweile haben wir alle das gleiche Ziel. Wir wollen unbedingt den vierten Platz erreichen. Davor war der Europapokal zwar im Hinterkopf, aber nie so richtig präsent. Heute ist jeder davon überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen werden. Wir sind nicht mehr nur eine Mannschaft, die dasselbe Trikot trägt, sondern zu einer richtigen Einheit herangewachsen.“

Für Bouché scheint der langersehnte Durchbruch greifbar zu sein. Nach seinen ersten fußballerischen Gehversuchen beim CS Grevenmacher, versuchte er sich bei Arminia Bielefeld, Alemannia Aachen und schlussendlich beim OSC Lille. Einen Profivertrag konnte er jedoch nicht ergattern. „Es waren tolle Jahre und ich habe überall etwas hinzugelernt. Am wichtigsten war für mich jedoch die Zeit beim OSC Lille. In der U19 und zweiten Mannschaft des Vereins wurde ich gezwungen, schnell zu lernen und mir wurde auch auf technischer Ebene sehr viel beigebracht.“

Obwohl der wendige Angreifer während fünf Jahren in den Jugendabteilungen ausländischer Profivereine ausgebildet wurde, spielte er überraschenderweise beim nationalen Fußballverband keine Rolle. „Es hat mich selbst immer wieder überrascht, dass ich nicht in die U21 berufen wurde. Vielleicht wird es ja mal was mit der A-Nationalmannschaft. Das wäre ein Traum. Aber ich weiß auch, dass es sehr schwer ist, in dieses Aufgebot zu rutschen. Damit ich überhaupt einmal in Erwägung gezogen werde, muss ich noch sehr viel an mir arbeiten.“

Dass er nun wieder in Luxemburg aufläuft, sieht Bouché nicht als Enttäuschung: „Ich bin mit meinem Werdegang zufrieden. Die BGL Ligue ist mit Sicherheit kein Rückschritt. Hier habe ich meine ersten Schritte im Männerfußball gemacht und das gefällt mir.“ Der 22-Jährige hat sogar mittlerweile einen Halbtagsjob angenommen und arbeitet in einer „Maison relais“. „So muss ich wenigstens nicht den ganzen Tag darauf warten, abends endlich Fußball spielen zu können.“

Am Sonntag steht für den Racing das nächste wichtige Duell gegen Wiltz an. Die Nordisten stehen zwar derzeit auf dem neunten Platz, haben aber noch drei Spiele nachzuholen und könnten im Erfolgsfall wieder in den Kampf um den Europapokal einsteigen. „Wiltz ist und bleibt ein direkter Konkurrent. Wir müssen weiterhin kompakt und diszipliniert agieren, dann können wir auch diesen Gegner schlagen“, sagt Bouché, der mit einer weiteren guten Leistung seine Position in der RFCUL-Startelf festigen könnte.