Schwimmen: \“So kann ich nicht mit mir umgehen lassen“

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Seit dem 15. August 1996 war er der starke Mann im Luxemburger Schwimmsport. Zunächst als Nationaltrainer, dann als technischer Direktor. Nun neigt sich die Ära Klaus-Jürgen Ohk ihrem Ende zu. Im Tageblatt-Interview nimmt der Deutsche Stellung zu seinem Rücktritt./Philip Michel

Tageblatt: Sie treten als technischer Direktor der FLNS zurück (siehe auch „T“ von gestern). Wann genau haben sie diesen Entschluss gefasst?
Klaus-Jürgen Ohk: „Klar ist es mir vor kurzem geworden. Mit dem Gedanken gespielt habe ich allerdings schon vor den Olympischen Spielen, denn so kann ich nicht mit mir umgehen lassen. Ich habe da schon einigen Leuten im Verband gesagt, dass ich das nicht auf mir sitzen lassen kann. Aber ich wollte und musste die Spiele abwarten. Schließlich ging es darum, nicht noch mehr Unruhe reinzubringen. Die Angelegenheit war schon schlimm genug, auch für die Schwimmer.“
„T“: Sie sprechen den Ettelbrücker Verein an. War der quasi offene Brief im Vorfeld von Peking (der Verein setzte sich für Nationaltrainer Ingolf Bender als Betreuer der Schwimmer in Peking ein, d.Red.) der berühmte Tropfen, der das Fass bei Ihnen zum Überlaufen brachte?
K.-J.O.: „Ach, das geht schon die ganze Zeit so, seit ich hier bin. Es richtet sich zwar nicht nur gegen mich, aber die Störfeuer sind gängige Praxis. Und ich bin einfach der ständigen Diskussionen müde. Das Schlimmste in dieser konkreten Sache ist aber, dass das nicht im internen Kreis geregelt wird, sondern über das COSL und über die Presse. Das finde ich unwürdig.“
„T“: Ist Ihnen die Entscheidung einfach gefallen?
K.-J.O.: „Nein. Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt, viele Freunde gehabt. Und wir haben eine ganze Menge erreicht. Da ist es schon tragisch, wenn eine Minderheit mehr bewegt als eine Mehrheit, die eigentlich zufrieden ist. Jetzt ist also die Gelegenheit, dass diese Minderheit Verantwortung übernimmt.“
„T“: Aber müssen Sie sich so denn nicht den Vorwurf gefallen lassen, vor einer Minderheit zu kapitulieren?
K.-J.O.: „Ja schon, aber noch mal: so was habe ich nicht mehr nötig. Das brauche ich nicht. Im Verband hat man sich sehr bemüht, aber die Entscheidung ist definitiv.“
„T“: Haben die Ergebnisse von Peking ein klein wenig zu ihrem Rücktritt beigetragen?
K.-J.O.: „Nein, denn ich bin realistisch genug, um sie einschätzen zu können. Die Ursachen sind bekannt, weshalb es bei dem einen klappte und bei den anderen nicht. Dennoch ist klar, dass das Schwimmen sich entwickelt hat. Der ganze Sport ist viel professioneller geworden. Es wird interessant sein, wie es weitergeht, denn Peking war schon so etwas wie ein Erwachen für alle. Die Frage, die sich für den Luxemburger Schwimmsport stellt, ist: Was können bzw. sollen wir wollen?“
„T“: Sie sprechen den Abstand zur Weltspitze an, der größer geworden ist. Können Sie dennoch mit der Bilanz der letzten zwölf Jahre zufrieden sein?
K.-J.O.: „Ich bin sehr zufrieden mit der Bilanz. Wir hatten bei den letzten drei Sommerspielen Schwimmer am Start. Daran hat der technische Direktor zwar nicht den größten Anteil, denn das ist vor allem ein Verdienst der persönlichen Trainer, aber im Setzen des organisatorischen Rahmens waren wir sehr erfolgreich.“
„T“: Ihr Rücktritt kommt zu einem ziemlich ungünstigen Moment für den Schwimmsport. Der Verband steht vor einer Erneuerung und hier könnte Ihre Entscheidung auch Auswirkungen haben, es könnten sich z.B. Vertraute von Ihnen zurückziehen.
K.-J.O.: „Ja, das ist möglich, aber der Verband ist strukturell gut aufgestellt und finanziell gut situiert. Ingolf Bender sollte ungestört weiterarbeiten können.“
„T“: Und wie geht es mit Ihnen weiter? Ist schon ein neuer Job in Aussicht?
K.-J.O.: „Es gab immer wieder Angebote. Eins davon werde ich ernsthaft erwägen.“
„T“: Ist es ein Angebot aus Luxemburg?
K.-J.O.: Nein, das Kapitel Luxemburg ist definitiv abgeschlossen, auch wenn ich viele Freunde hier habe und immer in Kontakt bleiben werde. Es geht in Richtung Klub im Ausland, aber es ist noch viel zu früh, um konkret darüber zu sprechen.“