Conference LeagueOege-Sietse van Lingen schießt den F91 ins Glück

Conference League / Oege-Sietse van Lingen schießt den F91 ins Glück
Oege-Sietse van Lingen beendete den irischen Fluch des F91 Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte setzte sich der F91 im Europapokal gegen einen irischen Vertreter durch. Nach dem 2:1-Erfolg im heimischen Stadion gab es in Dublin zwar einen 3:2-Sieg – doch der Spielverlauf war nichts für schwache Nerven. Während es zwischenzeitlich sogar nach einer Verlängerung aussah, drehten die Düdelinger die Partie, angetrieben durch ihren neuen Glücksbringer Oege-Sietse van Lingen.

Andere Länder, andere Bedingungen. Während im Kosovo hochsommerliche Temperaturen herrschten, blickte der F91 den landestypischen irischen Wetterkapriolen ins Auge. Auf dem Weg ins Stadion ging ein kräftiger Regenschauer herunter, angekommen in der Spielstätte, war der Spuk allerdings wieder vorbei – und die Sonnenstrahlen blitzen durch das Wolkenmeer hindurch. Würde das nasse Grün den Düdelingern trotzdem entgegenkommen?

Unabhängig von den Zahlen, die das Thermometer angegeben hatte, wirkte die Mannschaft von Trainer Jay Shoffner in der Vorwoche fitter. Deshalb gab es für den 45-Jährigen auch keinen Grund, eine Änderung in seiner Startelf vorzunehmen. Weniger zufrieden war Jon Daly, Coach der „Pats“, der immerhin mit McGrath, Doyle, Timmermans drei neue Spieler beginnen ließ.

Als sich beide Formationen in den Korridoren aufstellten, kochte der Richmond Park bereits. Der Geräuschpegel unter dem Wellblechdach war gehörig. Dass sich die Hausherren dann unbedingt die fünf Meter vor dem Teamfoto der Düdelinger ausgesucht hatten, war ein weiteres Zeichen dafür, dass man sich auf Provokationen und eine aufgeheizte Stimmung einstellen musste. F91-Neuzugang Van Lingen jedenfalls war wenig angetan von dieser Aktion.

Wie zu erwarten legten die Roten los wie die Feuerwehr. Nach drei Spielminuten gab es bereits zwei Strafraumaktionen, bei denen u.a. Frere und Delorge eingreifen mussten. Doch genauso schnell hielten alle den Atem an, als Hadji und Frere die erste F91-Chance herausspielten. Es war eine absolut hektische Anfangsphase, bei der Kapitän Forrester in der 5. Minute aus rund 20 Metern draufhielt. Erst im zweiten Anlauf konnte Desprez den Ball festhalten. Die Intensität und Aggressivität, von der Shoffner im Vorfeld gesprochen hat – sie war vorhanden, und zwar beiderseits.

Inzwischen hatte erneut der Regen eingesetzt und von einer Beruhigung der Hektik auf dem Feld war keine Spur. Auf der rechten Seite trat Roemer an, um Delorge zu bedienen, der wiederum in den Strafraum einzog und auf die Sechzehnerlinie zurückspielte. Dort lauerte Van Lingen, der zum 1:0-Vorsprung unter die Latte einhämmerte (9.). Es war das perfekte Szenario für den F91, der Sekunden später einen Handelfmeter forderte (10.).

„Bizarr“

Die Shoffner-Truppe nagelte ihren Gegner jetzt im eigenen Strafraum fest. Einen Hadji-Kopfball nach einer Ecke konnte Keeper Lyness in extremis rausboxen, ehe Roemer nach Ballgewinn für Agovic auflegen konnte. Spektakulärer wurde es in der 19., als sowohl Van Lingen, Hadji als auch Agovic teils am Boden des Strafraums stocherten – doch der Erfolg blieb aus. Dieses Kuriositätenkabinett ging weiter – und die Chancenverschwendung rächte sich. Der weit aufgerückte F91-Schlussmann Desprez wollte vor der Straufraumgrenze per Kopf klären, doch er lenkte das Leder unglücklich in Richtung eigenes Tor (22.). Der Sprint von Decker, der ebenso unglücklich bei der Aktion aussah, reichte nicht mehr. „Bizarr“ war die Bezeichnung, die St. Patrick’s Athletics auf seiner Facebook-Seite wählte.

Der Rückstand der Iren war wieder kleiner geworden und die Qualifikation auf wackligen Beinen. Die Reaktion der Luxemburger war u.a. ein strammer Schuss von Agovic, den der Keeper zur Ecke lenkte (25.). Hadji konnte ihn ebenfalls nicht überwinden (30.). Zweimal hintereinander hatte Düdelingen dem Gegner zu viel Platz im Mittelfeld überlassen. Erst forderte Carty den F91-Keeper zu einer doppelten Parade heraus (33.), dann musste sich Decker reinschmeißen, um den Forrester-Schuss zu entschärfen. Es ging mit diesem Chancenverhältnis von 4:8 aus Sicht der Heimmannschaft in die Kabinen. 

Daly nahm nach dem Tee zwei Wechsel vor, sein Gegenüber keinen. Die Gäste machten sich das Leben durch unnötige Fehler weiterhin schwer. Desprez musste einmal ins Aus klären, dann mit Ball am Fuß gegen Carty ran. Es waren wohl die Vorboten für das, was kommen musste: Der eingewechselte Murphy wurde nicht angegriffen und konnte sich den Ball zurechtlegen, um ihn dann in der 60. zur 2:1-Führung in die Maschen zu lenken. 

Ein großes Loch im Mittelfeld, das von einem der besten Männer des Abends, Frere, aufgerissen worden war, ließ den F91 wieder hoffen: Van Lingen nahm sich der Sache an und verwandelte ins untere linke Eck (68.). Besonders der eingewechselte Murphy ärgerte die Düdelinger weiter, die noch weitere Schrecksekunden überstehen mussten. Shoffner ließ sich viel Zeit, ehe er seinen ersten Doppelwechsel vollzog: Für Agovic und Ouassiero kamen Bojic und Moussaki.

Späte Entscheidung

Auf den Rängen wurde es zunehmend ungemütlich, denn die rote Fangemeinschaft feuerte ihre „Saints“ weiter mit voller Kraft an und buhte, was das Zeug hielt. So etwa, als Kuete in der 84. auf dem Platz behandelt werden musste. Er wurde durch Diouf ersetzt. Aus der Negativspirale kam Düdelingen allerdings nicht raus, denn wenig später handelte sich Sidibé recht unnötig einen Platzverweis ein, als er in Höhe der Mittellinie ungestüm in seinen Gegenspieler reinlief (87.). Würde dies dem F91 möglicherweise einen Einzug in die zweite Runde kosten? Die „Pats“ blieben am Drücker, Bojic und Co. bekamen den Ball nicht mehr aus der Gefahrenzone. 

Van Lingen, der bei der nächsten Aktion wieder in zentraler Position bedient wurde, hatte die Entscheidung auf dem Fuß, doch sein Schuss flog am Tor vorbei (90.+2). Es ging wieder in die andere Richtung. Bei ihrer wohl letzten Aktion ließen sich die Hausherren viel Zeit. Curtis zog ab, Desprez hätte eigentlich fangen müssen – doch der Ball landete im Seitenaus. Eine Ecke, ein weiterer Torschuss und viel Aufregung vergingen, ehe wieder einmal Frere den Gegenzug einleitete: Von Roemer ging der Ball weiter zu Van Lingen, der in der sechsten Minute der Nachspielzeit die 3:2-Führung wieder herstellte.

Damit war die Entscheidung gefallen. Der F91 qualifizierte sich nach einem harten Kampf für die zweite Runde der Conference League und bekommt es nächste Woche mit einem bei Redaktionsschluss noch unbekannten Gegner zu tun: Glentoran (NIR) und Gzira (MLT) gingen ihrerseits in die Verlängerung.

Statistik

St Patrick’s: Lyness – Brockbank (46. Norman), Curtis, McGrath (87. McCormack) – M. Doyle (67. E. Doyle), Lennon, Timmermanns (46. Murphy), Breslin – Mulraney, Carty, Forrester
F91: Desprez – Delorge, Decker, Sidibé, Kuete (85. Diouf) – Agovic (79. Bojic), Frere – Roemer (90. +6 Schaus), Van Lingen, Ouassiero (79. Moussaki) – Hadji
Schiedsrichter: Malcevs – Svipsts, Sevcenko (alle LVA)
Gelbe Karten: Kuete, Shoffner (Trainer), Sidibé
Gelb-Rote Karte: Sidibé (87., wdh. Foulspiel)
Torfolge: 0:1 Van Lingen (9.), 1:1 Desprez (22., Eigentor), 2:1 Murphy (60.), 2:2 Van Lingen (68.), 2:3 Van Lingen (90.+5)
Beste Spieler: Curtis, Murphy – Van Lingen, Frere
Zuschauer: 2.534 zahlende (ausverkauft)