BasketballNach dem ersten Sieg: Die Saison 2020/21 hat den Telstar Hesperingen stärker gemacht

Basketball / Nach dem ersten Sieg: Die Saison 2020/21 hat den Telstar Hesperingen stärker gemacht
Pol Goebel (in Blau) hat sich in den letzten vier Jahren beim Telstar zu einem Führungsspieler entwickelt Archivfoto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der 26. September 2021 wird zweifelsohne in die Geschichtsbücher des Telstar Hesperingen eingehen, denn am vergangenen Sonntag durfte der letztjährige Aufsteiger seinen ersten Sieg im luxemburgischen Basketball-Oberhaus feiern.

Es liegen keine einfachen Monate hinter Pol Goebel und seinen Teamkollegen: Als krasser Außenseiter in die letztjährige Corona-Saison gestartet, spielte der Aufsteiger nach der viermonatigen Zwangspause im Winter ohne Profispieler weiter. Für das Team, dem jegliche Erfahrung in der höchsten luxemburgischen Spielklasse fehlte, eine wahre Herkulesaufgabe und so beendete Hesperingen die Saison 2020/21 ohne einen einzigen Sieg. Dabei musste man zwischenzeitlich hohe Niederlagen wie etwa ein 46:108 gegen den späteren Meister Düdelingen oder ein 67:112 gegen den Finalisten Esch einstecken.

Dass dies zwischenzeitlich auch mal an die Moral ging, bestätigt Pol Goebel, doch die Stimmung innerhalb der Mannschaft blieb stets intakt, wie der 24-Jährige betont: „Ein großes Kompliment an alle, denn obwohl es auch mal frustrierend war, gab es nie Streit, die Stimmung innerhalb der Mannschaft blieb exzellent.“ Es ist gerade diese hervorragende familiäre Atmosphäre, die zurzeit wohl die größte Stärke des Telstar ist. Und so wundert es auch nicht, dass man sich dazu entschied, für die Spielzeit 2021/22 die beiden Profispieler zurückzuholen, mit denen man vor zwei Jahren den Aufstieg ins Basketball-Oberhaus feiern durfte: Prince Foster und Bryan Jefferson, der beim Meisterschaftsauftakt gleich 39 Punkte erzielte. Und auch der dritte Neuzugang ist niemand anderes als Gary Pleimling, der in Hesperingen das Basketballspielen lernte, zwischenzeitlich in Esch auf Korbjagd ging und ebenfalls mit fast der gesamten Mannschaft schon einmal gemeinsam auf dem Parkett stand. „Wir kennen uns alle seit mehreren Jahren und auch unser Trainer ist schon lange dabei. Er weiß genau, wie wir ticken, und wir wissen, wie er tickt. Er nimmt uns alle genauso, wie wir sind“, erklärt Goebel. Head Coach Gabor Boros ist inzwischen sogar der Trainer, der in der „Luxembourg Basketball League“ am längsten bei einem Team auf der Bank sitzt, nämlich bereits in seiner sechsten Saison.

Von dieser nicht zu unterschätzenden Kontinuität profitierte Hesperingen dann auch gleich zum Meisterschaftsauftakt am vergangenen Sonntag, als man doch etwas überraschend die Amicale Steinsel in heimischer Halle mit 75:68 besiegte. Denn Zeit, sich einzuspielen, benötigte das letztjährige Tabellenschlusslicht nicht. „Ich glaube, dass, so schwer es in der letzten Saison auch manchmal war, wir spielerisch und auch in Sachen Moral viel dazu gelernt haben. Dies kann uns jetzt noch sehr weiterhelfen“, beschreibt der Guard die positiven Aspekte einer schwierigen Spielzeit 2020/21.

Kontinuität als Vorteil

Und umso besonderer für den Verein war dann auch der erste Sieg, den man überhaupt in der höchsten Spielklasse feiern durfte, auch wenn Goebel die Euphorie etwas bremst: „Es ist natürlich eine spezielle Sache für den Klub, doch wir waren uns bewusst, dass wir, wenn wir endlich wieder Spiele gewinnen wollen, in dieser Saison einfach wettbewerbsfähiger sein müssen.“ Für Hesperingen, für das der Klassenerhalt das primäre Saisonziel ist, hätte der Start gegen einen möglichen direkten Konkurrenten jedenfalls nicht besser sein können: „Mit einem Sieg startet man natürlich gerne in die Saison, da ist es auch egal, gegen welchen Gegner.“ Die Rolle des Underdogs nimmt man beim Telstar jedenfalls gerne mit: „Wir wurden in diversen Vorschauen ja als wahrscheinlichster Absteiger genannt, doch das motiviert uns eigentlich nur noch mehr. Wir wissen, dass wir mehr können als im letzten Jahr, als uns die Erfahrung und auch die Profispieler gefehlt haben“, betont Pol Goebel.

Der 24-Jährige hat selbst den Aufstieg des Vereins, der in den letzten fünf Jahren Schritt für Schritt erfolgte, hautnah miterlebt. Vor fünf Spielzeiten wechselte Goebel, der in der Jugend für Bettemburg auf dem Parkett stand, zum Telstar. Seither hat man sich zuerst langsam den Topmannschaften in der Nationale 2 genähert, um in der frühzeitig abgebrochenen Sasion 2019/20 schließlich erstmals in der Geschichte des Vereins den Aufstieg zu feiern. „Ich habe damals gemerkt, dass sich in diesem Verein etwas tut und habe viel Potenzial gesehen. Ich wollte hier meinen Teil dazu beitragen.“ Der junge Guard, der in der letzten Saison auf einen Punkteschnitt von zehn kam, hat sich dabei in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Führungsspieler entwickelt. Hinter den beiden Profis war er beim Saisonauftakt gegen Steinsel etwa auch der Luxemburger, der die meisten Spielminuten bekam – fast 30. „Ich möchte ein Leader auf und auch abseits des Spielfelds sein“, erklärt Goebel, der sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln will und noch mehr Verantwortung übernehmen möchte. 

Zum Führungsspieler avanciert

Am Freitag und Sonntag steht nun schon der erste doppelte Spieltag der neuen Saison auf dem Programm und hier bekommt es Hesperingen mit zwei Mannschaften zu tun, die es in der letzten Spielzeit bis in die Top sechs geschafft haben. Erneut wird der Telstar gegen Esch und Contern als krasser Außenseiter in die Partie gehen, doch ohne Druck kann das Team einmal mehr befreit aufspielen. Und Pol Goebel und seine Teamkollegen hätten sicherlich nichts dagegen, wenn der Sieg gegen Steinsel nicht der letzte gewesen ist.

Wir wissen, dass wir mehr können als im letzten Jahr, als uns die Erfahrung und auch die Profispieler gefehlt haben

Pol Goebel