„Ich möchte dich heiraten“

„Ich möchte dich heiraten“
(Aaron Favila)

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Die Tennisspielerin aus Kiel setzte sich am Samstag in Melbourne im Endspiel gegen die Weltranglisten-Erste Serena Williams aus den USA mit 6:4, 3:6, 6:4 durch.

Als sich ihr großer Lebenstraum erfüllt hatte, konnte Angelique Kerber ihr unvorstellbares Glück kaum in Wortet fassen. „Ich bin ein Grand-Slam-Champion, das kling so verrückt“, sagte die Kielerin nach dem 6:4, 3:6, 6:4 im Finale der Australian Open gegen Titelverteidigerin Serena Williams (USA).

Ihre wasserblauen Augen hatten sich da schon längst mit Tränen gefüllt. „Mein Traum ist wahr geworden an diesem Abend. Dafür habe ich hart gearbeitet. Das waren die besten zwei Wochen meines Lebens“, sagte Kerber, die dank einer furiosen Leistung als erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf vor 17 Jahren wieder einen Major-Titel geholt hat. Kerber wird sich in der neuen Weltrangliste um vier Positionen auf Platz zwei verbessern.

Nach 2:09 Stunden verwandelte sie in der Rod-Laver-Arena ihren ersten Matchball und ließ sich nach einem der besten Major-Finals der Geschichte rücklings auf den blauen Hartplatz fallen. Danach fiel sie ihrer Gegnerin am Netz in die Arme und vergrub anschließend auf der Bank kurz ihr Gesicht in einem weißen Handtuch. Der Gewinn des Daphne-Akhurst-Memorial-Cups beschert der deutschen Nummer eins ein Preisgeld in Höhe von umgerechnet 2,2 Millionen Euro.

Ein Preisgeld von umgerechnet 2,2 Millionen Euro

Kerbers Dank ging auch an die ausgesprochen faire Verliererin Serena Williams: „Serena, du bist fantastisch, du bist seit vielen Jahren eine Inspiration, du hast so viel für das Tennis getan.“ Williams gratulierte Kerber aus vollem Herzen: „Du bist die verdiente Siegerin, ich freue mich wirklich sehr für dich.“ Kerber machte auf beeindruckende Weise ihre Ankündigung wahr, es dieses Jahr bei den Majors „krachen lassen“ zu wollen.

Vor ihrem ersten Grand-Slam-Endspiel hatte sie angekündigt, bei einem Triumph in den nahe gelegenen Yarra-Fluss zu springen. Zudem sorgte die Fed-Cup-Spielerin dafür, dass ihre Mentorin Steffi Graf, die 1999 bei den French Open ihren letzten großen Titel geholt hatte, weiterhin Grand-Slam-Rekordhalterin bleibt. Hätte Williams im Melbourne Park zum siebten Mal seit 2003 triumphiert, hätte sie mit ihrem 22. Major-Coup zu Graf aufgeschlossen. Es war das erste Mal überhaupt, dass die Amerikanerin das Endspiel beim ersten Grand Slam des Jahres verlor und zudem das erste Mal, dass sie ein Grand-Slam-Finale im dritten Satz noch abgab.

Kerber, die im Erstrundenmatch gegen Misaki Doi (Japan) sogar einen Matchball abgewehrt hatte, betrat mit einem breiten Lächeln im Gesicht den Centre Court. Von Anfang an wirkte sie hochkonzentriert und zeigte in ihrem ersten Grand-Slam-Finale keine Nerven. Auch die Vorgabe, druckvoll aufzuschlagen, erfüllte die 28-Jährige. „Ich war in der ersten Runde schon mit einem Bein im Flieger nach Hause, und jetzt stehe ich hier“, sagte sie: „Das ist so unfassbar.“ Williams indes leistete sich unerklärliche Fehler und schaute immer wieder hilflos in ihre Box.

„Zwei emotionale Wochen“

Ihre beiden Breakchancen nutzte Kerber gnadenlos aus und führte plötzlich mit 5:3, ehe sie nach 39 Minuten vom 23. „Unforced Error“ von Williams profitierte und sich den ersten Durchgang sicherte. Danach steigerte sich die Favoritin und nahm der nun fehlerhafter agierenden Kielerin den Aufschlag zu eigenen 3:1-Führung ab. Beim Satzball profitierte Williams dann von einem Vorhand-Fehler Kerbers. In der Folge gelang der Kielerin das Break zum 2:0, doch Williams konterte postwendend. Die vermeintliche Vorentscheidung fiel, als Kerber in einem 13-minütigen Spiel Williams den Aufschlag abnahm und wenig später mit 5:2 führte. Die Weltranglistenerste kam zwar noch einmal auf 4:5 heran. doch Kerber behielt kühlen Kopf.

Drei Stunden vor dem Finale hatte sich Kerber 45 Minuten lang in der Halle mit Coach Torben Beltz eingespielt und danach gestanden: „Ich habe heute Nacht nicht so gut geschlafen, die Zeit ging einfach nicht rum.“ Kerber, die am ersten Turniertag ihren 28. Geburtstag gefeiert hatte, krönte damit zwei emotionale Wochen.

Kerbers Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic verliebte sich gar in das Spiel der 28-jährigen Kielerin: „Angelique, Du bist der Wahnsinn. Ich möchte dich heiraten. GLÜÜÜCKWUUUNSCH“, schrieb „Petko“.