Rugby„Wollen wissen, wo wir stehen“: Technischer Direktor Alexandre Benedetti über den Sport in Luxemburg

Rugby / „Wollen wissen, wo wir stehen“: Technischer Direktor Alexandre Benedetti über den Sport in Luxemburg
Im Stade de Luxembourg wird am 4. November nach einer langen Pause wieder Rugby gespielt Foto: Christian Schaack

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Seit dem 8. September ist Frankreich im Rugby-Fieber. Die Weltmeisterschaft ist im vollen Gange, am Wochenende finden die ersten K.o.-Begegnungen statt. Auch auf luxemburgischer Seite hält man das Turnier genau im Blick. Alexandre Benedetti, technischer Direktor des nationalen Rugbyverbands, hat schon einige Spiele vor Ort mitverfolgt. Im Tageblatt-Interview schildert er die Situation um den Sport in Luxemburg.

Tageblatt: Alexandre Benedetti, wie erleben Sie die Rugby-WM in Frankreich?

Alexandre Benedetti: Ich habe als Zuschauer einige Spiele gesehen. Ich bin als Franzose auch Unterstützer der französischen Nationalmannschaft. Aber es bleibt natürlich auch meine Arbeit, zu schauen, was auf dem höchsten Niveau angeboten wird.

Merken Sie reges Interesse auch in der luxemburgischen Rugby-Gemeinschaft?

Ja, es wird sehr viel über die WM gesprochen. Luxemburg ist ein besonderes Land, in dem viele Nationalitäten zusammenkommen. Man kommt in Gespräche mit Fans aus Frankreich, Schottland, Irland, Italien oder Portugal – alles teilnehmende Nationen. Ich habe auch einige Luxemburger bei den Gruppenspielen, die ich in Lyon, Lille oder Paris besucht habe, gesehen. Das Interesse ist groß. 

Wie und wo kann man sich bei Interesse einem luxemburgischen Rugyb-Klub anschließen?

Es ist erst mal jeder herzlichen eingeladen, unserer Rugby-Gemeinschaft beizutreten. Unser Sport entwickelt sich immer mehr, es ist viel einfacher geworden, sich uns anzuschließen. Es konzentriert sich nicht mehr alles nur auf Luxemburg-Stadt, wir sind mittlerweile an mehreren Orten im Land vertreten. Wir haben Klubs, die sich über Wachstum sehr freuen. Wir haben aber auch einen Supporter-Klub. Die Mitglieder helfen dem Verband beispielsweise bei der Organisation von Länderspielen zu Hause. Ansonsten haben wir auch Klubs, die sich im Spielbetrieb befinden. Während beispielsweise der RC Walferdingen und der RC Luxembourg Spiele im Seniors-Bereich anbieten, kümmern sich der RC Terres Rouges (aus Düdelingen), der CSCE („Cercle sportif des communautés européennes“ am Kirchberg) und der RC Eagles (aus Kopstal-Bridel) vor allem um die Jugendarbeit. 

Alexandre Benedetti
Alexandre Benedetti Foto: Editpress/Tania Feller

Das luxemburgische Nationalteam bestreitet am Samstag sein erstes Spiel seit langem gegen Bosnien-Herzegowina. Mit welchem Ziel reist die Mannschaft dorthin?

Wir fliegen am Donnerstag nach Sarajevo. Es wird das erste Spiel nach einer komplizierten Saison im 15er-Rugby sein, in der wir kein Spiel bestritten haben. Wir sind optimistisch, auch wenn wir den Gegner nicht wirklich kennen. Wir haben aber große Lust. Wir arbeiten seit langem zusammen, haben Vertrauen in das Team und können nun endlich zeigen, was wir können. Ich bin optimistisch, dass wir etwas Positives aus Bosnien mitnehmen können. 

Rugby Europe hat ein neues Format erschaffen (mehr dazu in der Infobox). Luxemburg tritt in der Europe Conference in Gruppe B an. Was kann man von dem Team erwarten?

Die Reform des Verbands wurde durchgeführt, um ökonomische Probleme einzelner Verbände zu beheben. Wir haben unser Staff geändert, haben neue Ambitionen und neue Projekte. Wir wollen die Spiele gewinnen und langfristig eine Liga höher spielen. In diesem Jahr gilt es zu schauen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wissen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Im 7er-Rugby haben wir uns schon sehr gut entwickelt (Luxemburg holte Gold bei den JPEE 2023 auf Malta), aber wir wollen jetzt auch wissen, wo wir im 15er-Rugby im internationalen Vergleich stehen. 

Eine Woche nach dem WM-Finale findet in Luxemburg nach langer Zeit wieder ein Heimspiel der luxemburgischen Nationalmannschaft statt. Der 4. November sollte in Ihrem Kalender groß markiert sein, oder?

Natürlich, das ist ein großes Highlight. Wir können es kaum erwarten, im Stade de Luxembourg gegen Österreich zu spielen. Leider fällt das Spiel jedoch in die Ferienzeit. Wir wissen, dass die Menschen dann meist in Urlaub fahren. Wir wissen nicht, welche Auswirkungen das auf die Stadionauslastung haben wird, aber wir wollen dennoch die Zuschauer, die es ins Stadion geschafft haben, stolz machen. 

Das neue Format von Rugby Europe

Das letzte Spiel der luxemburgischen 15er-Nationalmannschaft datiert vom April 2022. Damals verlor das Team in der Europe 1 Conference North mit 32:9 in Lettland. Weil viele Verbände mit finanziellen Probleme zu kämpfen haben, hat Luxemburg seitdem kein Spiel mehr bestritten. So sollte das Team am 14. April gegen Moldawien antreten – doch die Moldawier entschieden sich, die Reise nach Luxemburg nicht anzutreten. 
Der kontinentale Rugby-Verband hat sich daher entschlossen, ein neues Format eingeführt. „Angesichts des derzeitigen finanziellen Klimas und der Inflation war es notwendig, die Struktur des Wettbewerbs zu überdenken“, schreibt der Verband. Demnach wird Luxemburg nun in der Europe Conference, mit insgesamt 17 Teams in vier Gruppen, antreten. Luxemburg befindet sich in Gruppe B mit Ungarn, Slowenien, Bosnien und Herzegowina und Österreich. Der Sieger dieser Gruppe darf um den Aufstieg in die Europe Trophy, die sogenannte 2. Liga, antreten.