BasketballFür die Résidence Walferdingen ist dabei sein nicht alles

Basketball / Für die Résidence Walferdingen ist dabei sein nicht alles
Résidence-Profi Laquincy Rideau führt in der Total League die Statistiken in der Kategorie der Steals an Foto: Jeff Lahr

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Die Résidence Walferdingen spielt eine unerwartet starke Saison. Auf dem Play-off-Zettel hatten die Experten den Aufsteiger nicht. So wird ihm nun auch ein frühes Ende der Postseason prophezeit. Der Klub ist aber noch lange nicht satt und möchte die Gelegenheit nutzen.

Kurze Rückblende: 26. September 2020, erster Spieltag der Saison. Die Résidence Walferdingen verliert das Eröffnungsspiel in Contern mit 71:79. Das Resultat machte keine Schlagzeilen. Warum auch? Ein Aufsteiger verliert das erste Spiel in der höchsten Liga. Gang und gäbe in jeder Sportart. Knapp acht Monate später sieht die Basketballwelt in Walferdingen allerdings ganz anders aus. Auf leisen Sohlen hat sich die Résidence mit 17 Siegen und vier Niederlagen nicht nur für die Play-offs qualifiziert, sondern hat zudem auch noch alle Chancen auf das Freilos fürs Halbfinale.

Architekt dieser Erfolgsstory ist Coach Alexis Kreps. Für den ehemaligen Assistenten bei der Sparta Bartringen und Jugendtrainer in Steinsel ist Walferdingen die erste „Chefstation“. Der gebürtige Kalifornier ist eher ein ruhiger Vertreter der Trainerbranche. Gefühlsausbrüche an der Seitenlinie sind rar. Seine stille Art scheint bei der Mannschaft gut anzukommen. „Wir versuchen, von der Bank aus lediglich ein bisschen Weisheit zu vermitteln“, sagt der 52-Jährige mit einem leichten Augenzwinkern. Hinter der Bescheidenheit verbirgt sich eine Spürnase für Talente. Bei näherer Betrachtung wird nämlich klar, dass der diesjährige Erfolg auf exzellentem Scouting basiert. Der Verdienst verteilt sich, laut Kreps, auf mehreren Schultern. „Daran haben wir den ganzen Sommer gearbeitet. Die finale Entscheidung wurde intern und gemeinsam mit mehreren Leuten getroffen.“ Ohne Zweifel eine Entscheidung, die von Erfolg gekrönt ist. Die US-Profis Laquincy Rideau und Adam Eberhard entpuppen sich als absolute Volltreffer.

Eine hohe Spielintelligenz

Dennoch werden die Namen der beiden US-Amerikaner in einer „MVP“-Diskussion so gut wie nie gehandelt, denn sie stehen im Schatten vieler anderer Profi-Spieler in Luxemburg. Für Kreps liegt der Grund in den Zahlen. „Sie werden auf jeden Fall unterschätzt, weil viele nach dem Spiel nur auf die Statistiken schauen. Den Wert beider merkt man erst richtig, wenn man das Spiel vor Ort verfolgt, sie machen den Unterschied aus.“ Die zwei Profis ergänzen sich hervorragend. Eberhard ist ein 2,03 Meter großer Power Forward, der regelmäßig den Dreier aus der NBA-Distanz trifft, ein hervorragendes Timing beim Passen besitzt und explosiv das Board attackieren kann. Nicht nur wegen seiner Fähigkeiten ist Rideau ein bemerkenswerter Point Guard. Mit einer Körperstatur, die eher an einen American-Football-Spieler erinnert, ist der frischgebackene Vater zugleich ein kraftvoller und auch schneller Aufbauspieler. Kreps ist der Überzeugung, dass der 25-Jährige der „schnellste Point Guard der Liga“ sei. Rideaus hohe Spielintelligenz und gute Antizipation spiegelt sich dann doch in einer Statistik wider. Er führt nämlich die Liga hinsichtlich der Steals an. Diese Kategorie hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen, besonders unter den NBA-Experten in den USA.

Um die Form der restlichen Starting Five braucht sich der Walferdinger Coach keine Sorgen zu machen. Die Verlegung des Spiels gegen den direkten Konkurrenten T71 Düdelingen auf Dienstagabend bedeutet, dass Nationalspieler Dean Gindt rechtzeitig nach seiner Verletzung zurückkehren kann. Derweil spielt Kapitän Tom Konen eine überragende Saison und ist der unbestrittene Leader des Teams und Center Xavier-Robert François hat einen erheblichen Schritt nach vorne gemacht. Der Einzige, der fehlen wird, ist Shooting-Star Malcolm Kreps. „Seine Knöchelverletzung braucht noch Zeit zu heilen. Es ist zu bezweifeln, ob er in dieser Saison noch auflaufen wird.“ 

Wir wollen das Ding gewinnen … jetzt

Résidence-Coach Alexis Kreps

Als Außenseiter lebt es sich gut, die Favoritenrolle liegt bei den anderen Trainern und so ist Coach Kreps tiefenentspannt, wenn er auf die kommenden Spiele blickt: „Ich verspüre keinen Druck. Das Team ist unglaublich intelligent, jung und lernbereit. Es hat die Zeit auf seiner Seite.“ Dennoch ist er sich bewusst, dass seine Jungs in dieser Konstellation die Chance nicht wieder bekommen werden, um den großen Coup zu landen, denn Eberhard kehrt in die USA zurück und beginnt ein Coaching-Programm an der University of Tennessee, während Rideau keine Steine in den Weg gelegt werden, falls er eine Offerte aus einer stärkeren Liga bekommt. Es gibt also keine bessere Zeit als die gegenwärtige und mit entschlossenen Worten verabschiedet sich Kreps: „Wir wollen das Ding gewinnen … jetzt.“