RTL-Journalisten, Sportler, Promis: So schnitten die „Stimmenfänger“ bei der Wahl ab

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Es ist dem luxemburgischen Wahlsystem geschuldet, dass Wahl für Wahl prominente „Stimmenfänger“ auf den Kandidatenlisten auftauchen. Äußerst beliebt bei allen Parteien sind Sportler und RTL-Journalisten oder -Moderatoren. Die Parlamentswahl 2018 ist da keine Ausnahme. Doch weder Sportler noch RTL-Mitarbeiter haben den direkten Sprung in die Chamber geschafft.

Er war wohl die größte Überraschung auf den Kandidatenlisten: Fußball-Nationalspieler Dan da Mota kandidierte im Zentrum für die ADR. Der 33-Jährige wechselte zur Saison 2017/18 vom F91 Düdelingen zum Hauptstadt-Klub RFCU Lëtzebuerg. Präsidentin des Vereins ist Karin Reuter, die Frau von Roy Reding. Ob sie das politische Interesse bei Da Mota erst geweckt haben, sei einmal dahingestellt.

Auf jeden Fall erhielt Da Mota im Zentrum die fünftmeisten Stimmen (3.939) aller ADR-Kandidaten. Da die ADR allerdings nur einen Sitz im Zentrum erhalten hat, wird Da Mota nicht ins Parlament einziehen und kann sich wieder aufs Fußballspielen konzentrieren. Am Montag wartet mit San Marino bereits der nächste Gegner in der Nations League.

Die ADR hat im Zentrum aber nicht nur auf den Promi-Bonus des Sportlers gesetzt, sondern sich auch noch einen RTL-Journalisten ins Boot geholt. Dan Hardy landete mit 3.974 Stimmen knapp vor Da Mota, war im Wahlkampf allerdings auch wesentlich präsenter als Letzterer.

Lahure und May mit mäßigem Erfolg

Auch die LSAP setzte im Zentrum auf den Promi-Bonus, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Sandie Lahure, die ebenfalls durch ihre Arbeit beim Fernsehsender RTL bekannt geworden ist, belegte auf der Liste der Sozialisten Platz 13 mit insgesamt 5.289 Stimmen. Noch dahinter folgt die ehemalige Triathletin Liz May (18. mit 5.054 Stimmen). Für die zweimalige Olympionikin und Juristin waren die Wahlen allerdings kein Neuland. Sie trat bereits im vergangenen Jahr bei den Gemeindewahlen in der Hauptstadt für die LSAP an. Ihre Mutter ist zudem bereits seit Jahren aktives Mitglied der LSAP in der Gemeinde Contern.

Die Parteien setzten aber nicht nur im Zentrum auf bekannte Gesichter. Auch im Süden, dem größten Wahlbezirk, wurden sich auf diese Weise Stimmen erhofft. Die CSV setzte dabei unter anderem auf RTL-Sportjournalist Nico Keiffer, allerdings auch mit mäßigem Erfolg. Keiffer kam nicht über 18.412 Stimmen hinaus, was gleichbedeutend ist mit Platz 19 auf der CSV-Liste. In den gleichen Gefilden fand sich der Volleyballer und Sohn des 2017 verstorbenen Escher Gemeinderates Frunnes Maroldt, Arnaud Maroldt, wieder. Mit 18.452 Stimmen kam er auf Platz 17.

Handballer und Musiker

Die LSAP setzte ihrerseits ebenfalls auf einen Escher Sportler. Handballer Sacha Pulli soll für die Erneuerung der LSAP in Esch stehen und ging erstmals als Kandidat mit in die Wahlen. Auf ihn fielen 13.541 Stimmen zurück, was Platz 18 bedeutet. Das zweite prominente Gesicht auf der LSAP-Liste kommt allerdings weder aus dem Sport noch von RTL: Es handelt sich um den Musiker John Rech, der mit 14.728 Stimmen vor Pulli auf Platz 14 der Sozialisten landete.

Auch in den beiden kleinen Wahlbezirken Norden und Osten stellten sich einige bekannte Gesichter den Wählern. Im Osten verteidigte die DP ihre zwei Sitze. Dabei erzielt die ehemalige RTL-Moderatorin Monica Semedo ein achtbares Resultat, mit 5.602 Stimmen, was Platz vier bedeutet. Vor ihr landete Carole Hartmann. Die Tischtennis-Spielerin ist einigen zwar wohl als Athletin ein Begriff, doch sie ist bereits seit Jahren politisch aktiv und trat im Echternacher Gemeinderat in die Fußstapfen ihres Vaters André Hartmann.

Nicht so gut lief es im Norden für die ehemalige Judoka Marie Muller, die ebenfalls für die DP in den Wahlkampf zog. Sie landete mit 4.151 Stimmen auf dem letzten Platz.

Nicht ohne Risiko

Bekanntheit mag zwar relativ sein, doch hat bis auf den langjährigen Studiendirektor von TNS Ilres, Charles Margue („déi gréng“) kein politischer Quereinsteiger den direkten Sprung ins Parlament geschafft. Dabei zeigt die Vergangenheit aber, dass sich ehemalige Sportler oder RTL-Mitarbeiter durchaus in der Politik etablieren können, wie zum Beispiel Nancy Kemp-Arendt oder Felix Eischen (beide CSV).

Weil aktive oder ehemalige Sportler sich ohnehin ein zweites Standbein zulegen müssen, ist für sie das Abenteuer Politik mit weniger Risiken verbunden – im Gegensatz zu Journalisten, die oftmals ihren Job aufgeben, um kandidieren zu können. Wie der ehemalige RTL-Journalist und CSV-Kandidat bei den Parlamentswahlen 2013 in einem Artikel des Luxemburger Wort erklärte, kam nach den Wahlen das böse Erwachen. Er wurde nicht gewählt und hatte mit seiner Partei auch nicht über eine Rückversicherung verhandelt. Am 1. Januar 2014 habe er auf der Straße gestanden, so Kuffer gegenüber dem Wort. Mittlerweile arbeitet er zwar für die CSV, wurde jedoch nicht mehr Kandidat.

Auch wenn sich der Promi-Bonus für die Parteien auszahlen mag, muss dies nicht unbedingt für die einzelnen Kandidaten der Fall sein.

roger wohlfart
16. Oktober 2018 - 16.39

Mit RTL Journalisten und Spitzensportlern ist in der Politik heute keinen Staat mehr zu machen. Gefragt ist gesellschaftspolitische Kompetenz !