WochenstatistikWeißes Rauschen: Effizienz des Contact Tracing kann derzeit nicht beziffert werden

Wochenstatistik / Weißes Rauschen: Effizienz des Contact Tracing kann derzeit nicht beziffert werden
Die hohen Fallzahlen lassen bei der Kontakt-Nachverfolgung derzeit keine saubere Trennung der Testanlässe in der Statistik zu Montage: F. Goebel

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Auch an diesem Mittwoch hat das Gesundheitsministerium wieder die Corona-Fallzahlen der vergangenen Woche in einem Bericht zusammengefasst. Setzt man die absoluten Zahlen in Relation zueinander, ergeben sich wie immer auch Hinweise auf die Zielgenauigkeit etwa der einzelnen Testanlässe – wobei allerdings diese Woche ein erschwerender Umstand hinzukommt: Das Contact Tracing steht so unter Druck, dass es statt Daten nur Rauschen in der Statistik hinterlässt.

Die jüngste Wochenstatistik der Corona-Fallzahlen, die das Gesundheitsministerium soeben vorgelegt hat,  beginnt mit einer Überraschung: Bei der Aufschlüsselung aller Tests und der positiven Ergebnisse nach den Testumständen wird das Contact Tracing (CT) derzeit nicht aufgeführt – mit dieser Erläuterung:

„Angesichts der hohen Zahl von Neuinfektionen und Neukontakten ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, diese Daten differenziert anzugeben. Sie sind in der Gesamtzahl der Neuinfektionen enthalten.“

Die im Zuge des Contact Tracing veranlassten Tests spielen üblicherweise eine große Rolle im Testgeschehen: Dem Wochenbericht vom 11. November zufolge wurden vom 2. bis 8. November etwa 23 Prozent aller Tests im Zuge des CT durchgeführt. Und unter allen positiven Tests wurden sogar rund 37 Prozent im Zuge des CT gemacht.

Jedenfalls macht der Umstand, dass das Testgeschehen anders aufgeschlüsselt wird als bisher, die Vergleichbarkeit der aktuellen Daten mit denen der Vorwoche schwieriger. Festzustellen ist auch, dass die Erklärung der „Santé“, die Daten seien „in der Gesamtzahl der Neuinfektionen enthalten“, keinen Sinn ergibt bei Betrachtung der Anzahl der Tests.

Prinzipiell ist aber festzustellen, dass die Summe der durchgeführten Tests erneut leicht gesunken ist – von 69.076 auf 67.734 in der jüngsten Bilanzperiode. Die Anzahl von 4.013 positiven Resultaten bedeutet eine Positivrate von 5,92 Prozent. Der Wert der Vorwoche betrug 5,98 Prozent.

Unterschiedliche Testanlässe

37 Prozent der Tests entfielen auf die gezielt verschriebenen, wobei 80 Prozent aller positiven Testergebnisse gefunden wurden. Vergangene Woche lag dieser Wert noch bei 48 Prozent. Der deutliche Zuwachs dürfte damit zusammenhängen, dass die durch das Contact Tracing angestoßenen Tests hier zumindest teilweise enthalten sind – schließlich war die Kontaktnachverfolgung stets recht effizient: Wie bereits erwähnt, sorgte sie laut der vorletzten Statistik für 23 Prozent der Tests, wobei aber 37 Prozent aller positiven Fälle gefunden wurden. Eine andere Darstellung: In der vorletzten Statistik kamen 9,7 Prozent aller Tests, die im Zuge des Contact Tracing gemacht wurden, positiv zurück. Die Tests auf Verschreibung, die natürlich oft von Personen mit Krankheitssymptomen durchlaufen werden, waren nur geringfügig zielgenauer: Hier waren 9,9 Prozent der gemachten Tests positiv.

Durch das Fehlen der Daten aus dem Contact Tracing kann aktuell nur festgestellt werden, dass die Tests auf Ordonnance sogar noch zielgenauer geworden sind: Jedenfalls waren bei diesem Testanlass laut der jüngsten Wochenstatistik sogar 12,6 Prozent aller Tests positiv. Dagegen kann das Large Scale Testing naturgemäß nicht ankommen, denn hier wird fast unterschiedslos zufällig getestet. Obwohl aktuell 59 Prozent der Tests auf das LST entfielen, wurden damit nur 18 Prozent aller positiven Fälle entdeckt (Vorwoche: 44 Prozent / 13 Prozent). Nur 1,86 Prozent aller LST-Tests sind positiv – was aber den gewollten Rückschluss auf die Durchseuchung der Bevölkerung ermöglicht (Vorwoche: 1,7 Prozent).

Bei den Tests in Zusammenhang mit Reisen spielt der Zufall auch eine große Rolle, aber nicht die alleinige: Wer von einer Reise zurückkehrt, lässt sich möglicherweise eher testen, wenn er verdächtige Symptome verspürt. Hier waren jedenfalls 2,3 Prozent der entsprechenden Tests positiv (Vorwoche: 1,4).

8.776 Menschen mit nachgewiesener Infektion befanden sich irgendwann im Laufe der vergangenen Woche in Isolation – etwa gleich viel wie in der Woche davor (8.720). 

7.874 Menschen befanden sich vergangene Woche in Quarantäne – mehr als ein Viertel weniger als in der Woche zuvor (10.679 Menschen).

Bald die Hälfte der Intensivbetten durch Covid-Patienten belegt

In den Krankenhäusern ist weiterhin viel los: 170 bestätigte Fälle mussten vergangene Woche behandelt werden (Vorwoche: 173 Fälle). Auf der Intensivstation lagen 42 Covid-19-Erkrankte (Vorwoche: 36). Während mit 195 Zugängen mehr verzeichnet wurden als in der Vorwoche (176), hat sich das Verhältnis bei den Entlassungen gedreht: Hier waren es mit 116 weniger als in der Woche zuvor (125). Dass sich die Krankenhäuser also weiterhin langsam, aber sicher füllen, zeigt sich auch bei der Belegung der Intensivbetten mit Covid-Patienten: 46,8 Prozent der Intensivbetten werden entsprechend gefüllt (gegenüber 39,5 Prozent in der Vorwoche).

Das Durchschnittsalter der wegen Covid-19-Beschwerden zu behandelnden Menschen liegt bei 70 Jahren (Vorwoche: 68 Jahre). Auch bei den „in Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion“ Gestorbenen ist eine weitere Steigerung zu verzeichnen: Vergangene Woche starben 39 Menschen, in der Woche davor 35. Die Verstorbenen waren im Durchschnitt 85 Jahre alt.

Weniger Akutfälle, aber …

Obwohl in den Krankenhäusern sogar etwas mehr los, zählt Luxemburg derzeit etwas weniger akut Erkrankte: Am 15. November galten 9.286 Menschen als aktiv infektiös (eine Woche vorher: 9.622). Entsprechend ist auch die Zahl der Genesenen gestiegen – von 13.424 am 8. November auf 17.734 am 15. November.

Die Reproduktionsrate RT_eff nähert sich aber wieder der kritischen Eins: Während der Wert am 8. November bei 0,81 lag, wurde er vor einer Woche mit 0,98 beziffert. Von der Frage, wie sich dieser Wert (und damit die allgemeinen Fallzahlen) in den kommenden Tagen entwickelt, hängt viel ab, schließlich droht Luxemburg ein Teil-Lockdown. Ein RT_eff von 0,98 und alle anderen Zahlen verheißen aber wenig Gutes: Dass erneute harte Einschnitte vermieden werden können, halten Experten für eher unwahrscheinlich.

de Schéifermisch
19. November 2020 - 12.11

Diese Zahlen sprechen für sich. Man kommt einfach nicht umhin striktere Massnahmen zu ergreifen und konsequent durchzusetzen, ansonsten wird es nach Jahresende zu einer Katastrophe kommen. Die ganze Pandemie scheint aus dem Ruder zu laufen.

HTK
19. November 2020 - 10.08

Wenn man die Lockerungen überstrapaziert und z.B. in der " Groussgaass" ohne Maske unter hunderten Menschen flaniert,dann wird das abgestraft.Dazu muss man kein Experte sein.Es geht darum noch zwei Monate stillzuhalten bis der Impfstoff da ist.Müsste doch machbar sein. Auch der Weihnachtsmann wird dieses Jahr seine Pakete vor der Tür ablegen. Aber gut gemacht Herr Göbel: Sie nennen das Alter der Verstorbenen und der Kranken. Das dämmt die Hysterie etwas ein. Da ich selbst 65 bin kann ich ausrechnen zu welcher Gruppe ich gehöre und benehme mich entsprechend.Ich muss aber gleichzeitig von den Jüngeren verlangen können,dass sie sich an Regeln halten.So geht's.

Clemi
19. November 2020 - 10.01

schön dass über dieses weisse rauschen geschrieben wird, ich kann aber nicht umhin darauf hinzuweisen dass der zitierte satz in kursiv seit dem tag des 9.11. in jedem einzelnen "rapport journalier" drin steht. auch ist für mich durch dieses weisse rauschen der rückgang bei der zahl der menschen in quarantäne um ein viertel nicht glaubwürdig: das contact tracing funktioniert(e) eine zeit lang via internet-formular und quasi in eigenverantwortung der infizierten?!