FinanzplatzRückblick auf ein Versicherungsjahr zwischen Pandemie und Brexit

Finanzplatz / Rückblick auf ein Versicherungsjahr zwischen Pandemie und Brexit
Die Einnahmen der Luxemburger Versicherungsbranche lagen letztes Jahr 7,7 Prozent unter denen des Vorjahres  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem satten Anstieg der Prämieneinnahmen des Luxemburger Versicherungssektors im Jahr 2019 hat dessen Entwicklung 2020 eher stagniert. Im wichtigen Bereich der Lebensversicherungen wurden starke Rückgänge verbucht – in den kleineren Bereichen der Sach- und der Rückversicherung jedoch Zuwächse. Steuereinnahmen und auch Beschäftigung legten trotzdem zu.

Neben Banken und Investmentfonds ist der Finanzplatz Luxemburg auch ein Standort für Versicherungen. Dieser Bereich ist oftmals jedoch weniger sichtbar. Für das Land und für den Finanzplatz spielt er dennoch eine wichtige Rolle. So brachte er dem Großherzogtum 2020 beispielsweise 387 Millionen Euro an Steuereinnahmen ein.

Das Jahr 2020 war, vor allem für den wichtigsten Bereich des Sektors, die Lebensversicherungen, ein schwieriges. Um fast ein Fünftel (17,4 Prozent) sind die jährlichen Prämieneinnahmen in dem Bereich eingebrochen. Hintergrund sind der sektoriellen Aufsichtsbehörde „Commissariat aux assurances“ (CAA) zufolge sowohl Covid-19 als auch das Niedrigzinsumfeld. Während die Unternehmen selber, wegen Negativzinsen, weniger Sparprodukte zu garantierten Zinssätzen verkaufen wollen, verhinderte die Pandemie viele persönliche Verkaufsgespräche mit der wichtigen reichen Kundschaft aus dem Ausland. Mehr als 90 Prozent der Prämieneinnahmen kommen aus dem Ausland.

Der Rückgang war derart stark, dass auch das Wachstum in den beiden anderen Bereichen des Versicherungsplatzes, den Sach- und Rückversicherungen, ihn nicht ausgleichen konnte. Insgesamt lagen die Einnahmen der Branche letztes Jahr 7,7 Prozent unter denen des Vorjahres.

Guter Jahresbeginn 2021

Besonders besorgt über diese Entwicklung ist Thierry Flamand, neuer Direktor der Behörde, jedoch nicht, wie er diese Woche im Rahmen der Vorstellung der Jahresbilanz 2020 erklärte. Er hebt hervor, dass das Vergleichsjahr 2019 ein außergewöhnlich gutes für den Sektor gewesen sei. Die Branche steigerte die Summe ihrer Prämieneinnahmen, die Zahl ihrer Mitarbeiter, das Volumen der gezahlten Steuern und ihre internationale Positionierung. Innerhalb von zehn Jahren habe sich die Bilanzsumme des Sektors mehr als verdoppelt, fügt er hinzu.

Deutlich zum Wachstum beigetragen hatte in den letzten Jahren der Brexit, wodurch viele Firmen, besonders im Bereich der Sachversicherungen, einen neuen Standort innerhalb der EU gesucht hatten. Die Versicherer haben das gleiche Problem wie die Banken: Nach dem Brexit dürfen sie den europäischen Binnenmarkt nicht mehr von London aus bedienen.

Zuversichtlich stimmen Thierry Flamand auch die ersten Zahlen vom Jahr 2021. Insgesamt würden die Prämieneinnahmen im ersten Quartal starke 16,4 Prozent über denen des Vorjahres liegen, so das CAA. „Wir spüren, dass die Aktivität wieder zulegt.“ Zudem beobachte man ein erstarkendes Interesse von großen industriellen Konzernen, um hierzulande eigene Rückversicherungsunternehmen zu gründen. Etwa zehn unterschiedliche Dossiers habe man in den letzten Monaten unter die Lupe genommen.

Für die Versicherungsunternehmen am Finanzplatz war es derweil ein gutes Jahr. Das erwirtschaftete Ergebnis stieg um 3,8 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro, was über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt. Diese gute Entwicklung ist vor allem der Sach- und Rückversicherung zuzuschreiben. Bei der Profitabilität in der Lebensversicherung wurde in den letzten Jahren ein gewisser Rückgang festgestellt. Im Bereich Sachversicherungen war 2020 ein gutes Jahr – nachdem ein Tornado im Vorjahr hohe Entschädigungszahlungen mit sich gebracht hatte.

Weiter zugelegt hat derweil auch die Anzahl der Beschäftigten in den vom CAA überwachten Firmen, um 4,23 Prozent auf insgesamt 13.230 Angestellte. Die Mehrheit von ihnen ist in ausländischen Niederlassungen beschäftigt. Zugelegt hat letztes Jahr jedoch auch die Zahl der Angestellten in Luxemburg, um 5,84 Prozent auf 4.512 Personen.

Entwicklung der Prämieneinnahmen des Versicherungssektors (in Millionen Euro)
Entwicklung der Prämieneinnahmen des Versicherungssektors (in Millionen Euro) Screenshot: Commissariat aux assurances