No „Stack am Aarsch“: Erste Eindrücke vom letzten „Food for your Senses“

No „Stack am Aarsch“: Erste Eindrücke vom letzten „Food for your Senses“

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Die dunklen Wolken, die sich am frühen Nachmittag über dem Kirchberg zusammenzogen, schienen noch das Gesicht eines riesenhaften Serge Tonnar zu verbergen, der, wenn nicht mit Laserstrahlen, dann doch zumindest mit Regentränen als böse Überraschung für die Festivalgäste aufwartete. Glücklicherweise wichen die Ängste bald den Sonnenstrahlen, die auch bedeutend besser zu der ausgelassenen Stimmung passten.

Von Tom Haas und Jeff Schinker

Selten sieht man Begräbnisse, die eine solche Freude auf die Gesichter ihrer Besucher zaubern, vor allem, wenn der Beklagte ein vergleichbares Ansehen genoss. Das Bewusstsein, dass es sich um das letzte „Food for your Senses“ handelt, ist greifbar – man hört es in den Gesprächsfetzen. Allerdings scheint gerade dieses Wissen die Leute anzuspornen, es nochmal gebührend zu feiern, allen voran die Künstler.

Das Publikum in Luxemburg ist bekannt für seinen „Stack am Aarsch“, wie der Rapper Maz es formuliert, heißt, seine Tendenz, vor der Bühne möglichst unbeweglich herumzustehen und allenfalls durch ein Kopfnicken anzudeuten, dass man den Klängen des Künstlers irgendeiner Form von Bedeutung beimisst. Entsprechend konsequent fordert der junge Ausnahmekünstler, ebendiese Stehhilfe aus der erwähnten Körperöffnung zu entfernen, bricht sogar ein Lied ab, als das Publikum nicht laut genug mit klatscht. Die Strategie hat Erfolg: Spätestens ab dem vierten Song ist die Menge im Bann der Musik, springt, tanzt und schüttelt sich zum Bass.

Schweizer Eclair und fehlende Mikrofonständer

Auf der Sens’Area-Stage grooven danach L’Eclair aus der Schweiz mit einer Mischung aus Space-Jazz und Afrobeats, die perfekt von der inzwischen gleißenden Sonne ergänzt wird. Die Kombination bringt die Experimentierfreude auf den Punkt, die stilgebend für das „Food for your Senses“ ist – die Mischung kann jeden Musik-Fan ansprechen, ohne dabei an Anspruch zu sparen.

Parallel dazu fragt Jackie Moontan (die künstlerische Persona von Alain Schuman, früher Sänger der erfolgreichen Luxemburger Indie-Pop-Band Natas Loves You) beim Soundcheck auf der Wonderwald-Stage, ob niemand im Publikum einen Mikrofonständer hat. Als zwei Fans sich bereit erklären, diese Rolle zu übernehmen, meint Moontan: „I don’t use human beings as furniture. It’s not my kind of thing.“ Diese Ansage zeugt bereits von der Art, seinen schwelgerischen, erotisch geladenen Pop mit einer fiktionalen Figur ironisch vorzustellen – was er danach während 30 Minuten musikalisch erfolgreich umsetzt.

Auffallend ist das kleiner angelegte Festival – die „Funeral“-Auflage hat neben der kleinen Wonderwald-Stage nur noch zwei grössere Bühnen, die beiden großen Bühnen von 2017 sind weggefallen. Für die Volontäre war es trotzdem viel Arbeit – die Container stehen seit 2017 hier, wurden jedoch in der Zwischenzeit besetzt, aufgebrochen und verunstaltet. Für das Ebnen der Fläche rund um die Weinbar und den Tresen des Gudde Wëllen wurde der Sarg des Trailers praktischerweise umfunktioniert, um größere Unebenheiten zu kaschieren.

Insgesamt verspricht die letzte Edition des Festivals jetzt schon auch eine ihrer unvergesslichsten zu werden.

Erste Eindrücke finden Sie in der Bildgalerie.

 

de Schéifermisch
26. Mai 2019 - 19.10

Pfundig, der Titel, von Rapper Mazens Song. Der gleiche Stil wie " Leck mech am Aasch, ech fueren op d'Belsch Plage" oder " Féck Letzebuerg ". Eine wahre Bereicherung für unsere Sprache. Weiter so!