Viele Jugendliche besitzen, ohne es zu wissen, künstlerisches Potenzial. Hariko bietet ihnen eine Struktur, wo sie sich kreativ betätigen können.
Bevor der 14-jährige Flüchtlingsjunge Hakim (Name von der Redaktion geändert) zu Hariko kam, habe er nie etwas mit Musik zu tun gehabt. Nun, anderthalb Jahr später, spiele er schon ausgezeichnet Gitarre und Klavier und fange jetzt noch mit Violine an, erzählt Marianne Donven, Verantwortliche des Projekts „Hariko“ (Hariko ist eine Wortschöpfung aus „haricot“, Bohne – Bouneweg, und den bekannten Süßigkeiten).
Oder die Geschichte des nigerianischen Mädchens, das im Oktober 2015 zum ersten Mal zu Hariko kam. „Damals war es ein Häufchen Elend. Wenn sie heute auf der Bühne steht und singt, bekommt man eine Gänsehaut“, schwärmt Donven. Die Kurse bei Hariko steigerten vor allem sein Selbstwertgefühl.
Erfolgsgeschichten
Sommerprogramm
Hariko bleibt während der Sommerferien geöffnet und bietet einige Seminare an:
Schneiderei mit Lucie Majerus (23.-25.7.)
Film mit Kim Diederich (26.-29.7.)
Singen mit Georges Goerens (26.-29.7.)
Fotografie mit Patrick Galbats (23.-26.8.)
Zumba mit Rosa-Maria Fernandes (26.-29.8.)
Genauere Informationen und Einschreibungen unter www.hariko.lu.
Dies sind nur zwei der Erfolgsgeschichten des Projekts. Obwohl nicht ausgeschlossen, ist es nicht Harikos Ziel, Spitzenmusiker auszubilden. Vorrang hat, Jugendlichen von 12 bis 26, die ansonsten keinen Zugang zur Kunst haben, die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken. Das Angebot beinhaltet u.a. Tanz, Musik (Gitarre, Violine, Klavier) und Fotografie. Am beliebtesten seien Hip-Hop und der Graffiti-Kurs. Da alle Workshops offen sind, kann jeder überall reinschnuppern und sehen, was angeboten wird. So kommt es durchaus vor, dass die Jugendlichen Kunstformen kennen und lieben lernen, von denen sie vorher gar nicht wussten, dass sie für sie interessant sein könnten.
Die Workshops sind gratis. Jeder Teilnehmer muss lediglich fünf Euro Beitritt zum „Klub“ zahlen. Aber jemand, der wirklich kein Geld habe, werde nicht abgewiesen, betont Donven. Niemand werde ausgeschlossen. Sowohl der Jugendliche, der sich nicht den Kurs im Mudam leisten könne, wie auch das Kind aus besserem Hause, sowohl der Anfänger wie auch der Fortgeschrittene: Alle seien willkommen. „Es ist ja auch der Sinn des Ortes, Welten miteinander zu verbinden.“
600 Mitglieder
20-25 Jugendliche besuchen Hariko täglich, insgesamt gibt es um die 600 Mitglieder. Die 22 Künstler, die Kurse anbieten (alles Professionelle), machen dies umsonst, im Tausch gegen Räumlichkeiten, die sie gratis benutzen können.
Hariko existiert seit September 2015. Eine Luxemburger Stiftung wollte einen kreativen Freiraum für Jugendliche schaffen. Marianne Donven, die viel mit dieser Stiftung zusammenarbeitet und damals beim Außenministerium in der Entwicklungshilfe tätig war, brachte ein Projektenwurf zu Papier. Das Rote Kreuz zeigte sich daran interessiert. Hariko orientiert sich an der Philosophie des Gramsci-Monuments in New York. 2013 schuf Thomas Hirschhorn in der Bronx mit lokalen Arbeitslosen einen Platz, wo Leute, die nie Zugang zur Kunst hatten, einen solchen erhielten. „Mein Monument besteht aus den gemeinsamen Erfahrungen, der gemeinsam verbrachten Zeit, den Begegnung und Gesprächen der Menschen, die es zusammengeführt hat“, sagte Hirschborn.
Sicher bis September 2018
Das Rote Kreuz stellte das ehemalige Sogel-Gebäude in Bonneweg (1, Dernier Sol) zur Verfügung. Sogel „vermietet“ es dem Roten Kreuz für einen symbolischen Euro. Finanziert wird Hariko im Rahmen des Programms „Mateneen“ von der „Oeuvre nationale Grande-Duchesse Charlotte“ als Integrationsprojekt. Die Finanzierung läuft bis September 2018. Was danach passiert, steht noch in den Sternen.
Das riesige Areal von 1.000 Quadratmeter ist für Investoren selbstverständlich interessant. Sogel habe schon einen Vorverkaufsvertrag mit einem Interessenten abgeschlossen. „Sobald wir wissen, wer der neue Eigentümer ist, werden wir uns mit ihm in Verbindung setzen, um zu sehen, ob ein weiteres Verbleiben möglich ist“, sagt Donven. Sie hofft auf die in Luxemburg üblichen langen Prozeduren.
De Maart

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