EschEine Frage der Sicherheit: Keine Fahrräder mehr in der Alzettestraße

Esch / Eine Frage der Sicherheit: Keine Fahrräder mehr in der Alzettestraße
Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt: In Zukunft wird das Fahrradfahren in der Alzettestraße den ganzen Tag über verboten sein.  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Mit Fahrrädern in der Escher Alzettestraße ist demnächst Schluss. Die Fußgängerzone soll somit sicherer werden. Das bestätigte Bürgermeister Georges Mischo dem Tageblatt. Für den Radverkehr soll eine Alternative geschaffen werden.

Montagnachmittag in der Alzettestraße. Es ist ein nasskalter Tag in Esch, trotzdem sind nicht wenige Passanten in Luxemburgs längster Einkaufsstraße unterwegs. Die Probleme mit dem Leerstand sind bekannt, die Gemeindeverantwortlichen versuchen der Innenstadt mit einem Konzept zur Revitalisierung des Geschäftslebens („Claire“) neues Leben einzuhauchen. Die ohnehin nicht einfache Situation ist seit Corona noch schwieriger geworden. 

„Die Gemeinde kann den Rahmen setzen. Wir können für die Sauberkeit, die Attraktivität des Umfelds sorgen, für Animation. Aber für den Rest sind die Geschäftsleute verantwortlich“, hatte der zuständige Schöffe Pim Knaff (DP) Mitte September im Tageblatt-Interview gesagt. Dabei ging es auch um ein Problem, das sich seit dem Aufkommen der Pedelecs, auch E-Bikes genannt, verschlimmert hat: die vielen Fahrradfahrer, die mitunter in hohem Tempo durch die Einkaufsmeile preschen und dadurch Kunden in Gefahr bringen bzw. er- oder abschrecken.

Momentan dürfen zwischen 14.00 und 18.00 Uhr keine Räder durch die Alzettestraße fahren. Um das zu wissen, muss man sich die Schilder schon genau ansehen. An diesem Montagnachmittag dauert es keine zwei Minuten, ehe der erste Radfahrer in Sicht ist. In der nächsten halben Stunde sind es gut ein Dutzend Radler, die vorbeifahren. Dabei müssten sie eigentlich ihr Rad schieben. Das tut aber so gut wie keiner. Dagegen vorzugehen, ist schwierig. Für Pim Knaff geht das nur über eine Erweiterung der Kompetenzen der „agents municipaux“, im Volksmund „Pechert“ genannt. Doch das Gesetz hierfür lässt auf sich warten. Sanktionen kann demnach nur die Polizei aussprechen.  

Entscheidung gefallen

Gabriela Biagioni von Pizza Enzo reagiert gereizt, wenn man sie auf die Radfahrer in der Alzettestraße anspricht. Zu lange ist das Problem bekannt, etwas geändert hat sich nicht. „Es ist doch ganz einfach, eine Fußgängerzone heißt nicht umsonst Fußgängerzone. Da gehören keine Fahrräder und schon gar keine Pedelecs rein“, sagt sie. Noch etwas versteht Biagioni nicht. „Schon morgens gehen die Menschen einkaufen. Und die Terrassen sind dann bereits gut besetzt. Warum also erst ab 14.00 Uhr die Alzettestraße für Fahrräder sperren?“

Damit soll jetzt Schluss sein, wie Bürgermeister Georges Mischo (CSV) dem Tageblatt verriet. „Die Idee ist, die Alzettestraße ganz für Fahrräder zu sperren“, sagt Mischo. „Es wird immer gefährlicher und irgendwann kommt es hier zu einem schweren Unfall.“ Die E-Bikes sind es, die ein doch beachtliches Tempo erreichen können. Zudem ist die Alzettestraße über einen Kilometer lang, da kann man dann schon ordentlich Fahrt aufnehmen. Im „Comité de prévention“ sei deshalb die Prinzipien-Entscheidung gefallen, die Einkaufsstraße in Zukunft komplett fahrradfrei zu halten. Das „Comité de prévention“ kommt zweimal im Jahr zusammen, um die Sicherheitslage in Esch zu analysieren. An ihm nehmen Vertreter sämtlicher Parteien, die Polizei und die Staatsanwaltschaft teil. 

Wobei Polizei ein gutes Stichwort ist. „Die Polizei fährt hier oft genug durch, aber es geschieht nichts“, sagt Sacha Mariacher, Besitzer des CBD-Ladens „Hanf – der etwas andere Bioladen“. Für ihn sind die Räder in der Alzettestraße „kein Riesenproblem, aber eines der vielen kleinen Probleme, die sich summieren“. Wenn man das Geschäftsleben schon beleben wolle, dann hätten Fahrräder, und vor allem elektrische, nichts in der Fußgängerzone zu suchen.   

Frage des Respekts

Das Verbot steht und fällt also mit der Kontrolle. Und die gab es bis jetzt kaum. „Für mich ist die Sache klar. Man muss die Schilder deutlicher gestalten, dann mit einer Kampagne zwei Monate Aufklärung leisten und anschließend die repressive Phase einläuten“, sagt Pascal Lietz, der gerade mit seinem Partner Neso Durovic in der Alzettestraße unterwegs ist. Der Immobilienmakler sieht das Problem in den elektrischen Rädern, die mit 30 bis 35 km/h durch die Fußgängerzone rasen können und somit Passanten in Gefahr bringen. Klar ist aber auch für ihn, dass es nur mit Strafen geht.

Lilianne und Fernand Bour finden das bedauerlich. „Regeln zu beachten, ist eine Sache der Erziehung und des Respekts“, sagen sie. „Ich habe nichts dagegen, wenn hier Räder durchfahren. Aber nicht so“, sagt Fernand Bour.  Wie es anders gehen könnte, zeige das Beispiel San Sebastián. In der baskischen Stadt sind Radwege in den Fußgängerzonen integriert. „Es ist beeindruckend, wie gut das funktioniert. Aber dort herrscht eine andere Mentalität. Man respektiert sich einfach“, erklärt Bour.

„Von zehn Radfahrern sind sieben gemütlich und verantwortungsvoll unterwegs, drei dagegen führen sich wie Idioten auf und denken, die Alzettestraße sei eine Rennstrecke“: So beschreibt es Georges Mischo. Und weil dieses Problem jetzt schon so lange ungelöst ist, wird nun die Notbremse gezogen. Also heißt es raus mit den Fahrrädern aus der Alzettestraße. Diese Entscheidung sei nicht leicht gefallen, zumal er ja die sanfte Mobilität in Esch fördern wolle, sagt der Bürgermeister. „Die Idee ist nun, Alternativen für Radfahrer rund um die Alzettestraße zu schaffen.“ Die genaue Marschroute hierfür soll demnächst vorgestellt werden. Immerhin hat man ein wenig Zeit, denn der Winter steht vor der Tür, was automatisch zur Reduzierung des Fahrradverkehrs führen dürfte.

BAERCHEN
8. Oktober 2020 - 11.36

Ganz Einfach Cigl Veloen mol sperren well 95 prozent sin just dei Veloen wou Elteren eng belleg Spillsach fir Kanner Kaafen awer guer net mat kreien waat alles geschitt groust Wuert RESPEKT

Galup
8. Oktober 2020 - 11.10

@ Leila : und wie wird ihrer Meinung nach das totale Verbot kontrolliert?

Nomi
7. Oktober 2020 - 16.34

Et ass einfach traureg, datt keen mei' deen aaneren respektei'ert ! Et ass nemmen nach : "Elo kommen ECH an all di Aaner mussen Plaatz machen "" Wierklech traureg Gesellschaft !

Tobago
7. Oktober 2020 - 16.16

Natürlich soll in der Fußgängerzone in der Alzettestraße keine Radfahrer geben. Die Alzette darf schließlich auch nicht mehr da durch.

Robespierrre
7. Oktober 2020 - 13.22

In anderen Ländern ist das seit den 70ern die Regel. Es heißt ja schließlich 'Fußgängerzone' und nicht 'Radweg'.

Leila
7. Oktober 2020 - 12.34

"sollen mehr Kontrollen her" ...die in der Praxis wie aussehen würden? Indem sich der Pechert breitbeinig mit ausgestreckten Armen dem rasenden Rüpel mutig sowie lebensmüde in den Weg stellt? Er könnte auch versuchen, ihn im Vorbeizischen am Ärmel zu packen oder ihm nachrennen...oder...oder...

Jimbo
7. Oktober 2020 - 11.10

Sin mol gespannt, wat vir e Wee dann elo geplangt ass, vir vun der Gemengeplatz bis op dBd Prince Henri mam Velo ze fueren, ouni duerch den Traffik mat den Autoenmussen vun Luucht zu Lucht ze fueren. An jo, ech sin och Velofuerer an hoffen, dass dann och kontrolleiert gett vir dei Ramboen ze bestrofen.

Realist
7. Oktober 2020 - 10.14

@Galup: Dann sollen die 7 "normalen Radfahrer" sich halt bei den 3 "Rowdys" bedanken. Und ohne Ihnen persönlich zu nahe treten zu wollen: Gerade diejenigen, die sich so schnell über "Repression" beschweren sind meist auch diejenigen, die bei vermehrter Polizei- und Pechertenpräsenz als erste vom "Polizeistaat" reden.

de Prolet
7. Oktober 2020 - 10.06

In einer Fussgängerzone sollte das Radfahren prinzipiell verboten sein. Ebenso die E-Roller.

Galup
7. Oktober 2020 - 8.17

Wegen 3 Rowdys dürfen 7 normale Radfahrer nicht mehr in die Alzettestrasse. Anstatt Verbote sollen mehr Kontrollen her, dann ist das Problem gelöst. Aber Repression ist eben angesagt. Auch in little Esch. A propos : wie sieht es mit elektrischen "Trottinettes" aus? Die können auch sehr schnell sein.....