Gewerkschaft19 Monate Diskussion, ohne Ergebnis: OGBL lädt zur Kundgebung für den Bausektor

Gewerkschaft / 19 Monate Diskussion, ohne Ergebnis: OGBL lädt zur Kundgebung für den Bausektor
Klare Forderungen: Neben höheren Löhnen verlangt der OGBL unter anderem ein Recht auf Fortbildungen und eine Erhöhung der Urlaubstage Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Im Bausektor stagnieren die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag, die Arbeitgeber fürchten die große Krise, die neue Regierung macht Zugeständnisse. Mehr als genug Gründe für den OGBL, eine Kundgebung einzuberufen.

„Irgendwann ist Schluss“, sagt Jean-Luc De Matteis, Zentralsekretär des OGBL-Syndikats Bau, Bauhandwerk und Metallkonstruktionen. Seit 19 Monaten verhandeln die Gewerkschaften nun schon mit den Arbeitgebervertretern über einen neuen Kollektivvertrag für den Bausektor. Der letzte war im Jahr 2021 ausgelaufen, das Patronat wollte ihn verlängern, ohne neu zu verhandeln. Das hatte die Gewerkschaften auf den Plan gerufen. „Wir haben viel gestritten und viel diskutiert“, so De Matteis, aber es sei keine Bewegung in die Verhandlungen gekommen. Deshalb hat der OGBL am Donnerstagabend zu einer ersten Kundgebung für die Angestellten im Bausektor im Gewerkschaftscasino in Bonneweg geladen. Ein erster Schritt, für „bessere Arbeitsbedingungen, bessere Löhne und sichere und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze“, wie es in der Ankündigung heißt.

Die Kundgebung sei eigentlich nicht als Reaktion auf die Pläne der neuen Regierung gedacht gewesen, sagt De Matteis. Sie war bereits seit sechs Wochen geplant – also schon vor der Veröffentlichung des Koalitionsvertrags von CSV und DP. Die Pläne der neuen Regierung bereiten den Gewerkschaftern aber neben den stockenden Verhandlungen zum Kollektivvertrag Unmut. Besonders die Flexibilisierung der Arbeitszeiten im Bausektor sei etwas, was sich Arbeitgeber seit jeher gewünscht haben, sagt De Matteis. Auch andere geplante Maßnahmen im Bereich Logement seien sehr im Sinne des Patronats, so der OGBL-Zentralsekretär. „Jetzt bekommen sie alles, was sie wollen.“ 

Kein PME für den gesamten Bausektor

Der OGBL fordert neben höheren Löhnen und einer höheren Jahresendprämie unter anderem ein Recht auf Fortbildungen mit einer den Qualifikationen entsprechenden Entlohnung und eine Erhöhung der Urlaubstage von 27 auf 30 pro Jahr. Arbeitgebervertreter haben diesen Forderungen in den vergangenen Monaten immer wieder entgegengehalten, dass der Bausektor auf eine Krise zusteuern würde. Das „Groupement des entrepreneurs“ und der Handwerksverband („Fédération des artisans“) veröffentlichten im August eine Mitteilung, in der es hieß, die gesamte Baubranche werde in den kommenden Monaten „mit einem drastischen Rückgang ihrer Aktivitäten konfrontiert sein“. Handwerksverband und Handwerkskammer („Chambre des métiers“) warnten im Sommer vor leeren Auftragsbüchern.

Jean-Luc De Matteis, Zentralsekretär des OGBL-Syndikats Bau, Bauhandwerk und Metallkonstruktionen
Jean-Luc De Matteis, Zentralsekretär des OGBL-Syndikats Bau, Bauhandwerk und Metallkonstruktionen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante
Sektoral bekommen wir keinen Kollektivvertrag verhandelt, aber jetzt wollen sie einen sektoralen PME

Jean-Luc De Matteis, OGBL-Zentralsekretär

De Matteis sieht die Situation differenzierter. Die Branche sei heterogen, einigen Unternehmen gehe es gut, andere seien von der Baukrise stärker betroffen. Weniger Arbeit gebe es vor allem im Bereich des Wohnungsbaus. Der mache laut De Matteis aber nur 20 bis 25 Prozent des gesamten Bausektors aus. Die Forderung des Patronats nach einem sektoralen Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung („Plan de maintien dans l’emploi“, PME), mit dem sich die Arbeitgebervertreter schon vor Monaten an die Gewerkschaften gewendet hatten, findet De Matteis deshalb überzogen. Unterstützungsmaßnahmen seien für einzelne Unternehmen nötig, nicht für den gesamten Bausektor. „Sektoral bekommen wir keinen Kollektivvertrag verhandelt, aber jetzt wollen sie einen sektoralen PME.“ Dahinter stecke für den OGBL-Zentralsekretär lediglich der Wunsch der Arbeitgeber nach staatlich unterstützter Kurzarbeit – eine mögliche Maßnahme innerhalb eines PME.

Nach der Kundgebung am Donnerstagabend treffen sich im Laufe des Freitags Vertreter des OGBL mit Arbeitgebervertretern für weitere Gespräche. Am selben Tag soll außerdem ein Treffen zwischen der Gewerkschaft und den Ministern Mischo (Arbeit) und Delles (Wirtschaft) stattfinden, in dem es um das Baugewerbe gehen wird.