Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

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(dpa-Archiv)

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LUXEMBURG - „Jugendgarantie“, der Begriff steht für ein von der EU angekurbeltes Projekt, jugendlichen Arbeitssuchenden binnen einer gewissen Frist einen Job oder zumindest eine Beschäftigung zu vermitteln.

In Luxemburg hat sich die Politik zum Ziel gesetzt, jugendlichen Stellensuchenden unter 25 Jahren binnen vier Monaten eine Beschäftigung zu vermitteln. Über den Erfolg bzw. den Misserfolg der Initiative wurde am Donnerstag in einem öffentlichen Hearing im Parlament diskutiert.

Es war Parlamentspräsident Mars di Bartolomeo, der bei einem Gespräch mit Verantwortlichen der CGJL („Confédération générale de la jeunesse du Luxembourg“) Anfang des Jahres den Anstoß zu dem Hearing gab, an dem sich neben Beschäftigungsminister Nicolas Schmit und Unterrichtsminister Claude Meisch auch eine Reihe von fast ausschließlich jungen Abgeordneten beteiligten.

Im Verlauf der rund zweieinhalbstündigen Diskussionsrunde zeigten sich die Jugendlichen eher skeptisch. Die Idee sei sicherlich begrüßenswert, allerdings klaffe zwischen Anspruch und Wirklichkeit allzu oft eine deutliche Lücke. Die Thematik müsse von der Politik ressortübergreifend angegangen werden, resümierte Maurice Losch. Nicht nur im Arbeitsministerium, auch in vielen anderen Ministerien müsse an Stellschrauben gedreht werden. Kritik gab es aber für das Patronat – das nicht am Hearing beteiligt war.

Keine billigen Arbeitskräfte

Die Vertreter der Jugendlichen fühlen sich allzu oft von den Arbeitgebern als billige Arbeitskräfte missbraucht. „Sie verlangen Qualifikation, wollen dafür aber nicht bezahlen“, diese Kritik klang immer wieder durch. Für die meisten Jugendlichen beginne der Einstieg ins Berufsleben so mit Erfahrungen in Sachen Prekarität. Das sei alles andere als motivierend. Eine Darstellung, die Arbeitsminister Nicolas Schmit nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen wollte. Chefs, die systematisch nach Stages (CIE/„Contrat d’initiation entreprise“) Jugendliche nicht oder nur mit zeitlich befristeten Verträgen (CDD) übernähmen, würden aus dem Programm genommen, betonte er.

Unter Druck geriet am Donnerstag streckenweise auch Unterrichtsminister Claude Meisch. Ein guter Schulabschluss sei keine Garantie mehr für einen Job, hieß es immer wieder. Während einige den Grund dafür in Diplomen sehen, die immer weniger wert seien räumten andere ein, dass ein Diplom eben noch keine praktische Erfahrung ersetze. Der Minister verwies darauf, dass die Forderung eines verstärkten Tutoriats Teil der angestrebten Reform sei.

Meisch nahm aber auch die Jugendlichen in die Pflicht. Natürlich könne man niemanden in eine berufliche Richtung zwingen, die ihm absolut nicht zusage, dennoch staune er manchmal über Ausbildungswünsche, die weit von den Bedürfnissen der Wirtschaft entfernt seien. Wie bereits in seiner Eröffnungsrede Parlamentspräsident Mars di Bartolomeo riet auch Meisch Jugendlichen, bei ihrer Suche zunächst auch mal einen Job anzunehmen, der nicht ihrem Traumjob entspreche.

Zielgruppe erweitern

In einem Punkt allerdings waren sich alle einig: Das gestrige Hearing soll nicht das letzte dieser Art bleiben.
Das Projekt einer jugendlichen Beschäftigungsgarantie soll seine Chance bekommen, spätestens Ende des Jahres bzw. Anfang 2015 will man sich erneut zu einer Bestandsaufnahme zusammensetzen.

Dann könnte auch die politische Entscheidung fallen, die Zielgruppe auf Jugendliche bis 30 Jahre auszuweiten, ließ Minister Nicolas Schmit durchblicken.