Zweiter Anschlag auf Kirchen binnen Stunden

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Bei zwei Bombenexplosionen in Ägypten sterben mindestens 31 Menschen. Die IS-Miliz reklamiert die Anschläge gegen Kopten für sich.

Bei einer Bombenexplosion in einer koptischen Kirche in Ägypten sind am Sonntag mindestens 25 Menschen getötet worden. Bei dem Anschlag während einer Messe in der Mar-Girgis-Kirche in Tanta, 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kairo, seien überdies 59 Menschen verletzt worden, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium mit. Wenige Stunden später kam es zu einem weiteren tödlichen Anschlag auf eine Kirche der koptischen Glaubensgemeinschaft in der Hafenstadt Alexandria.

Mittlerweile reklamiert die IS-Miliz die Anschläge gegen Kopten für sich. „Kommandos des Islamischen Staats haben die Angriffe auf die beiden Kirchen in Tanta und Alexandria ausgeführt“, erklärte die Agentur Amaq, das Propaganda-Sprachrohr des IS, am Sonntag im Internet. Im Februar hatte der IS in einem Video zu Gewalt gegen Ägyptens Kopten aufgerufen, hunderte Angehörige der Minderheit flohen bereits von der Sinai-Halbinsel.

Der Gouverneur von Gharbija, Ahmed Deif, sagte dem Fernsehsender Nile News am Telefon, die Explosion habe sich im Inneren der Kirche ereignet. Möglicherweise habe es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt. Sicherheitskräfte hätten die Umgebung der Kirche nach möglichen weiteren Sprengsätzen durchkämmt, sagte Deif.

Nur wenige Stunden nach der Explosion nahe Kairo kam es in Alexandria zu einem weiteren Anschlag auf eine Kirche. Dem staatlichen Fernsehen zufolge wurden hierbei mindestens sechs Menschen getötet und 26 weitere verletzt. Der Sender bezog sich dabei auf Angaben aus dem Gesundheitsministerium. Die staatliche Zeitung „Al-Ahram“ berichtete, die Explosion außerhalb des koptischen Gotteshauses St. Markus sei durch einen Selbstmordattentäter verursacht worden, der zuvor am Einlass in die Kirche gehindert worden sei.

Die koptische Gemeinde in Tanta hatte Palmsonntag gefeiert und sich damit auf das Osterfest in einer Woche vorbereitet. Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Angriffen ausgesetzt. Im Dezember vergangenen Jahres hatte sich ein Selbstmordattentäter während einer Sonntagsmesse in der koptischen Kirche St. Peter und Paul in Kairo in die Luft gesprengt. Etwa 30 Menschen wurden damals getötet.

Papst reist Ende April nach Kairo

Es war der schwerste Anschlag auf die koptische Gemeinde in Ägypten seit dem Anschlag auf eine Kirche in der Küstenstadt Alexandria, bei dem am Neujahrstag 2011 mehr als 20 Menschen getötet worden waren. Papst Franziskus wird Ägypten am 28. und 29. April besuchen. Dabei will er auch seine Solidarität mit den Kopten zum Ausdruck bringen.

EU sichert Solidarität zu

Nach den beiden Anschlägen auf koptische Christen hat die Europäische Union Ägypten Solidarität im Kampf gegen den Terror zugesichert. „Die Verantwortlichen für die Angriffe müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Sonntag in Brüssel.

Sie erinnerte daran, dass Palmsonntag einer der heiligsten Tage für Christen in aller Welt sei, und fügte hinzu: „Gläubige sollten immer in Frieden beten können, egal, woran sie glauben.“